Soldatenlied

[64] Es ist kein schöner Leben,

Als Musketier zu sein,

Sein teures Blut hingeben

Ums Vaterland allein

Für zweiundzwanzig Pfennige...


Wir schmeißen unsre Beine

Wohl im Parademarsch.

Der Hauptmann heißt uns Schweine,

Der Leutenant ist weniger barsch

Für zweiundzwanzig Pfennige...


Wenn nicht die Madeln wären

In Küche und in Haus,

Die unsern Rock verehren,

Wie hielten wir es aus?

Für zweiundzwanzig Pfennige..?


Sie aber stehn des Abends

Um Acht vor der Kasern',

Und Wurst und Schinken habens,

Die ißt ein Musketier so gern

Für zweiundzwanzig Pfennige...[64]


Doch sind die beiden Jahre

Vergangen und zu End:

Schorschl ade und Kare,

Und Mari, nicht geflennt!

Für zweiundzwanzig Pfennige...


Ich bin gelernter Schuster,

Such mir mein Unterhalt,

Und hab ich ihn gefunden,

Juchhe! dann ist die Hochzeit bald...

Für zweiundzwanzig Pfennige...[65]


Quelle:
Klabund: Morgenrot! Klabund! Die Tage dämmern, Berlin [1913], S. 64-66.
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Morgenrot. Klabund. Die Tage dämmern. Gedichte von Klabund pseud. (German Edition)