4. Lob der Gottes Gebärerin

[242] 1.

Morgenroth/ kömt bunt gefahren/

Lilien gleich/ und Rosenblut[242]

auffgekräust mit Saftranhare

schmutzelt mit rothgelber Glut;

Du bist schöner als der Wagen

der den Morgen bringt getragen/

Schönste Maria.


2.

Kaiserlich der Sternen Kayser/

fährt in güldnẽ Wapenkleid

unn durchgutscht der Thire Häuser

als ein Schiedesman der zeit/

du bist güldner als der Wagen

der den Tag bringt her getragẽ/

Güldne Maria.


3.

Prangend prangt in Prangewagen

deß Gewitters Wöchnerin

jhre Hörner abwerts hangen

mit verbuhlten Sinn und Kin/

Du bist Silbern als der Wagen

der die Nacht bringt her getragen/

Silber Maria.[243]


4.

Schön ists wenn in schönen Reyen

bey verschneiter Winternacht/

der gestirnte Blumen Mayen

in den blauen Auen lacht/

Du bist schöner anzuschauen

Stern der Jungfern und der Frauen/

Sternlein Maria.


5.

Sonnen Sonne/ dich bekleidet

der gantz güldne Sonnenflor/

Dein Fuß tritt den Mond/ der weidet

den beflamten Götter Chor/

zwölff der Sternen dich bekräntzen/

die auff deiner Crone gläntzen/

Krone Maria.


6.

Moses-hecke die da glüet/

sonder Kolen sonder Glut/[244]

Aarons-Ruhte die da blüet/

träget Mandeln sonder Flut/

Engelspeise her geflossen/

Gartenbrunnen zugeschlossen/

heilge Maria.


7.

Marmor Tempel ohne Hammer/

durch die Wolcken auffgeführt

Thor ohn Schloß und ohne Klammer

Vest verriegelt/ unberührt/

Jacobsleiter/ Regenssegen

Bundeslade/ Thauesregen/

Wundre Maria.


8.

Dich der Jungfer Zierd und Ehre

Aller Weiber Kron vnd Glantz/

Lieben alle Engel Chöre/

Es sing aller Jungfern Krantz:

Nichts kan schöners auff der Erden/

weit und breit gefunden werden:

Als die Maria.

Quelle:
Johann Klaj: Friedensdichtungen und kleinere poetische Schriften, Tübingen 1968, S. 242-245.
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