Funfzehntes Kapitel

Vom Hochverrate

[399] Fr. Was begeht derjenige, mein Sohn, der dem Aufgebot, das der Erzherzog Karl an die Nation erlassen hat, nicht gehorcht, oder wohl gar, durch Wort und Tat, zu widerstreben wagt?

Antw. Einen Hochverrat, mein Vater.

Fr. Warum?

Antw. Weil er dem Volk, zu dem er gehört verderblich ist.

Fr. Was hat derjenige zu tun, den das Unglück unter die verräterischen Fahnen geführt hat, die, den Franzosen, verbunden, der Unterjochung des Vaterlandes wehen?

Antw. Er muß seine Waffen schamrot wegwerfen, und zu den Fahnen der Österreicher übergehen.

Fr. Wenn er dies nicht tut, und mit den Waffen in der Hand ergriffen wird: was hat er verdient?

Antw. Den Tod, mein Vater.

Fr. Und was kann ihn einzig davor schützen?

Antw. Die Gnade Franzens, Kaisers von Österreich, des Vormunds, Retters und Wiederherstellers der Deutschen.[399]

Quelle:
Heinrich von Kleist: Werke und Briefe in vier Bänden. Band3, Berlin und Weimar 1978, S. 399-400.
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