Vierter Auftritt.

[16] Clarisse und Lysimon.


CLARISSE. Nu, werden sie sich denn einmal entschliessen, ihrer Tochter einen Mann zu geben? ich dächte, es wäre einmal Zeit. Wenn[16] sie wüßten, wie schwer es mancher wird, daß sie mit Ehren das zwanzigste Jahr erreicht.

LYSIMON. Es wird ja nicht allen so schwer worden seyn wie dir –

CLARISSE. Nein, nein, sie ziehn uns so lange schon auf; und das sage ich ihnen, wenn sie ihre Tochter nicht itzt noch im Fasching verheyrathen, so will ich ihr selbst den Rath geben, sie soll sich knall und fall mit dem copuliren lassen, der ihr am besten ansteht. Wenn nur ihre Mutter noch lebte, so wollten wir sie nicht einmal fragen; denn die Mütter sollten eigentlich nur können mit ihren Töchtern disponiren. Die Väter, ja – mit einem Gut schalten und walten zu wollen, das so selten ihnen gehört.

LYSIMON. Du behältst doch immer dein giftiges Maul.

CLARISSE. Ey, ich rede die Wahrheit.

LYSIMON. Nu, darnach wird die Jungfer vielleicht auch heyrathen wollen?

CLARISSE. Ja, es wird so herauskommen.

LYSIMON. So?

CLARISSE. Hm, wird es mir vielleicht übler anstehn, eine Frau zu machen, als einer andern?

LYSIMON. Und der holde Hr. Bräutigam?

CLARISSE. Ach foppen sie nur, sie sollen nicht lang mehr foppen.

LYSIMON. Höre ich nicht meine Tochter? Geh, und laß uns allein. Sobald ich deine weise Conferenz dazu brauchen werde, so werde ich nicht ermangeln –

CLARISSE. Das ist so ein alter verschmitzter Kopf, aber –


Quelle:
Chr[ristian] G[ottlob] Klemm: Der auf den Parnass versetzte grüne Hut. Wien 1883, S. 16-17.
Lizenz:
Kategorien: