Zweite Scene.


[146] Die Könige von Trilinik steigen aus ihren Gräbern heraus, spazieren mit ihren Königinnen heran. Alle Gerippe.


CAROMASKOS VATER. Mein Sohn Caromasko, schon hab ich vernommen, daß du da bist. – Also hast du die schweren Regierungs-Geschäfte auch abgeladen, und dich zu uns verfügt, um über die Gebrechlichkeit der heutigen Höfe raisonniren zu helfen. Ich höre ja, daß allerley dummes Zeug vorgehen soll. Einige Monarchen lassen sich einfallen, sich Menschenfreunde zu nennen, zu thun wie der Pöbel – Ja, sogar Armeen zu führen – Staats-Geschäfte zu treiben –

CAROMASKO. Mein König und Vater! davon weiß ich all nichts. Ich regierte über Trilinik, und das machte mir so wenig Sorgen, als das was sie jezo sagen.

KÖNIG. Ist's an dem, so stell ich Euch erhabene Vorfahren! meinen würdigen Sohn Caromasko vor, der nach uns den Thron von Trilinik mit Ehren bekleidet hat.

DIE KÖNIGE. Willkommen!


Die Königinnen halten ihre Unterredung vor sich.
[146]

EIN KÖNIG. Was spricht man von mir?

DIE ANDERN. Von mir? Und von mir?

KÖNIG CAROMASKO. Darf ich fragen, wie mein Ahnherr heißt?

KÖNIG. Chrysal heiß ich, der Große!

KÖNIG CAROMASKO. Chrysal! Chrysal! – Nichts – Nichts –

KÖNIG CHRYSAL. Was sagen Sie nun, würdige Könige! So viel Länder hab ich mit Trilinik vereinigt, worauf wir kein Recht hatten, als weil sie uns gefielen. So viel Schlachten gewonnen, so viel Schulden gemacht, und man spricht nichts von mir! –

SEIN NACHFOLGER. Ich weiß davon, denn ich mußt die Schulden bezahlen –

EIN ANDERER KÖNIG. – Und was sagt man von mir?

KÖNIG CAROMASKO. Den Namen Groß-Papa!

KÖNIG. Straldo! Straldo!

KÖNIG CAROMASKO. Straldo! – Nichts –

KÖNIG STRALDO. Nichts, und alle Bücher wurden mir dedicirt! schlechte Kerl's die Autoren, die sich durch meinen Namen die Ewigkeit versprachen! Ich versteh alle Wissenschaften. Ruinirte ganze Länder. Und als mein General die Baroater schlug, schlief ich nur eine Stunde davon –

KÖNIG CAROMASKO. Meine Herren, eins in allem zu sagen. So lang ich lebte, sprach man von mir, jezt spricht man von Seiden-Wurm, der so dumm ist wie eine Nus. Wers versteht, machts wie ich, und kümmert[147] sich um nichts. Wenn Prinz Seiden- Wurm, vom schönen Institut der Erstgeburth –


Der Hahnen-Schrey und alles verschwindet.

Ende des ersten Akts.

Das Parterre sah sich an, und gukte dumm nach der Loge des großen Königs.


DER GROSSE KÖNIG sagte aber. Ali, entweder ist das Ding erschreklich dumm; oder so gescheidt, daß ich's nicht versteh. Wer nicht hier in der Loge sässe, könnte ein Grausen empfinden, so lumpicht und ekelhaft sehen die Majestäten von Trilinik. Der Kerl aber machte es gut, und hatte viel Bauch für die Rolle.

ALI. Deine Majestät muß es so nehmen, wie es ist. Denn so lange du nichts anders sehen wirst als Könige, und andre Menschen dich nicht interessiren –

ZUMA rief. Aber der Hahn hat vortreflich gekreht, tout naturellement. Man sollte fuori rufen.

AUF EINMAL RIEF ALLES. Fuori der Hahn!


Der Hahn aber kam heraus und krehte. Alles klatschte, und es gefiel seiner Majestät –

Salmarez und Starlikonik stekten die Köpfe zusammen, und so begann.

Quelle:
Friedrich Maximilian Klinger: Dramatische Jugendwerke. Band 3, Leipzig 1913, S. 146-148.
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