Achte Scene.

[180] GENERAL BONZE tritt herein. Erwache Monarch von Trilinik, und fange deine Regierung mit Menschen bessern an! Siehe, dein Volk lauft den Huren nach! buhlt mit fremden Gözen! Sie sind alle bis auf den Grund verderbt, und gleichen den räudigen Schafen! Schlachte ab, was sich nicht bessern will! Keiner ist der nach uns frage. Die Opfer sind selten, und die Tempel leer. Sie blähen sich mit Wissen und verachten uns. Die Welt liegt im Argen, gehts so fort, so wird Trilinik in Feuer aufgehn. Der Menschen Verstand nimmt überhand, sie gebrauchen ihn zum Bösen. Die seelige Dummheit der Seelen. Die Quelle des Glaubens ist verstopft. Sie arbeiten an ihrem Geist, wie an ihren[180] Gärten, und uns gehört er zum Bebauen. Schon reden sie von den Fürsten, wie von Menschen. Ein Uebel zieht das andre nach sich. Drum rotte den Saamen des Verstands aus. Verbrenne die Leute, die Verstand und Gefühl ausbreiten, damit das Volk wieder in die alte Höhle trete, nach unsrer Vorschrift lebe und dich verehre. Das Bücherschreiben nimmt überhand und ist ohne Ende. Meine Betrachtungen auf alle Tage wirft man in die Winkel. Anguis in herbis. Das vergiftet die Seele. Die Welt gleicht einer wurmstichigten Nuß, die die Dämonen anfressen. Steure dem Unwesen! du bist das Bild der Tugend! Denke daß alles verderbt ist, und daß du auf Zernichtung hinein donnern mußt!

PRINZ SEIDEN-WURM. Ists so gar schlimm mit den Menschen – was meinst du Bim!

MINISTER BIM ihm ins Ohr.

Mit diesem dürfen wirs nicht verderben

Laß ihn also nur immer lermen

Und bezahl ihm seinen Eifer

So wird aufhören sein wüthiger Geifer

Denn darum ists ihm doch zu thun –

PRINZ SEIDEN-WURM.

Wir selbst sind an der Reformatur

Drum seyd Ihr eingeladen zur großen Cur.

GENERAL BONZE. So zittert Ihr Denker und Philosophen! Ab.

PRINZ SEIDEN-WURM. Einen andern! der ist zu toll Bim![181]

MINISTER BIM. Audiatur & altera pars. Hier steht ein Philosoph. Ein berühmter Name.

PRINZ SEIDEN-WURM. Laß ihn kommen!


Quelle:
Friedrich Maximilian Klinger: Dramatische Jugendwerke. Band 3, Leipzig 1913, S. 180-182.
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