Neunte Scene.

[194] HARLEQUIN sieht aus dem Thurm heraus, ist in Ketten. Da siz ich! Was für ein Kopf ich bin! Das ganze Königreich hab ich in Verwirrung gebracht. Hu! wie's unter einander geht in Trilinik! Laß deine Ketten immer raßlen Harlequin! Alle Genies, die Neurung in der Welt machen, werden von dir reden, und deinen Namen verherrlichen. Ich wär ein Mann, die Republiken zu zerzausen! Was geht dir ab Harlequin, du hast Zufriedenheit in dir! Am Ende bist du noch nicht unterm Galgen. Da wollen wir reden, und des Hanswursts Frau soll in Stüken zerrißen werden. Prinz Seiden-Wurm wird ein dummes Gesicht machen! daß ich das nicht seh! daß ich das nicht seh! das allein ärgert mich! – Aber wenn nur die Bestie von Colombine meine Pedrilla in Acht nimmt, sonst stiehlt ihr Prinz Zed hübsch die Ehre, und läßt sie fein prinzlich sizen. – Wie der Pöbel rennt! Ich muß ein Liedel singen, um sie aufmerksam zu machen, und die politische Pest in ihre Köpfe bringen. Singt.

VOLK. Wer sizt da oben, da alles Freyheit hat?

HARLEQUIN. Ha! ha! – Ein Staats-Gefangener, der Euch durch den Wundermann von Rotonier von allen Thorheiten curirte. Euch Prinz Seiden-Wurm verdächtig[194] machte. Euch den Tapfersten wählen hieß. Euer wohlgesinnter Mitbürger, sonst Hanswurst, jezt Harlequin, der Euch so oft zu lachen machte, wenns der König erlaubte. Minister Bim hat mich auf Befehl des Prinz Seiden-Wurms hier eingesperrt, weil ich ein Patriot bin –

VOLK. Ein Patriot! Stürmt! Reißt die Mauren nieder! Sie stürmen hinein, und reißen alles zusammen. Harlequin springt heraus.


Quelle:
Friedrich Maximilian Klinger: Dramatische Jugendwerke. Band 3, Leipzig 1913, S. 194-195.
Lizenz:
Kategorien: