Zweite Szene

[1187] MOHR tritt weinend auf. Ich kann keinen finden von ihnen. Ach mein Lord, mich allein gelassen! Und kann auch den guten andern Lord nicht finden, dem ich so viel zu erzählen habe. Ich armer Knabe! ich![1187]

CAROLINE. Guter Junge! guten Morgen!

MOHR. Ja, liebe Miß! wie ich aufwachte, war mir recht lustig, da hatt ich eben die ganze Nacht meinen Vater, den Zuckai, und meine Mutter besucht. Du kennst ihn nicht. Ei du solltest ihn kennen, und wie ihn die Nachbarn liebhaben, und die Feinde fürchten. Sie wollten mich nicht fortlassen, und gaben mir zu essen allerlei. Jetzt bin ich traurig.

CAROLINE. Armer Knabe!

MOHR. Gute Miß! wo sind wir dann? Was knallt denn so immer fort? Weißest du denn nicht, wo der Lord ist, mit dem mein Lord und der Alte so bös ist? Er war so traurig wie du, und ich wollte ihn lustig machen.

CAROLINE. Du? Wen?

MOHR. Ja ich. Wie er heißt, weiß ich nicht. Aber wegen seinem Vater. Dir darf ich's nicht sagen, gute Miß! ob du mich schon nicht verraten würdest, weil du gut bist. Ich hab sie angetroffen. Heisa! drückte mich der Alte! Sieh einmal Miß, er küßte mich, und meine Wangen waren naß, da ward meine Brust dick drüber, daß ich nicht Atem genug hatte. Er ist gar gut, der Alte.

CAROLINE. Wer denn, lieber Knabe?

MOHR. Still Miß! still! du könntest mir's eben ablauschen, und ich plauderte alles. Dein Vater ist ihm nicht gut, und des Kneipens, Schlagens, Tretens wäre kein Ende für mich. Horch! es kommt jemand. Das ist gut. Ich will den Lord suchen.

CAROLINE. Komm mit mir!

MOHR. Ich will dir weinen helfen, gute Miß! ach ich habe oft zu weinen! wir Schwarzen lernen weinen gar früh von euch, aber ihr lacht dann!


Geht ab.


CAROLINE. Du sollst nicht weinen, Knabe, bei mir.


Quelle:
Sturm und Drang. Band 2, München 1971, S. 1187-1188.
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