Der Tod

[192] O Anblick der Glanznacht, Sternheere,

Wie erhebt ihr! Wie entzückst du, Anschauung

Der herlichen Welt! Gott Schöpfer!

Wie erhaben bist du, Gott Schöpfer!


Wie freut sich des Emporschauns zum Sternheer wer empfindet

Wie gering er, und wer Gott, welch ein Staub er, und wer Gott

Sein Gott ist! O sey dann, Gefühl

Der Entzückung, wenn auch ich sterbe, mit mir!


Was erschreckst du denn so, Tod, des Beladnen Schlaf?

O bewölke den Genuss himlischer Freude nicht mehr!

Ich sink' in den Staub, Gottes Saat! was schreckst

Den Unsterblichen du, täuschender Tod?
[193]

Mit hinab, o mein Leib, denn zur Verwesung!

In ihr Thal sanken hinab die Gefallnen

Vom Beginn her! mit hinab, o mein Staub,

Zur Heerschaar, die entschlief!


Quelle:
Friedrich Gottlieb Klopstock: Oden, Band 1, Leipzig 1798, S. 192-194.
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