1. Szene

[144] Stube eines Försterhauses. Sepp und Lisei sitzen an einem Tisch. Sepp spielt Zither und Lisei spinnt. Das Präludium der Musik schließt sich an das Zitherspiel und die Schnadahüpfln an.


SEPP.

Mei Freud is, was wild is,

Mei Freud is a Gwänd,

Und a Boivn, a Grabn,

Wos Gambs umarennt,

Und a Rosn in Gartn

Wie guat daßs ma gfallt,

Is ma dengerscht no lieber

A wildi in Wald.

LISEI.

Und koan Wildn den mag i nit,

Möchtn nit gschenkt,

Der um etlichi Gambs

An koa Diendl mehr denkt.

SEPP.

Geh stell di nit fuchti,

Es ist dir nit drum,

Und bi draußt grad a Wilder,

Bei dir laampifrumm.

LISEI.

Du möchtst mi gern stimma,

I kenn di guat gnua,

Und i leb scho so aa,

Brauch koan Buabn dazua.

[144] SEPP. Alloa lebn? koan Buabn? koan Mo? O mei Lisei, schau Singt.

A Bix ohni Ho

Und a Diendl ohni Mo

Und a Jaager ohni Schneid,

Da is's allewei gfeit.

LISEI. Natürli! An Stolz habts scho, ees Buabn, daß ma moant, ees waarts gar des Nötigst auf der Welt. Um an Buabn rühr i koan kloan Finger, gel na werds wohl mit der Hand aa Zeit habn.

SEPP. Und du hast mi halt do gern, kost es nit derwartn, bis i hoamkimm, sagst allewei, i soll mi nit derfalln, soll fei achtgebn, recht gern hast mi aa no!

LISEI. Moast? Da schau her, du woaßt scho gar alls, steht grad dahi obs wahr is.

SEPP. Schau, Lisei, i sag glei a so: Wann willst mi heuretn, morgn? heunt? jetz glei? –


Lisei lacht. Beide hören den Knecht eintreten, der nach ihnen schauend stehnbleibt. Sepp fängt wieder an die Zither zu spielen und zu singen.


SEPP.

I ko birschn und jagn

Und d' Zithern aa schlagn,

Geist ma Bussein dafür,

Kost es lerna vo mir.

LISEI.

I ko melcha und maahn

Unds Spinnradl draahn,

Und dees langt schon a Weil,

Hat mi'n Lerna koan Eil.

GIRGL singt spottend drein.

Und du bist scho mei Dienderl,

I 's Büaberl für di,

Und du bist scho mei Hennerl,

Dei Gockl bin i.


Alle lachen.


[145] GIRGL. Ja ja, Herr Sepp, Ees täats, was i mirk, aa lieber in der warma Stubn ebber an Aantn fanga, gel, als in Schnee draußt auf oani passn. Is aa gar kalt bein Wasser, habts recht.

SEPP. Meinoad, es is Zeit zun Aantnfall, es werd scho gar frua Nacht, deesmal hat der Girgl aar amal ebbas Gscheits gsagt. Nimmt seine Flinte. Lisei! pfüt di Gott und halt ma fei 'n Daama, daß mer a rechter Flug eifallt, alls schwarz aufanand, daß i a paar Duzed hoambring.

GIRGL. Sag glei a paar Hundert, dees geht jetz in oan hi.

LISEI. 'n Daama will i haltn, aber bald d' schießt und bringst nix hoam, na muaßt mar 'n Garnhaspi macha und d' Wäsch zammlegn, weil d' gar a so a Wilder bist und a Böser.

SEPP. Is scho grecht Ihr ins Ohr flüsternd. und a Bußl am Weg?

LISEI. Oder nit aa, hats Diendl gsagt, es werds a so aa scho toa.

SEPP. I sag scho, du bist a Wildi Abgehend. Pfüt di Gott, Girgl, i roas, sunst gfriern mir ebba die Brunngraabn ei, ehe i hikimm. Ab.

GIRGL. Pfüt di Gott, daß dir fei d'Hitzn nit ausgenga. – – Ja, Lisei, i glaabs glei, du bist in den Gambsurberl oder Aantnseppi da verkeit! Wie hamm mas, ha?

LISEI. No, und wanns a so waar, was waars nacha?

GIRGL. Na gar nix, was denn, was denn? – Grad dees will i dir sagn, daß dees Bürschl a bißl hoch außi will. Is ihm koa Huatschnur guat gnua, koa Gambsbart schö gnua gfaßt, muaß silberni Knöpf mit Hirschkraanln habn, halt recht fei wier a gnädiger Herr, und danachst san ihm die Damen vo der Herrschaft bigegnet, wier er grad an Fuchs hoamtragn hat. Na hat er ihna den Fuchs zoagt, dees is a Freundlichkeit gwest hin und her, i ho gmoant sie kemma nimmer vonand, und er gsprocha wier a Buach vo der Jagd [146] und halt so schö to. Geh weiter, der macht dir a Weil was für und na schaugt er ihm wieder um an anderni. Und der Vater hat just aa koan großn Glaabn drauf.

LISEI. Jetz mach mi nit fuchti, i kenn 'n Sepp besser, der Sepp is brav, recht brav, zechatausedmal braver als du mit deiner Salbn. Was i woaß, woaß i, und wann i 'n heunt heuret, so is er allemal der rechti Mo.


Arie.


Dems gleich is, is er was d'er will,

A Henna odr a Hoh,

Bua der bideut ihm garn nit viel,

Is nit der rechti Mo,

Der aber schneidi is, verstehst,

Den koaner narrn ko,

Und der was is und is aa was,

Dees is der rechti Mo.


Der allzeit denkt, was soll i's toa,

I ho ja nix davo,

Der übrall nix als gwinna will,

Is nit der rechti Mo;

Der aber denkt, für guati Werk,

Da schaug koan Kreuzer o,

Und der an andern aa was gunnt,

Dees is der rechti Mo.


Der loami is, sei Lebta nie

An Juchezer hat to,

Schau so an armi Seel wie du

Is nit der rechti Mo,

Der aber lusti eini schaugt

In d' Welt, der gfallt ma scho

Und deretwegn gfallt mir aa mei Sepp,

Dees is der rechti Mo!

Jetz hast es gehört und laß mi in Fried.


[147] GIRGL. Ghört hon i's und jetz sing i dir extra aar oas, wie dees grechti Diendl sei soll und wie nit aa, na kost dir dei Sach rausklaubn, du Feispinnerin!


A gschnippigi, gschnappigi,

Dalketi, dappigi,

Na, da is's aus,

Muaßt es habn in Haus,

Abr a willigi, billigi,

Rührigi, gführigi,

Da is a Lebn,

Ko koa lustigers gebn.


A graandigi, haanddigi,

Hitzigi, stützigi,

Da dank i schö,

Bua, da kunnts oan vergeh,

Abr a schneidigi, freudigi,

Tüchtigi, richtigi,

Die werd mei Wei,

Ja, da bin i dabei!


Und dees sag dir i, Lisei, bist wie d'er will, du gfallst ma und was gilts, i heuret di no ehnder als der Raatschnbartl da!

LISEI. Waar ma nit lieb! Geh und schaug bein Stall, ob der Vater nit kemma is, daß d' ihms Roß eistellst, dees is gscheiter!

GIRGL. Wahr is's, er werd nimmer lang ausbleibn! Ab.

LISEI. Muaß ma si no irgern mit den Girgl da. Na, mei Sepp is a guata Mensch und is schier a Sünd, daß i ihm nit glei umn Hals fall, wie se si ghöret; aber a Diendl is halt so an arms Ding und solls nit mirka lassn daßs sein Buabn gern hat, soll si allewei dagegn wihrn und davolaaffa. Dees is scho a recht a zwiderna Brauch, und wann der Sepp a so[148] waar und waar a falscher, na kunt er ja do nit so lieb daherredn und so schö toa.


Man hört draußen Schellengeläut eines anfahrenden Schlittens und den Wind pfeifen.


Aha, jetz kimmt der Vater! Zündet ein Licht an.


Quelle:
Franz von Kobell: Ausgewählte Werke. München 1972, S. 144-149.
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