2. Szene

[149] Der Förster mit Girgl tritt auf.


FÖRSTER seinen Mantel schüttelnd. Sakra, geht a Wind heunt und waaht, daß d' moast, aus is's! Sei froh Lisei, daß d' nit mitgfahrn bist, i bi kloa derfrorn.

LISEI ihm den Mantel abnehmend. Hat schon a so ausgschaugt, als wanns schiech toa wollt. Soll Enk was zessn bringa oder mögts a Bier, Vater.

FÖRSTER Setzt sich in einen Lehnstuhl. Derwei a Bier, is ma drum a Pfeifei Tabak zraacha, bi ja draußt vor lauter Wind nit dazuakemma.

LISEI. Glei bring i's Ab.

FÖRSTER. Wo is der Sepp?

GIRGL. Er is am Aantnfall, is nit lang furt.

FÖRSTER. No, heunt hat er a Wetter dazua, da fallns nit ungern. Zündet die Pfeife an. Ja Girgl, 'n Schimmi hätt i guat verkaafft, hatn der Forstner vo Burgdorf gnumma.

GIRGL. Der Forstner gel, ja ja, was macht er denn?

FÖRSTER. Is ganz wohlauf. Zu Lisei, die das Bier bringt. Laßt di schö grüßn, der Forstner vo Burgdorf.

LISEI. I dank, habtsn gsegn, Vater, is er wohlauf?

FÖRSTER. Mei, ja. Is halt allewei lusti, a narreti Seel, und a Gschichtl hat er ma verzählt, da hamm ma viel glacht mitanander. Denkts no, die Gschicht, dees is scho merkwürdi, was in Preussn auf an Guat gschegn is. Da haust a Graf, der hat a wunderschöni Tochter und möchts gern verheuretn, [149] aber sie mag halt nit und wollt ehnder a Klosterfrau wern, sagt s'. Der Graf is schier ausananda drüber, und weil er halt gar nit auslaßt, so sagt s' aufamal ('s is ebber a zwoa Wocha her), sie will heuretn, aber er soll ihr sei Ehrnwort gebn, daß ihm der recht is, den sie raussuacha will. Der Graf voller Freud hat an nix denkt und gibt ihrs Wort vor vieli Zoagn. Was tuat die jung Gräfin? – Da hat si dort in Schloßgartn in an Altwasser a Roaga gfangt mit an Staandl in ra Wurz, nett daß er nimmer weiter kinna hat und der Roaga hat an goldern Ring an den Staandl ghabt mit ra Schrift die nimd verstandn hat, arabisch hamms gsagt, waars oder türkisch. No, die Gräfin laßt den Roager an andern Ring amacha mit ihren Wappn, laßtn fliegn und sagt, sie will den heuretn, der ihr den Ring wiederbringt.

GIRGL. Ja warum nit gar!

LISEI. Ah na!

[150] FÖRSTER. Und es ist halt do a so, wann er an ordentlicher Mensch is, so heuretsn, und der Graf hats zuagsagt, da kinnts es druckt lesn, es is ausgschriebn. Gibt dem Girgl ein Zeitungsblatt.

GIRGL die Zeitung betrachtend. Ja narret, dees is ja do aus der Weis!

FÖRSTER. Mei, dees Ganz werd halt a so sei: Die Fräula denkt ihm leicht, der Roaga werd scho wieder higeh, wo er herkemma is, ins Arabien hintri oder zu die Türkn oder Mohrn, und der 'n dort ebba fangt, werd leicht vo der Gschicht nix derfahrn und sie bräucht na nit zheuretn, weils halt amal nit mag. – Und da hon i mit den Forstner vo Burgdorf a so lacha müssn, weil er gsagt hat, er taat jetz nix anders mehr, als auf Roaga birschn und asteh, und er will die Gräfin kriegn und einiroasn ins Preussnland und an Gschloßherrn macha und was woaß i.

GIRGL. Ja dees waar freili a Gschpaß, aber was gschicht na, bal jetz wegnmeiner den Roager a geistlicher Herr derschießt, kunnt ja aa leicht sei! Da is glei der neu Kapla, der pulvert ja umanand, daßs a Freud is.

FÖRSTER. No, na werd sie scho wieder was anders ausstudiern, es is ihr grad drum, daß s' a Weil an Fried hat, dees mirkt ma wohl.

LISEI die etwas unruhig einigemal zum Fenster hinausgesehen. Was san denn dees für Vögl, Vater, ho nie oan gsegn.

FÖRSTER. Hast halt koan gsegn, san großi Wasservögl, langhalset mit an lange Schnabi, auf an Art wier a Storch a so. Hamm an diewein oan gschoßen, bei die Brunngraabn, wo der Seppi heunt hi is. – Aber Girgl, mir müssn no 'n Schlittn auspacka, i ho allerhand mitbracht, geh zua, daß i nacher an Rua ho. 's Lisei kunnt derwei 's Essn herrichtn. Beide ab.


Quelle:
Franz von Kobell: Ausgewählte Werke. München 1972, S. 149-151.
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