Anhang

Zu den wilden Thieren. Von der Jägerey und dem Jagen.

[342] Das Jagen oder die Jägerey ist ein bey jetziger Zeit den fürnehmen Herren geistlich- und weltlichen Stands sehr gewohnte und angenehme Lust und Ubung / welche nicht nur zur Gesundheit des Leibs sehr dienlich ist / sondern auch den tapfferen Kriegs-Ubungen in vilen Stucken zimmlich gleichförmig /und deßwegen den weltlichen Personen anständiger ist als den geistlichen.52 Man lernet in dem Jagen das Gewehr zu Pferdt und Fuß hurtig und geschickt zu führen / das Gewild fürsichtig auszuspuhren / schnell zu verfolgen / hertzhafft anzugreiffen und vortheilhafftig zu erlegen. Man gewohnet in dem Jagen Hitz und Kälte zu ertragen / Wind und Regen auszustehen / Durst und Mattigkeit zu erdulten / und alle aufstossende Fatiquen und Strapazen zu übertragen. Man thut durch das Jagen die Sorgen minderen / die Melancholi oder den Schwermuth vertreiben / das Gemüth ergötzen / die Glieder stärcken / den Leib verhärten und daurhafft machen. Es ist aber das Jagen unterschiedlich / und mit oder ohne[342] Garn nach unterschiedlicher Art und Gattung der Thieren so gejagt werden; dann einige seynd mehr oder minder flüchtig / mehr oder minder wehrhafft als andere / frech oder listig etc.

Das Parforce-Jagen bestehet in dem / daß man ein Wild zu Pferdt mit Hunden allein ohne umgestecktes Garn oder Plancken so lang verfolgt und herum treibt / biß es gantz abgemattet erligen / und sich dem Jäger ergeben muß / zu welchem End an denen Gräntzen des ausgesteckten Jagd-Platzes in gewissen Intervallis frische Pferdt und Jagd-Hund ausgetheilt / auch wohlerfahrne Jäger nebst den Jagd-Hunden und Knechten darzu bestellt und angeordnet werden /damit das Wild nicht aus der Fahr gehe und entrinne. Das Parforce-Jagen (absonderlich der Hirschen zu ihrer Brunst-Zeit) ist künstlich und curiös oder ergötzlich / aber auch kostbar und gefährlich / massen vil Hund und Pferdt darauf gehen / und solte ein grosser oder regierender Herr billich Bedencken tragen /seine Person darauf zu hazardiren und in Gefahr zu setzen. Es lasset auch diese Art zu jagen nicht ein jede Gegend oder Lands-Gelegenheit zu.

Was die Jäger und Waid-Leuth belangt / so werden die jenige dardurch verstanden / welche eine Jagd klug oder vortheilhafft und vergnüglich wissen anzustellen und auszuführen.53 Es wird aber zu einem vollkommnen Jäger erforderet / daß er wachtbar / mühesam und unverdrossen seye bey Tag und bey Nacht / in Hitz und Kälte etc. hurtig und hertzhafft / in dem Waid-Wesen wohl geübt und erfahren / gesund und starck. Er muß alles Lists und Vortheils / deren sich das Gewild braucht / kundig seyn: Er soll haben ein scharpffes Gesicht / und leises Gehör: auch listig und anschlägig / sorgfältig und begierig seyn / das Gewild auszuspuhren / zu verfolgen und zu erhaschen. Ferners soll ein vollkommner Jäger wohl und behend lauffen / springen / reiten und schwimmen können /auf all begebenden Fall dem Wild nachsetzen zu können. Er muß forderist ein guter Schütz und Hirschgerecht seyn / seine Hund und anderen Zeug fleißig in Obacht nemmrn / mit guter Kugel-Büchs / Hirschfänger und Schweins-Spieß wohl versehen seyn. Ja er muß auch des Monds Wechsel / des Winds und Wetters Veränderung wohl verstehen.

Dem Grad und der Würde nach ist an Fürstlichen Höfen der Oberist-Jägermeister das Haupt von ihnen /der commandirt sie alle / der stellt die Jagdten an /und verordnet alles / was darzu gehörig ist. Unter ihm stehet der Unter-Jägermeister / gemeine Jäger / Forst-Knecht und Jagd-Bediente. Bey den alten Römeren seynd die Jäger unter die Künstler und militarische Personen gezehlt / und ihnen gleiche Freyheiten ertheilt worden.

Die Jagd-Hund betreffend / seynd derselben unterschiedliche Arten / nemlich Spuhr-Hund / Schweiß-Hund / Leith-Hund / Windspihl / Englische Dogues, und Dachs-Hund etc. welche alle unterschiedliche Dienst thun müssen. Die Leith-Hund seynd die jenige / deren sich die Jäger bedienen dem Wild nachzuspuhren / sie führen selbe an einem Riemen / an ihrem Leib-Gehenck / und lassen sich von ihnen auf die Fahr hinziehen / daß sie wissen können / wo sich das Wild aufhalte / und wie es beschaffen seye. Der Spuhr-Hund ist gleicher Art / gehet aber loß / und hat neben dem Leith-Hund solchen guten Geruch / daß er demselben Wild nachsetzet / welches er zum ersten aufgetrieben hat / wann schon vil andere darzwischen geloffen seynd. Der Schweiß-Hund verfolget das angeschoßne Wild / und stellet es / daß man ihm noch einen Schuß beybringen / oder wann es schon gefallen ist / es finden kan. Die Windspihl taugen einen Fuchsen oder Haasen im freyen Feld zu fangen: sie werden also genennt wegen dem überaus schnellen Lauff; dann es ist schier nichts an ihnen als Haut und Bein /[343] und lange Füß. Die Englische Dogues braucht man Wildschwein und Beeren zu stellen / dann sie seynd sehr groß und starck. Die Dachs-Hund aber müssen in Dachs-Höhlen schlieffen / und selbe herauß treiben. Des Wasser- und Wachtel-Hunds / welche auf gantz besondere Art müssen abgerichtet werden / zu geschweigen.

Sonsten seynd die beste Jagd-Hund die jenige /welche einen mittelmäßigen langlechten Kopff haben / weit- offne Nasen Löcher / breite / dicke / abhangende Ohren / braune / frischglantzende Augen / gute weise Fang-Zähn / starcke gerade Füß / eingebognen Schweiff und schwartze Klauen etc. Ein mehrers von der Jägerey / von dem Jagd-Zeug / von den Jäger-Häuseren und Thier-Gärten etc. zu melden / lasse ich den Waid-Leuthen über / und wende mich zu einer sittlichen Seelen-Jagd.

Gleichwie der Job in seinem 7. Capitel gesprochen hat: Militia est vita hominis super terram: Des Menschen Leben ist ein Streit auf der Erden: also geduncket mich könne mit gleichem Fug gesagt werden: Venatio est vita hominis supet terram: Des Menschen Leben ist eine Jagd auf der Erden.54 Ja lauter Jäger seynd die Menschen: ihre Jagd-Hund aber seynd ihre Affectiones und Desideria, Begierd- und Anmuthungen: wohl hitzige / schnell- und begierige Jagd-Hund / aber zum öffteren seynd sie gar unbändig und übel abgericht. Das Wild / dem diese Jäger nachsetzen / ist unterschiedlich / nachdem nemlich die sittliche Jagd-Hund / das ist / die menschliche Begierd-und Anmuthungen auf etwas abzihlen. Der eine jagt den Reichthumen / dem Gut und Geld nach / der andere den hohen Würden und Ehren / der dritte den fleischlichen Wollüsten / der vierdte den Künsten und Wissenschafften / der fünffte endlich jagt der Tugend und guten Wercken nach.

Seelen-Jäger aber seynd die Apostel und Apostolische Männer / die Glaubens-Sendling und eyferige Seelsorger / welche in dem Wald diser Welt den sündigen Seelen gleichsam als wilden Thieren nachjagen / und selbe zahm machen / zu bekehren suchen. Zu diesem End thun sie in ferne Land biß übers Meer in die neue Welt auslauffen / und den Unglaubigen das Evangelium predigen. Von diesen allen kan gesagt werden / was geschrieben stehet bey dem Propheten Jerem. c. 16. v. 16. Mittam eis multos venatores, & venabuntur eos etc. Ich will ihnen vil Jäger schicken / die sie jagen werden von allen Bergen und Büheln / und Stein-Ritzen. Diligit nos DEus, si virtutum venatotes nos intuebitur, sagt der H. Cyrillus Alex.55 GOtt wird uns lieben / wann er wird sehen /daß wir Seelen-Jäger abgeben: Und Petrus Blessensis von geistlichen Stands-Personen redend: Illud venationis genus incumbit nobis ex officio, in qua subjectorum est salus, & gloria Præsidendentis: Jene Gattung und Art zu jagen stehet uns zu / an welcher das Heyl der Untergebnen und die Ehr des Vorstehers gelegen ist.


Der Obrist-Jägermeister aller Seelen-Jäger ist Christus der HERR selbsten / welcher von dem hohen Himmel in die Wildnuß dieser Welt herab kommen ist / und den sündigen Seelen nachgejagt hat / deren er auch unzahlbare in sein Garn gebracht / und selbige gefangen genommen hat / in vinculis Charitatis, in den Strick und Banden der Liebe / aber dieselbe eben darum in wahre Freyheit gesetzt und ewig glückseelig gemacht. Ader auch der höllische Feind ist ein sehr listiger und begieriger Seelen-Jäger / denen er unabläßlich nachstellt / und in sein Garn / mithin in die ewige Gefangenschafft / und in das Verderben zu bringen sucht: er fangt und feßlet auch unzahlbare mit den Strick und Banden der Sünd und Laster / des Irrthums und der Verzweifflung. Ja vil thun sich leider selbst freywillig aus lauter Muthwillen ihm gefangen geben.[344]

Aber indem ich diese Materi zu beschliessen gedachte / reitzet mich die Jagd-Lust noch einmahl von neuem an mit der Feder zu der Jägerey und dem Waidwesen mich umzuwenden. Sage also / und wiederhole es / daß das Jagen an ihm selber nicht böß und straffmäßig / sondern ein ehrliche / schön- und löbliche Ubung (absonderlich für adeliche Herren) seye / die so wohl vor alten als bey jetzigen Zeiten /auch von gerecht- und gottsförchtigen Männeren öffters ist vorgenommen worden.56

Wer nun der erste Jäger gewesen seye / ist eigentlich nicht bekannt: daß aber das Jagen eines sehr alten Herkommens seye / das ist gewiß / massen die Heil. Schrifft von dem Lamech sagt / daß er dem Gewild nachgejagt habe / und dieses schon im sechsten Jahr hundert nach Erschaffung der Welt. Mittelst der Zeit aber hat es unzahlbar vil hohe Stands-Personen biß auf heutigen Tag abgeben / die sich alle gar starck auf das Jagen verlegt haben. Wann wir die Poeten um den Ursprung des Jagens befragen / so werden sie uns sagen / Apollo und Diana haben den Chironem zu erst wegen seiner Justiz mit etlich Jagd-Hunden beschencket etc. Aber mit solchen erdichteten Jagd-Hunden wären die jetzige Jäger nicht zufrieden; dann sie wurden ihnen wenig Wildprät in die Kuchel jagen.

Es giebt aber gute und schlimme Jäger: Höchst-löbliche Jäger seynd gewesen Ferdinandus II. Römischer Kyser / und Ferdinandus V. König in Spanien /die sich zum öfftern unter der Jagd in dicken Wälderen von ihrer Hofstatt eine Weil haben abgesönderet /und die Bildnuß der Mutter GOttes / die sie bey ihnen getragen / an einen Baum gehängt / und darvor mit gebognen Knyen ihre Andacht verrichtet.57 Deßgleichen Carolus M. und Maximilianus der Kayser / hat sich zwar starck auf das Jagen / aber noch stärcker auf die Tugend und Frommkeit begeben etc.

Es muß das Jagen dem himmlischen Seelen-Jäger Christo dem HERRN selbsten nicht mißfallen / massen er vil so wilde Sünder mitten unter dem Jagen gefangen / und in sein Garn gebracht / das ist / wunderbarlicher Weiß an sich gezogen und bekehret hat: benanntlich einen Heil. Eustachium, Isacium Commenum, einen Orientalischen Kayser / Eleotherium, einen adelichen Jüngling / Hugonem, den Toscanischen Marggraffen / und andere mehr.

Aber es giebt auch vil närrische / oder in das Jagen allzu starck verliebte und vernarrete Jäger / welche schier Tag und Nacht in den Wälderen sich aufhalten / und mit Jagen die mehriste Zeit zubringen / und dannoch öffters mit Petro bekennen müssen: Nihil cepimus: Wir haben nichts gefangen.58

Ein gefährliches / rauh und strenges / ein gar mühesames Leben ist es um das Jäger-Leben / gar vil Mühe / Gefahren und Ungemach müssen sie ausstehen / und das thun sie mit beharrlicher Gedult: hingegen ihrer Seelen Heyl / die ewige Glückseeligkeit zu erjagen / bewegen sie keine Hand noch Fuß. O wohl thorrechte Jäger! Solche thorrechte Jäger seynd die jenige / welche sich zwar fleißig hüten / daß sie sich im Reden wider die gewöhnliche Waidmanns-Sprüch nicht verfehlen / inzwischen aber gar keine Sorg tragen / daß sie sich wider GOtt und den Nächsten mit Fluchen und Ehrabschneiden nicht versündigen. Thorrechte Jäger seynd die jenige / die zwar wohl mit dem Garn und Stricken wissen umzugehen / das Gewild darein zu bringen und zu hinterlisten / aber anbey kein Achtung geben / daß sie nicht selber dem Teuffel in das Garn fallen / oder seinen Fallstricken entgehen. Thorrecht seynd / die sich so offt und vil in dem Gehöltz oder Waldung aufhalten / und aber indessen nie gedencken / daß Christus für sie an dem Holtz des Creutzes gestorben seye. Thorrecht / die zwar den Füchs und Wölffen luderen / aber[345] darbey auch selbst ein lauteres Luder-Leben führen. Ich will geschweigen / daß sie ein einzige gute Sitten-Lehr schöpffen aus so vil löblichen Eigenschafften der wilden Thieren / die ich bißhero erklärt und ausgelegt habe.

Sehr unweißlich thun auch die jenige grosse Herren / die dem excessiven Jagen also starck ergeben seynd /daß sie ihr eignes Leben dardurch in Gefahr setzen: dann da heißt es eigentlich: Qui amat periculum, peribit in illo: Wer die Gefahr liebt / geht endlich in der Gefahr zu Grund.59 Wie mancher grosser Herr ist frisch und frölich auf das Jagen ausgeritten / aber traurig oder todt nach Hauß gebracht worden. Membricius, ein König in Britannien / als er auf der Jagd sich von den Seinigen zu weit entfernet hat / ist er den Wölffen zum Raub worden.

Guilelmus Rufus, auch König in Engelland / wurde von seinen eignen Bedienten auf der Jagd / da er eben auf ein Wildschwein zihlte / erschossen. Henricus ex Guelfonibus, Graf zu Altdorff / ward auf dem Jagen von einem Wildschwein tödtlich verwundet / worvon er auch gestorben ist. Deßgleichen Aristulphus, ein König der Longobarder. Fulco, ein König zu Jerusalem / als er einem Haasen nachgejagt / ist er mit dem Pferdt gestürtzt / und hat den Halß gebrochen. Basilius, der Orientalische Kayser / ist auf der Jagd von einem Hirsch gespißt worden. Der Eheherr / der Heil. Pharaildis, als er gar zu hitzig einem Wildstuck nacheilte / hat einen solchen Fall gethan / daß er ein gantzes Jahr lang kranck gelegen. Der berühmte Graf Niclos Serini, ein Schröcken der Türcken / solle ebenfalls auf der Jagd von einem Wildschwein tödtlich verwundet / und in seinen besten Jahren gestorben seyn.

Eben so übel / oder noch übler thun die jenige / so aus unmäßiger Begierd zum Hetzen und Jagen die Sonn- und Feyrtäg entheiligen / und die H. Meß verabsaumen.60 Ein solcher ist gewesen jener teutsche Edelmann / der also starck in das Jagen verliebt ware / daß er öffters auch an den Sonn- und Feyrtägen kein H. Meß gehört hat. Sein gottseelige Ehefrau hat ihm es öffters vorgehalten und verwiesen / auch mit Bedrohung der bevorstehenden Göttlichen Straff / von diesem Excess abzuhalten sich bemühet: aber alles umsonst. Es begab sich also aus gerechter Verhängnuß GOttes / daß ihm seine schwangere Ehefrau ein Monstrum gebohren / nemlich ein Kind / welches ein Maul und Ohren hatte als wie ein Jagd-Hund / über welches das gantze Hauß / auch der von der Jagd zuruck kehrende Edelmann von Hertzen erschrocken ist / und auf wiederholte ernstliche Vorstellung seines bißher in dem Jagen begangnen grossen Excess, endlich in sich selber gegangen / seinen Fehler bereuet und gebesseret hat. An einem anderen gewissen Ort stellte ein Graf an dem H. Pfingsttag eine Jagd an. Es begegnete ihm aber der Teuffel in Gestalt eines Jägermeisters / der stiesse mit dem Pferdt auf ihn also zu /daß er in wenig Tag darauf hat sterben müssen etc.

Das Jagen ist offt nicht ohne groß- und billiches Klagen. Das Waidwesen bringt viles Leidwesen; dann durch das Jagen und Hetzen werden öffters die Felder und Aecker also verwüstet / der Saamen zertreten /und die Früchten verderbt / daß der arme Baursmann kein Traid / sondern nur lauter Leid einzusammlen hat. Was schwere Verantwortung aber dieses nach sich ziehe / das ist leichtlich zu erachten. Es hat es erachtet und betrachtet / zwar zimmlich spat / Philippus II. König in Spanien / der in seinem Todt-Beth nichts mehrers bedauret / als dergleichen verderbliche / und denen Unterthanen höchst-schädliche Jagdten.

Barnabas, ein Hertzog zu Mayland / hat vor Zeiten 200. Hund gehabt / die er auf den Dörfferen verlegt hat / und die Bauren selbe zu erhalten genöthiget. Einstens aber liesse er eine gantze Haußhaltung aufhencken /[346] weilen selbe ein einziges Wildschwein gefället hat. Aber der gerechte GOTT hat nachmahlens über ihn verhängt / daß er elendiglich in der Gefangenschafft hat sterben müssen / seine 7. Söhn aber alle an Bettelstab gerathen seynd. Die gemeldte Begebenheiten erzehlet der erudite Scribent Joseph. Albert. Loncin in seinem Christlichen Weltweisen im dritten Theil à fol. 324.

An vilen Orten höret man zu gewissen Zeiten bey nächtlicher Weil ein erschröckliches Getümmel von Gespensteren / so da gleichsam hetzen und jagen. Dieses aber kommt her von denen bey Lebs-Zeiten durch das Jagen verübte Excessen / und dem anderen hierdurch zugefügten Schaden.

Es seynd vor Zeiten von gottseeligen Fürsten und Herren aus Gelegenheit des Jagens (wann ihnen da etwas sonderbares begegnet ist) unterschiedliche Clöster und Gottshäuser gestifftet worden. Jetziger Zeit aber thut man zwar auch bey dem Jagen vil stifften /aber gemeiniglich nicht vil Gutes: wohl gewiß keine Clöster und Gottshäuser / wohl aber werden zu Zeiten / die schon gestifftet seynd / durch das Jagen angefochten und beunruhiget etc. Ja so weit gehet zu Zeiten die unmäßige Jagd-Begierd / daß wegen der Jagdbarkeit und den wilden Thieren auch die Menschen das Blut vergiessen / und das Leben lassen müssen. Mit einem Wort:


Das Jagen ist ein schöne Lust /

Doch ist der Mißbrauch auch bewußt:

Dann offt ein klein und schlechtes Wild

Deß Unterthanen Acker gilt.

Der Leib darbey in G'fahr wird g'setzt /

Ja auch die Seel offt hart verletzt.


Fußnoten

1 Art und Beschaffenheit der Hirschen.


2 Theils der Gerecht- und theils Büssende mit dem Hirschen verglichen.


3 Fernere Eigenschafften der Hirschen auf die Sitten der Menschen gezogen.


4 Eccli. c. 9. v. 16.


5 Psal. 26. v. 13.


6 Was von der Hirschin Gutes zu erlernen seye.


7 Hirsch-Jagd ist gar gemein.


8 Wunderbarliche Hirschen.

Geschicht.


9 Nicht alles was schön / ist nutzlich.


10 Sittliches Fabel-Gedicht.


11 Gämbsen und Steinböck steigen hoch und springen starck.


12 Die Gerechts werden mit den Gämbsen verglichen.


13 Levit. c. 11. v. 7.


14 Die Hoffärtige seynd gleich den Gämbsen.


15 Historia.


16 Art und List des Fuchsen.


17 Die arglistige Betrüger und Gleißner seynd den Füchsen gleich.


18 Luc. 13. v. 32.


19 Schädliche Füchs.

Cant. c. 2. v. 15.


20 Fuchs-Schwäntz zu was sie gut seyen.


21 Psal. 145. v. 3.


22 Thess. c. 5. v. 3.


23 Sittliche Fabel-Gedicht. Gehe nicht hinein / wo du nicht weist wieder herauß zu kommen.


24 Gedicht. Untreu schlaget ihren eignen Herrn.


25 Der Haas ist forchtsam und flüchtig.


26 Gemeine / arme und einfältige Leuth mit denen Haasen verglichen.


27 Der Haasen Fürsichtig- und Behutsamkeit soll man imitiren.


28 Prov. c. 30. v. 24. & 25.


29 Eccli. c. 16.


30 Prov. c. 28. v. 14.


31 Die Schwache und Fromme werden verfolgt.


32 Haasen-Helden werden verlacht.

Prov. c. 28. v. 1.

Psal. 13. v. 5.

Jud. c. 7. v. 3.


33 Hom. 8. ad Pag.


34 Sittliches Fabel-Gedicht. Man soll niemand als gantz unnütz verachten.


35 Wie der Dachs beschaffen und geartet seye.


36 Die Fürsichtigkeit des Dachsen ist Nachfolgenswürdig.


37 Wie der Igel von Natur bewaffnet seye.


38 Ein ungedultig und unfriedlicher Mensch mit dem Igel verglichen.


39 Sittliches Fabel-Gedicht.

Gezwungne Demuth thut nicht lang gut.


40 Der Aff ist ein wunderliches / dem Menschen zimmlich gleiches und gespäßiges Thier.


41 Gar zu groß- und närrische Kinder-Lieb ist gleich der Affen-Lieb.


42 Gleißner und Ehrgeitzige seynd gleich den Affen.


43 Matth. c. 23. v. 27.


44 Matth. c. 6. v. 3.


45 Seltzame Affen-Spihl.


46 Indisch- und Sinesischer Lust-Garten f. 385.


47 Der Teuffel ist ein Aff.


48 Isaiæ c. 14. v. 14.


49 Historia.


50 Wie die Affen gefangen werden.


51 Sittliches Fabel-Gedicht.

Nicht alles was glantzet ist Gold.


52 Wie die Jägerey beschaffen seye / und in wem sie bestehe.


53 Wie die Jäger und Jagd-Hund sollen beschaffen seyn.


54 Sittliche Seelen-Jagd.


55 lib. 9. in Gen. Epist. 56.


56 Das Jagen ist sehr gemein und eines gar alten Herkommens.


57 Gottseelige Jäger.

Atlas Marian.


58 Vil thorrechte Jäger gibt es.


59 Vil haben auf der Jagd das Leben eingebüsset.


60 Unmäßiges Jagen wird gestrafft als unverantlich.

Geschichten.


Quelle:
Kobolt, Willibald: Die Groß- und Kleine Welt, Natürlich-Sittlich- und Politischer Weiß zum Lust und Nutzen vorgestellt [...]. Augsburg 1738.
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