Der III. Theil.

Von den unvernünfftigen Thieren.

In dem anderten Grad des Lebens unter den cörperlichen Dingen befinden sich die unvernünfftige Thier /als welchen das empfindliche Leben / gleichwie dem Menschen das vernünfftige / eigenthumlich ist.1 Auch die Thier seynd fürtreffliche Kunststuck des himmlischen Werckmeisters / des allmächtigen GOttes / und haben gar unterschiedliche Eigenschafften / aus welchen vil schöne Sitten-Lehren können gezogen werden / also daß auch die vernünfftige Thier / das ist /die Menschen / von den unvernünfftigen nicht wenig Gutes erlernen können: inmassen uns der weise Salomon in seinen Sprüchwörteren zu der Ameisen / und Christus in dem Evangelio zu der Schlangen weiset /die Embsigkeit und Klugheit von ihnen zu erlernen. Es seynd aber der Thieren gar vilerley / ja schier unzahlbare Gattungen von einander sehr unterschieden. Hauptsächlich werden die unvernünfftige Thier in viererley Geschlechter abgetheilt: nemlich in die vierfüßige / in die schwimmende / in die fliegende und kriechende. Die vierfüßige wiederum in wilde und heimische oder zahme etc. Von einigen und fürnehmeren derselben wollen wir in den nachfolgenden Titlen handlen / ihre Natur und Eigenschafften anmercken /und dieselbe mit sittlicher Auslegung begleiten.


Quelle:
Kobolt, Willibald: Die Groß- und Kleine Welt, Natürlich-Sittlich- und Politischer Weiß zum Lust und Nutzen vorgestellt [...]. Augsburg 1738, S. 295.
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»Fanni war noch jung und unschuldigen Herzens. Ich glaubte daher, sie würde an Gamiani nur mit Entsetzen und Abscheu zurückdenken. Ich überhäufte sie mit Liebe und Zärtlichkeit und erwies ihr verschwenderisch die süßesten und berauschendsten Liebkosungen. Zuweilen tötete ich sie fast in wollüstigen Entzückungen, in der Hoffnung, sie würde fortan von keiner anderen Leidenschaft mehr wissen wollen, als von jener natürlichen, die die beiden Geschlechter in den Wonnen der Sinne und der Seele vereint. Aber ach! ich täuschte mich. Fannis Phantasie war geweckt worden – und zur Höhe dieser Phantasie vermochten alle unsere Liebesfreuden sich nicht zu erheben. Nichts kam in Fannis Augen den Verzückungen ihrer Freundin gleich. Unsere glorreichsten Liebestaten schienen ihr kalte Liebkosungen im Vergleich mit den wilden Rasereien, die sie in jener verhängnisvollen Nacht kennen gelernt hatte.«

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