Der IV. Theil

Von den wachsenden Dingen / als Bäumen /Früchten und Pflantzen etc. dero Eigenschafften mit sittlicher Auslegung derselben etc.

In dem dritten oder untersten Grad des Lebens befinden sich die wachsende unempfindliche Geschöpf /als da seynd die Bäum / Kräuter / und Blumen etc. auch diese haben eben sowohl als die unvernünfftige Thier vil merckwürdig- und lehrreiche Eigenschafften an ihnen / die wir jetzo zu untersuchen / und nach Gewohnheit sittlich- dann und wann aber auch politischer Weiß auszulegen anfangen.

Diese wachsende Geschöpf / werden von den drey Knaben in dem Babylonischen Feuer-Ofen / sonderheitlich GOtt zu loben / eingeladen mit den folgenden Worten: Benedicite universa germinantia in terrâ Domino. Cant. 3. puer. v. 20 alles was auf der Erden grünet / lobe den HErren / als welche nicht nur dem Erdboden ein sonderliche Zier ertheilen / sondern auch den Thier- und Menschen grossen Lust und Nutzen verschaffen / von der Göttlichen Güte und Freygebigkeit verordnet seynd / und zugleich uns dessen Weißheit und Allmacht klärlich vor Augen stellen.

Absonderlich stehen die Bäum zum Dienst des Menschen / als welche ihm von Anfang der Welt / biß zur Zeit des allgemeinen Sünd-Fluß / neben denen Kräuteren die tägliche Nahrung vil 100. Jahr dargereicht haben / da man noch kein Fleisch der Thieren zu speisen pflegte. Uber diß machte man zu ersten Zeiten die Wohnungen nur von Aesten der Bäumen /und die Kleider aus dero Rinden und Blätter.

Den Bäumen haben wir zu dancken / daß wir vermittelst der Schiffen über Flüß und Meer fahren /auch mancherley Werckzeug und Hauß-Geräth aus dem Holtz-Werck machen können.

Der Bäumen aber seynd vast unzahlbare Art und Gattungen / in der Grösse / Gestalt / Krafft und Schönheit sehr von einander unterschiden. Eine seynd unfruchtbar / und wachsen für sich selber in den Wälderen / andere seynd fruchtbar / und werden in den Gärten gepflantzet / die eine wachsen in dieser / die andere in einer anderen Landschafft etc. wie forthin mit mehrerem wird gemeldt werden.


Quelle:
Kobolt, Willibald: Die Groß- und Kleine Welt, Natürlich-Sittlich- und Politischer Weiß zum Lust und Nutzen vorgestellt [...]. Augsburg 1738, S. 539.
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