Erstes Kapitel

[10] Fast drei Jahre waren verflossen, seitdem ich Rußland und meine geliebte Frau ihr Vaterland verlassen hatte. Ich hatte meiner Frau versprochen, sie nach drei Jahren in die Arme unserer Kinder, Verwandten und Freunde zurückzuführen, und gern hielt ich mein Wort. Zwar mußte ich eine kindlich geliebte Mutter, biedere Freunde und ein kleines Eigentum in Weimar zurücklassen; aber es sollte ja auch nur eine Trennung von vier Monaten sein: nur ein Besuch, durch welchen meine gute Frau ihr Heimweh zu stillen hoffte.

Der erste Schritt zu Erreichung unsers Wunsches, den die Grenzsperre Rußlands notwendig machte, war ein Brief an den Russischen Minister in Berlin, den Herrn Geheimrat und Ritter Baron von Krüdener. Ich bat ihn, mir einen Paß zu verschaffen. Er versprach, sogleich deshalb bei dem Kaiser anzufragen, riet mir aber, auch selbst an den Monarchen zu schreiben. Ich befolgte diesen Rat schon am nächsten Posttage und bat um Erlaubnis, auf vier Monate nach Rußland kommen zu dürfen, teils um meine Kinder zu umarmen, teils um über mein dortiges Vermögen Dispositionen zu treffen, welche meine persönliche Gegenwart erforderten. Doch ehe noch dieser Brief Petersburg erreicht haben konnte, erhielt ich bereits einen zweiten von dem Herrn Baron von Krüdener, den ich, aus mehreren Ursachen, ganz hieher setze:


Es verursacht mir ein wahres Vergnügen, daß ich Ew. etc. eine günstige Antwort in Ansehung des gewünschten Passes mitzuteilen habe. Ich erhalte soeben den Befehl, Ihnen einen Paß zu geben, aber auch zugleich[11] ungesäumt in Petersburg den Weg, den Sie nehmen werden, anzuzeigen, damit den Schwierigkeiten, die Sie ungeachtet eines Passes an der Grenze finden würden, von dort aus durch einen ausdrücklichen Befehl vorgebeugt werden könne. Sie werden daher die Güte haben, mir mit umgehender Post Ihren Weg zu melden und zu bestimmen, wohin ich den Paß zu senden habe, im Fall Sie nicht selbst über Berlin kommen. Die Personen, die Sie auf Ihrer Reise begleiten werden, bitte ich mir nochmals aufzugeben. – Mit aller Hochachtung habe ich die Ehre zu sein etc.


Berlin, am 15. Februar 1800

B.v. Krüdener


Dieser Brief erregte bei meiner Frau eine unbeschreibliche Freude, bei mir hingegen einige Bedenklichkeiten. Zwar hatte ich Rußland mit ausdrücklicher Bewilligung des Monarchen verlassen; auch existierte damals noch nicht der Befehl, kraft dessen jeder Abreisende sich schriftlich verbindlich machen mußte, das Reich nie wieder zu betreten: aber – ich wußte, daß Kaiser Paul den Schriftstellern überhaupt nicht hold war; unmöglich konnte ich also eine so schnelle und dem Anschein nach so überaus gnädige Bewilligung meiner Bitte erwarten. Ich sah nicht ein, welche Schwierigkeiten ich ungeachtet eines Passes noch an der Grenze finden könne und, wenn jeder Reisende dergleichen fand, warum man gerade bei mir eine Ausnahme machen und noch durch einen ausdrücklichen Befehl von Petersburg aus denselben vorbeugen wolle. Wodurch konnte ich auf eine solche Auszeichnung Anspruch machen und was konnte überhaupt dem Kaiser daran gelegen sein, gerade den Weg zu wissen, den ich nehmen würde?[12]

Alle diese Bedenklichkeiten teilte ich meiner Frau mit, die aber nur darüber lächelte. Wir waren an demselben Abend, da ich den Brief erhielt, zu einer Dame eingeladen, die sowohl durch ihren Rang als durch ihre Tugenden sich auszeichnet, und fanden dort wie immer eine gewählte Gesellschaft beiderlei Geschlechts. Meine Frau teilte ihre Freude, ich meine Besorgnisse mit, aber auch nicht ein einziger in der Versammlung hielt die letzteren für gegründet, sondern alle waren der einstimmigen Meinung: es sei durchaus unmöglich, hier eine Gefahr im Hinterhalte zu vermuten, und jede Ahndung derselben sei eine Beleidigung des geheiligten Kaiserworts.

Ich beruhigte mich nun. Die einzige Sorge, die mir übrig blieb, war der Umstand, daß der von mir ausdrücklich bestimmten Zeit von vier Monaten in der Bewilligung des Passes nicht erwähnt worden war und daher meine Rückreise Schwierigkeiten finden konnte. Indessen suchte ich auch dieser Unannehmlichkeit vorzubeugen. Da ich die Ehre habe, als Hoftheaterdichter in Kaiserlich-Königlichen Diensten zu stehn, so bewirkte ich mir von Wien aus einen auf vier Monate beschränkten Urlaub. Diesen wollte ich im Notfall dem Österreichischen Minister in Petersburg vorzeigen, und ich zweifelte nicht, mit dessen Hülfe unaufgehalten den Rückweg antreten zu dürfen.

So vorbereitet verließ ich am 10ten April 1800 Weimar, begleitet von meiner Frau und drei kleinen Kindern. In Berlin fand ich mehrere Briefe von Freunden aus Livland und Petersburg, welche mich warnten, »wohl zu bedenken, ob auch das Klima meiner Gesundheit zuträglich sei«. (Deutlicher durften sie sich nicht ausdrücken.) Bei dem Bewußtsein der reinsten Unschuld hielt[13] ich ihre Warnungen für übertriebene Ängstlichkeit und achtete nicht darauf.

Dem Russischen Minister machte ich sogleich meine Aufwartung. Er empfing mich mit gewohnter Güte. Ich wagte es, ihn beim Abschiede dringend zu bitten, mir, dem Vater einer zahlreichen Familie, aufrichtig zu sagen, ob er glaube, daß es mit Schwierigkeiten verknüpft sein werde, nach vier Monaten die Erlaubnis zur Rückreise zu erhalten. (Daß mir noch etwas weit Unangenehmeres begegnen könne, kam mir wahrlich nicht in den Sinn.) »Wenn ich an Ihrer Stelle wäre«, sagte er, nachdem er einige Sekunden nachgedacht hatte, »so würde ich noch einmal nach Petersburg schreiben, um mich meines Wunsches vorher zu vergewissern Sie können ja indessen die Reise bis Königsberg fortsetzen und dort die Antwort abwarten.«

Der Rat war vortrefflich; er machte Eindruck auf mich. Ich teilte ihn meiner Frau mit; die Sehnsucht nach Vaterland und Kindern erlaubte ihr aber nicht, ihn gehörig zu würdigen. Wir beide nahmen die Sache auf die leichte Achsel und verließen Berlin, mit einem Passe versehen, der im Namen und auf Befehl des Kaisers aller Reußen ausgefertigt war.

Da die Preußische Extrapost sehr langsam fährt, ging ich oft zu Fuße, und mein gewöhnlicher Schritt trug mich nicht selten meiner Equipage meilenweit voraus. Eines Tages kam ich auf diese Weise nach einem kleinen pommerschen Städtchen, das, wenn ich nicht irre, Zanow hieß. Als ich hindurch war, sah ich vor dem jenseitigen Tore mehrere Wege, und ich fragte einen langen hagern Greis, vielleicht den Torschreiber, der gerade da stand: welchen Weg ich zu wählen hätte. Er ließ sich mit mir[14] in ein trauliches Gespräch ein und erkundigte sich nach dem Ziel meiner Reise. Als er hörte, daß ich nach Rußland wollte, fing er an, mich herzlich und mit einer fast väterlichen Ängstlichkeit von dieser Reise abzumahnen. Als er endlich sah, daß nichts fruchtete und daß ich im Begriff stand, weiterzugehen, schloß er mit den Worten: »Nun, wer jetzt nach Rußland geht, dem gnade Gott!« Ich lachte und ging. Aber wie oft habe ich mich nachher seiner merkwürdigen Worte erinnert, wie oft bin ich in Versuchung geraten, ihn für ein höheres Wesen zu halten, das sich herabgelassen habe, mir mein bevorstehendes Schicksal zu verkünden!

Alle jene Warnungen, Ahndungen und Bedenklichkeiten hatten denn doch wider meinen Willen so tiefen Eindruck auf mich gemacht, daß ich eine gewisse Beklommenheit empfand, die immer mehr zunahm, je mehr ich mich der russischen Grenze näherte. Es ging so weit, daß ich meiner Frau einige Male und zuletzt noch in Memel sehr ernstlich den Vorschlag tat: sie möchte die Reise ohne mich vollenden; ich wollte ihre Zurückkunft in Memel abwarten. Doch sie konnte sich nicht entschließen, darein zu willigen.

Als wir aus Memel fuhren, brauchte ich noch die Vorsicht, die wenigen Bücher, die ich bei mir hatte, zurückzulassen, um auf keinen Fall mit der unsinnigen Zensur des Herrn Tumanski in Riga Händel zu bekommen.


Was nun folgt, habe ich in Sibirien, gleich nach meiner Ankunft an dem Orte meiner Bestimmung, niedergeschrieben, als das Andenken an meine Leiden noch ganz neu war. Vieles muß berichtigt werden; denn über manche[15] Dinge und manche Menschen bin ich bei meiner Zurückkunft eines andern und nicht immer eines Bessern belehrt worden. Indessen verspare ich diese Berichtigungen auf die Folge der Geschichte und ändere vorläufig an dem, was ich in Sibirien geschrieben habe, kein Wort. Der Leser erfährt nun unverfälscht, was ich damals empfand, dachte, glaubte und hoffte.


Jetzt nähern wir uns der russischen Grenze; wir passieren die Grenzpfähle; wir sind wirklich schon auf russischem Grund und Boden. Noch steht es in unserer Gewalt umzukehren; noch hat keine Wache uns angehalten, trennt uns kein Fluß, keine Brücke, kein Schlagbaum von den Preußischen Staaten. Schweigend und mit Beklommenheit sah ich links durch das Fenster: alle Warnungen gingen aufs neue vor meiner Seele vorüber; der Atem wurde mir schwer. Meine Frau beobachtete mich schweigend; auch ihr war nicht ganz wohl zu Mute, das hat sie mir nachher gestanden. Noch können wir umkehren. Ein Augenblick, und es ist zu spät. Der Augenblick schwand; das Los war geworfen.

»Halt!« rief ein Kosak, mit einer langen Pike bewaffnet. Wir standen vor der Brücke, die über einen schmalen Bach leitet. Links das Wachthaus. Der Offizier wird gerufen. »Ihren Paß, mein Herr!« – »Hier ist er.« Der Offizier entfaltet ihn, liest und studiert die Unterschrift. »Wie heißt dieser Name?« – »Krüdener.« – »Sie kommen von Berlin?« – »Ja.« – »Ganz recht, belieben Sie nur zuzufahren.« Ein Wink; der Schlagbaum hebt sich, der Wagen rollt mit dumpfem Gerassel über die Brücke; der Schlagbaum fällt hinter uns zu, mir entschlüpft ein Seufzer. »Herein sind wir!« sage ich mit erzwungenem[16] Lächeln. Und doch weiß Gott, daß meine schlimmste Ahndung sich immer nur mit der mutmaßlichen Schwierigkeit beschäftigte, einen Paß zur Rückreise zu erhalten; daß meine persönliche Sicherheit im geringsten gefährdet sein könnte, schien mir durchaus unmöglich.

Nach einigen Minuten befanden wir uns mitten in dem Flecken Polangen, und der Wagen hielt vor dem Grenz-Zollhause. Der Chef des Zollamts daselbst ist ein gewisser Obristlieutenant Sellin, ein menschenfreundlicher Mann. Wir waren alte Bekannte und hatten uns vor drei Jahren auf eben dieser Grenze mit vieler Herzlichkeit getrennt. So freuten wir, meine Frau und ich, uns schon unterwegs, als wir erfuhren, daß er noch immer auf seinem Posten wäre.

Ich sprang zuerst aus dem Wagen. Sellin kam mir auf der Treppe entgegen. Ich umarmte ihn; er erwiderte meine Umarmung etwas feierlich. Ich fragte ihn, ob er mich nicht mehr kenne, und nannte meinen Namen. Er schwieg, machte eine Verbeugung und zwang sich, freundlich zu scheinen. Das entging mir nicht, und ich wurde bestürzt.

Jetzt ist auch meine Frau ausgestiegen. Er empfängt sie höflich, aber verlegen. Sie bemerkt es, und das Blut steigt ihr zum Herzen. Er führt uns in sein Zimmer. Der Schauspieler Weyhrauch, der von Memel aus neben unserm Wagen hergeritten war, folgt uns unaufgehalten. Meine Frau sucht vergebens den fröhlichen Ton anzustimmen, den man sich mit einem alten Bekannten zu erlauben pflegt. Er antwortet einsilbig, wendet sich dann zu mir und fragt nach meinem Passe. »Der ist noch in den Händen des Kosakenoffiziers.« Er schweigt; es ist sichtbar, daß den guten Mann etwas drückt.[17]

Nach einigen Minuten wird der Paß gebracht. Sellin liest, und ich stehe in banger Erwartung. »Sie sind also der Herr Präsident von Kotzebue?« sagt er zu mir, nachdem er gelesen hat. Die Frage befremdet mich natürlich, da wir einander seit Jahren kannten. »Allerdings bin ich es,« antworte ich ihm.

»Nun denn!« fährt er fort, indem er sich zu meiner Frau wendet, und seine eignen Wangen erblassen, seine eignen Lippen zittern: »erschrecken Sie nicht, gnädige Frau; ich habe Order, Ihren Herrn Gemahl zu arretieren.« Meine arme Frau schreit laut auf, und ihre Knie wanken. Sie stürzt auf mich zu, klammert sich um meinen Hals, macht sich selbst die bittersten Vorwürfe; meine kleinen Kinder stehen da und wissen nicht, was das bedeutet. Ich selbst bin heftig erschrocken; aber der Anblick meiner fast ohnmächtigen Gattin gibt mir schnell die Fassung wieder. Ich nehme sie in meine Arme, trage sie auf einen Stuhl und bitte, beschwöre sie, ruhig zu sein, da es unmöglich Folgen haben könne. Kurz, ich sage alles, was ihr rührender Anblick mir eingibt. Sie kommt zu sich. Jetzt erst denke ich an mich selbst und wende mich hastig zu Sellin: »Wie lautet Ihre Order? Sagen Sie mir alles.«

»Ich soll mich Ihrer Papiere bemächtigen und diese sowohl als Sie selbst nach Mitau an den Herrn Gouverneur senden.«

»Was dort?«

»Dort werden Ihre Papiere untersucht werden, und der Herr Gouverneur wird nach seinen weitern Instruktionen verfahren.«

»Sonst nichts?«

»Sonst gar nichts.«[18]

»Und meine Familie darf mich begleiten?«

»Allerdings.«

»Nun, liebe, beste Christel!« rief ich aus: »siehst du, daß wir ganz ruhig sein dürfen? Wir fahren nach Mitau; das wollten wir ja ohnehin. Dort werden wir vielleicht einen Tag aufgehalten, das ist alles. Meine Papiere enthalten nichts Verdächtiges, das weißt du. Es ist also eine bloße Vorsichtsmaßregel, die man in unsern Schwindelzeiten keinem Monarchen verdenken kann. Der Kaiser kennt mich nicht, er weiß bloß, daß ich Schriftsteller bin; er weiß, daß viele Schriftsteller sich von dem Freiheitsstrudel haben mit fortreißen lassen; er argwöhnt, daß auch ich zu dieser Zahl gehöre: und wahrhaftig, es ist mir lieber, daß er diesen Argwohn geradezu aufklären will, als wenn er denselben im stillen fortgenährt hätte. Aus meinen Papieren wird er mich ganz kennen lernen; das ist mein Vorteil: er wird in Zukunft Vertrauen zu mir fassen.«

So sprach ich, indem ich meine zitternde Frau mit frohem Mute an mein Herz drückte; und Gott weiß, daß ich in vollem Vertrauen so sprach. Bei der festesten Überzeugung von meiner Unschuld – was brauchte ich zu fürchten? Auch meine Frau erholte sich. Sie hatte geglaubt, man werde uns trennen, man werde mich übel behandeln, mich auf einen Karren werfen und Hals über Kopf fortschleppen. Als sie aber hörte, daß wir ungetrennt in unserm bequemen Wagen die Reise fortsetzen durften und daß man vorderhand nichts von mir begehrte als meine Papiere, so verschwanden zum Teil die Schreckbilder, die sie geängstigt hatten.

Jetzt kam es zu einer Szene, bei der das Handeln dem armen Sellin sichtbarlich ebenso schwer wurde als mir das[19] Leiden. Man war nämlich mit dem Durchsuchen meiner Koffer fertig; man hatte die darin befindlichen Papiere herausgenommen; man hatte sich auch meines Portefeuille bemächtigt, und nun kam es an meine Person. Ich mußte meine Taschen umkehren, mußte jedes zerrissene Stück Papier, jede alte Wirtshausrechnung auf den Tisch legen. Das tat ich mit einiger Hastigkeit und hatte Mühe, mich zu fassen. »Ich tue nur meine Pflicht,« sagte Sellin mit gepreßter Stimme. Man sah wohl, wie sauer ihm seine Pflicht wurde.

Er ersuchte uns nunmehr sehr höflich, alles aus den Koffern zu nehmen, was wir etwa an Wäsche und Kleidungsstücken bis Mitau nötig haben möchten, weil er die Koffer versiegeln müsse. Wir taten es. Ich hatte einen kleinen Kasten, in welchem ich allerlei Kleinigkeiten führte, die mir täglich notwendig waren, wie Tabak, Rasierzeug, Arzenei. Diesen Kasten bat ich ihn, unversiegelt zu lassen. Er war auch gleich so gefällig es zuzugestehen, nachdem er ihn vorher selbst untersucht haben würde. Ich schloß ihn auf und zeigte alles. Der Kasten hatte einen ziemlich dicken Boden. »Ist hier vielleicht ein verborgenes Behältnis für Papiere?« fragte Sellin. »Nein,« antwortete ich unbefangen. Ich hatte den Kasten in Wien machen lassen und nie dergleichen darin bemerkt. Aber hier verstand man sich besser darauf, das Verborgene an den Tag zu bringen. Sellin versuchte hin und wieder, hob plötzlich den obern Einsatz in die Höhe und, siehe da, es fand sich wirklich ein solches Behältnis, aber – es war leer. »Sehen Sie,« sagte ich lächelnd, »das hab' ich selbst nicht gewußt: ein Beweis, wie wenig ich geheimer Schubfächer bedarf, um meine Papiere zu verstecken.« Er fühlte das wohl und sagte[20] auf russisch zu einem neben ihm stehenden Offizier: »Er selbst hat das nicht einmal gewußt.«

Jetzt war die Untersuchung beendet. Noch mußten wir auf einen Rapport warten, der in der Kanzlei geschrieben wurde. Meine Kinder wurden unruhig; sie hatten den ganzen Tag noch nichts gegessen: denn wir eilten unserm Unglück so rasch entgegen, daß wir auf der letzten Station sogar die fertige Mittagsmahlzeit verschmähten. Ich bat um ein wenig Butterbrot für meine Kinder; denn meine arme Frau und ich hatten natürlich keinen Hunger. Der menschenfreundliche Sellin ließ alles auftischen, was er im Hause hatte. Aber eine andere Bitte mußte er mir abschlagen. Ich erinnerte mich nämlich in diesem Tumult meiner Empfindungen meiner alten Mutter, die ich kränklich verlassen hatte. Es war leicht vorauszusehen, daß diese Begebenheit ihr schnell zu Ohren kommen und ihr vielleicht, wenn sie unvorbereitet wäre, einen Schlagfluß zuziehen würde. Daher bat ich dringend um die Erlaubnis, einige Zeilen an sie schreiben zu dürfen, die Sellin selbst lesen und versiegeln sollte; aber vergebens. Es tat mir sehr weh – gewiß auch ihm. Da er indes versicherte, daß ich von Mitau aus ungehindert würde schreiben dürfen, so beruhigte ich mich, wandte mich zu dem Schauspieler Weyhrauch, dem stummen und erstaunten Zeugen dieses ganzen Vorfalles, ergriff seine Hand und bat ihn flehentlich, bei seiner Zurückkunft nach Memel nichts von dem laut werden zu lassen, was hier vorgegangen sei, damit kein voreiliger Zeitungsschreiber es bekannt mache. Er versprach es mir heilig.

Der stärkste Beweis, wie wenig der gute Sellin selbst bei einem solchen Auftrage seiner mächtig blieb, war[21] Weyhrauchs unbemerkte Gegenwart bei der ganzen Verhandlung. Ich war ein geheimer Staatsgefangener, (das erfuhr ich freilich erst nachher); die meinetwegen erhaltene Order war eine geheime Order. Eine solche pflegt in Rußland schon auf der Außenseite mit den Worten po secretu bezeichnet zu werden, und der Empfänger darf alsdann bei schwerer Verantwortung den Inhalt niemand offenbaren, noch weniger bei der Ausführung einen Zeugen zulassen. Aber ich will auch darauf schwören, daß Sellin diesen Zeugen nicht einmal gesehen hatte.

Nun war alles bereit, die Pferde vorgespannt, die Koffer versiegelt. Die Korbwiege meines jüngsten Kindes, welche wir hinter unserm Wagen mit uns führten, mußte sehr unsanft zusammengeschnürt werden, um einem von meinen Bedienten Platz zu machen, dessen bisherigen Platz auf dem Kutschbock nun ein Kosak einnehmen sollte. Mein plombiertes Portefeuille hatte man inwendig in die Wagentasche an seinen alten Platz gesteckt, mir selbst aber den Schlüssel dazu gelassen. Noch zu rechter Zeit fiel mir ein, daß durch irgendeinen Zufall das Blei beschädigt werden und mir alsdann Verdacht zuziehn könnte; ich selbst überlieferte daher meinen Schlüssel und bat, ihn zu versiegeln und mit dem Rapport abzuschicken. Es geschah.

Wir nahmen herzlichen Abschied von dem wackern Sellin. Er war in diesen letzten Augenblicken wieder ganz der Alte; er hatte seine saure Pflicht erfüllt, er hatte uns getröstet, so viel er vermochte, und ihm war ein Stein vom Herzen gefallen. Ich werde diesen Mann wahrscheinlich nie wiedersehn; wenn aber die Erzählung meines traurigen Schicksals je das Licht der Welt[22] erblickt, so lese er hier den Dank eines gerührten Herzens, in welches er sein Bild und seinen Namen mit unauslöschlichen Zügen eingegraben hat!

Wir stiegen in den Wagen und hatten nun vor uns auf dem Kutschbocke den Anblick eines mit Säbel und Pistolen wohlbewaffneten Kosaken. Meine Kinder ergötzten sich daran; meine Frau weinte. Ich selbst hatte meine ganze Fassung wieder gefunden; ich versuchte sogar zu scherzen, und es gelang mir nach und nach, meine gute Frau fast gänzlich zu beruhigen. Auch hatte der Anblick des Kosaken, seine Waffen ausgenommen, eben nichts Fürchterliches. Er war ein schlanker, wohlgebildeter und gutgekleideter Mann, sehr dienstfertig und sehr höflich: so oft jemand von uns aus dem Wagen stieg, nahm er seine Mütze ehrerbietig in die Hand. Hinter uns her fuhr in einem Kibitken ein Hauptmann, von Geburt ein Pole, dessen Namen ich unglücklicherweise vergessen habe. Wir lebten während der Reise auf einem sehr höflichen, freundlichen Fuß miteinander: er fiel mir nicht im geringsten beschwerlich; nur meine Börse erinnerte mich in dem teuren Kurland an seine Gegenwart, denn ich war genötigt, sowohl die Postpferde als auch die Zehrungskosten für ihn zu bezahlen.

Von Polangen bis Mitau rechnet man noch 36 deutsche Meilen. Wir legten diesen Weg in drei Tagen zurück, und was mich betrifft, darf ich behaupten, bei völliger Gemütsruhe.

Auch meine Frau hatte sich, dem Anschein nach, gänzlich von ihrem Schrecken erholt. Wir befürchteten nichts als einen etwas längeren Aufenthalt in Mitau, der uns teils wegen der dortigen Teuerung, teils deshalb unangenehm war, weil wir unsern Freunden in Livland von[23] Danzig aus den Tag unserer Ankunft bestimmt hatten. Was hätten wir auch sonst fürchten sollen? Ich hatte fünfzehn Jahre in Rußland redlich gedient; ich konnte die besten Zeugnisse darüber aufweisen; ich war vor drei Jahren mit Bewilligung des Kaisers in österreichische Dienste getreten; ich war noch in diesem Augenblicke besoldeter Hoftheaterdichter in Wien; ich hatte mich dort jederzeit als ein guter Staatsbürger betragen und alle meine Pflichten treu erfüllt; worüber ich gleichfalls vollgültige Atteste besaß; nach meiner Entfernung von Wien hatte ich im Fürstentum Weimar gelebt und nie ein Land, das mit Rußland oder Östreich Krieg führte, betreten: was also hatte ich zu fürchten? Es schien ja bloß ein Verdacht gegen meine Papiere zu bestehen. Und was enthielten die?

Man erlaube mir hier eine notwendige Abschweifung. Ich muß den Leser durch ein Verzeichnis dieser Papiere in Stand setzen, meinen damaligen Gemütszustand zu beurteilen und meine Ruhe begreiflich zu finden.

In meinem Portefeuille waren:

Erstens: Ein Attest der Regierung zu Reval, daß ich während meiner fünfzehn Dienstjahre mich untadelhaft betragen habe.

Zweitens: Die Kopie eines Senats-Ukas, durch wel che mir mein Abschied, mit Erhöhung des Ranges, zugesichert wurde.

Drittens: Das Wiener Hofdekret wegen meiner dortigen Anstellung.

Viertens: Das Wiener Hofdekret, meine Entlassung als Regisseur und meine Beibehaltung als Hoftheaterdichter mit einem Gehalt von tausend Gulden betreffend, von dem Herrn Grafen von Colloredo unterzeichnet.[24]

Fünftens: Ein sehr schmeichelhaftes Zeugnis der dortigen Oberhof-Theatral-Direktion.

Sechstens: Ein eigenhändiger Brief des Römisch-Kaiserlichen Ministers, Grafen Colloredo. Da man nämlich in dem Dekret Nr. 4 unterlassen hatte anzumerken, daß mir das Gehalt auf Lebenszeit zugesichert sei, so fragte ich deshalb schriftlich bei dem Minister an, ob ich auch einst im Alter, wenn ich unfähig wäre, für die Bühne zu arbeiten, jenes Gehalt als Pension bekommen würde, und erhielt darauf die hier erwähnte, sehr befriedigende Antwort.

Siebentens: Ein eigenhändiges Billett des Römisch-Kaiserlichen Ministers, Grafen Saurau, als Chef der Geheimen Polizei, und ein Brief des Herrn Hofrats von Schilling in Wien, als eines Mitglieds dieses Kollegiums. Als ich nämlich den Entschluß faßte, Wien zu verlassen, war ich nicht bloß mit den meine Verwaltung betreffenden ehrenvollen Zeugnissen zufrieden, sondern ich glaubte den Zeitumständen die Vorsicht schuldig zu sein, auch noch überdies ein Zeugnis zu verlangen, daß ich während meines Aufenthalts als Mensch und Staatsbürger mich untadelhaft betragen und nie Veranlassung zu irgendeinem Verdacht im Punkte meiner politischen Gesinnungen gegeben hätte. Ich wandte mich deshalb an den Herrn Grafen von Saurau, mit der Bemerkung, daß ein solches Zeugnis vielleicht ungewöhnlich sei, daß wir aber, leider, auch in ungewöhnlichen Zeiten lebten. Er hatte hierauf die Güte, mich durch jenes Billett und durch jenen Brief gänzlich zu beruhigen. Es hieß darin am Schlusse: »daß, wenn je über mein in politischer Hinsicht unverdächtiges Betragen ein Zweifel entstehen sollte, man mir gewiß Gerechtigkeit leisten werde«.[25]

Achtens: Ein auf vier Monate beschränkter Urlaub der Oberhof-Theatral-Direktion in Wien, um nach Rußland zu reisen, mit dem Beifügen, daß ich spätestens im Oktober dieses Jahres wieder in Deutschland sein müsse, weil die Geschäfte, welche man mir aufzutragen gedenke, eine so weite Entfernung nicht länger gestatteten.

Neuntens: Der oben mitgeteilte Brief des Herrn Barons von Krüdener.

Zehntens: Ein versiegelter Brief der regierenden Frau Herzogin von Weimar Durchlaucht an die Frau Großfürstin Elisabeth Kaiserliche Hoheit.

Elftens: Ein Brief nebst einem Buche von dem Herrn Legationsrat Bertuch in Weimar an den Herrn Hofrat Storch in Petersburg.

Zwölftens: Ein Brief und ein Buch von dem Herrn Oberkonsistorialrat Böttiger in Weimar an den Herrn Hofrat Köhler in Petersburg.

Dreizehntens: Ein versiegelter Brief von Herrn Merkel in Berlin an seinen Bruder in Riga.

Vierzehntens: Noch ein paar andre völlig unbedeutende Briefe.

Fünfzehntens: Zwei Obligationen von zehntausend Rubel.

Sechzehntens: Eine Assignation von dreißig Dukaten für einige Manuskripte, im Monat August zu Danzig zahlbar.

Siebzehntens: Vier kleine Gedichte zum Geburtstage meiner Frau, welcher den Tag nach meiner Verhaftung einfiel. Als wir nämlich einige Tage vorher die preußischen Sandwüsten am Kurischen Haff durchzogen und in Nidden einen ganzen Tag auf Pferde warten mußten, nützte ich diese sonst langweiligen Stunden, mich von[26] meiner Familie weg auf einen Sandhügel unter die Tannen zu stehlen und dort für mich und für jedes meiner drei Kinder einige Reime auf diesen frohen Tag zu machen, den wir leider nachher so wenig froh zubringen mußten. Daß schon damals eine düstre Ahndung von dem, was geschehen könnte, in meiner Seele war, beweisen die vier Zeilen, die ich in meinem eigenen Namen entwarf. Sie lauteten so:


Erhält mir Gott an Deiner Hand

Die frohe Häuslichkeit, das höchste Glück auf Erden,

So möge immerhin Dein Vaterland

Mein Kerker werden.


Man sieht auch hieraus, daß meine höchste Furcht sich nur dahin erstreckte, Livland nicht wieder verlassen zu dürfen, welches mir bei der jetzt so sehr erschwerten literarischen Kommunikation großen Nachteil zugefügt haben würde.

Achtzehntens: Eine in Wien von meiner eigenen Hand mit Bleistift geschriebene Kopie eines Rundgesanges der Schweizer beim Fällen des Freiheitsbaumes. Um zu zeigen, in welchem Geiste dieser Rundgesang gedichtet ist, teile ich hier den ganzen Gesang mit, der mir mit meinen übrigen Papieren wieder ausgeliefert worden ist.


Falle immer, arme Tanne, falle!

Ach! gefallen sind auch wir wie du!

Nur gleich Tauben in des Habichts Kralle

Finden wir im Arm der Franken Ruh.


Abgeschunden werden deine Rinden,

Äst' und Zweige rüstig ausgerauft;[27]

Uns auch wird man gleichermaßen schinden,

Ist ja längst schon unsre Haut verkauft!


Zwar man kann dich fein mit Bändern zieren,

Wie man uns mit bunten Schärpen ziert;

Aber gleichen wir nicht Opfertieren,

Die man schmückt und dann zur Schlachtbank führt?


Du verdorrst trotz diesem Flitterstaate,

Weil man dich entwurzelt und entlaubt;

Wir verlumpen, weil man ohne Gnade

Uns Verfassung, Ruh und Glauben raubt.


Spatzen werden dort sich Nester bauen,

Wo jetzt Freiheitshut und Fahne wehn;

Ach! mit unsern Müttern, Töchtern, Frauen

Werden Franken auch zu Neste gehn.


Ochsen ziehen dich bis an die Stelle,

Wo du stehn sollst nackt und glatt;

Ha! ein Ochs wars auch, der uns zur Schwelle

Dieses Elends hingezogen hat!


Beugt, o Baum, der Zeitsturm dich zur Erden

Oder stürzt der Schweizer Mut dich um:

Dann – dann müssest du zum Galgen werden

Für das hohe Direktorium!


Wenngleich manche Härten dieses Gedicht verunzieren, so ist doch wenigstens darin unverkennbar, daß kein Freund der damaligen Franzosen und überhaupt kein Freund von Revolutionen es geschrieben hat.

Neunzehntens: Bemerkungen über die preußische Extrapost.[28]

Zwanzigstens: Verzeichnis mehrerer Arzneimittel von einem Chemiker in Königsberg.

Einundzwanzigstens: Mehrere einzelne beschriebene Bogen mit Plänen zu Schauspielen, Entwürfen von Gedichten und dergleichen; durchaus nichts, was auch nur im mindesten eine politische Tendenz hätte.

Zweiundzwanzigstens: Ein paar gedruckte Bogen aus einem Almanach, die Herr Rhode in Berlin mir für den Sekretär Gerber in Reval mitgegeben hatte; gleichfalls gänzlich ohne Bedeutung.

Dreiundzwanzigstens: Eine angefangene Oper.

Vierundzwanzigstens: Tagebuch über meinen Gesundheitszustand seit einigen Jahren.

Fünfundzwanzigstens: Der Gothaische Kalender für alle Stände, in den ich kleine Reisebemerkungen geschrieben hatte.

Sechsundzwanzigstens: Ein Petschaft in Stein gestochen und in den Brief eines Freundes gewickelt, der mich gebeten hatte, es für ihn verfertigen zu lassen. Dieses Petschaft war bloß ein adliges Wappen, welches die Heroldie in Petersburg vor kurzem erteilt hatte, also auch ganz unverdächtig.

Siebenundzwanzigstens: Ein Weimarscher Kalender, mit weißem Papier durchschossen. Ich hatte darin eine Idee Franklins nachgeahmt, die mir, wenn ich nicht irre, durch die Berlinische Monatsschrift bekannt geworden war. Dieser große und gute Mann hatte nämlich alle seine kleinen Fehler scharf beobachtet und sie gleichsam tabellarisch aufgezeichnet, mit dem festen Vorsatz, sie nach und nach abzulegen. Jeden Abend gab er sich selbst strenge Rechenschaft, wie weit er damit gekommen sei; und so gelang es ihm in der Tat, immer vollkommener,[29] immer freier von Leidenschaften zu werden. So weit ich nun auch in letzterer Rücksicht hinter meinem Vorbilde bleiben mochte, so hatte ich doch wenigstens versucht, seinen guten und weisen Willen zu erreichen; und ich darf behaupten, daß mir dies gelungen war. Auch kann ich jedem Menschen, dem es um seine moralische Besserung zu tun ist, diese Methode aus Überzeugung empfehlen. Man bekommt nach und nach gewissermaßen eine Furcht vor seinem Kalender; man erschrickt, wenn man beim Aufschlagen die weißen Blätter zu voll geschrieben findet, und oft, sehr oft zügelt man die Leidenschaft im Augenblick des Ausbruchs, weil man sich erinnert, daß man abends die ganze Begebenheit schriftlich und treu wiedererzählen muß.

Achtundzwanzigstens: Alle meine neuern, noch in Manuskript vorhandenen Schauspiele: Octavia, Bayard, Johanna von Montfaucon, Gustav Wasa, Die kluge Frau im Walde, Die Sucht zu glänzen, Die Hofmeister (von meiner Frau übersetzt), Der Abbé de l'Epée, Das Schreibpult, Lohn der Wahrheit, Das Epigramm, Die beiden Klingsberg, Der Gefangene, Das neue Jahrhundert, Des Teufels Lustschloß. Es ist meines Wissens keins darunter, für welches ich in politischer oder moralischer Hinsicht zittern müßte. Ich hatte sie mitgenommen, um sie, wie ich es schon sonst getan, an die Schaubühne in Riga zu verkaufen. Auch waren einige durch den Herrn Chevalier du Vau in Weimar verfertigte französische Übersetzungen derselben dabei, die ich dem Französischen Theater in Petersburg anbieten wollte.

Endlich Neunundzwanzigstens: Ein großes dickes gebundenes Buch in Folio, seit fünf Jahren der Bewahrer aller meiner Geschäfte, Briefe und kleinen Geheimnisse.[30] Ich muß von diesem Buche etwas weitläufiger reden, da es allein hinlänglich ist, meine Unschuld in jeder Rücksicht zu beweisen. Wer dieses Buch einmal durchblättert hat, der kennt mich ebenso gut und vielleicht besser, als ich mich selbst kenne. Alle meine bürgerlichen Verhältnisse, alles was ich schreibe, tue, denke, projektiere, ist jenen Blättern anvertraut. Sie enthalten:


1. Ein Verzeichnis meiner Ausgaben und Einnahmen (die letztern jederzeit mit der Bemerkung: wofür, warum, von wem, nebst beigesetztem Datum).

2. Ein in Wien geführtes Tagebuch, meistens die Schaubühne betreffend, einige unbedeutende Nebendinge ausgenommen.

3. Ein jährliches Verzeichnis aller Briefe, die ich geschrieben oder bekommen habe, an wen und von wem, nebst beigefügtem Datum.

4. Die Brouillons aller der Briefe, welche für mich von einiger Wichtigkeit waren. Aus den letzten beiden Nummern kann man also im Augenblick sehen, mit welchen Personen und worüber ich seit fünf Jahren Briefe gewechselt habe. Ich bin sicher, daß man keinen verdächtigen Namen und keine zweideutige Zeile darin finden wird.

5. Ein Tagebuch kleiner merkwürdiger Begebenheiten, die sämtlich bloß auf mein häusliches Leben Bezug haben. Die Geburt oder der erste Zahn eines Kindes, die Pflanzung einer Linde am Geburtstage meiner Frau, eine Krankheit in meiner Familie, ein froher Tag unter freiem Himmel in einer schönen Gegend zugebracht, ein freundschaftlicher Besuch; dergleichen ganz allein macht den Inhalt dieses Tagebuches aus, welches, wenn es auch[31] kein andres Verdienst hat, wenigstens unwidersprechlich beweist, daß ich meine süßesten Freuden immer in der Häuslichkeit und im Schoße meiner Familie gefunden habe.

6. Bemerkungen über meinen Garten zu Friedenthal und das, was ich selbst darin gesät, gepflanzt, geerntet.

7. Verzeichnis meiner jährlichen literarischen Arbeiten.

8. Projekte zu literarischen Arbeiten für die Zukunft. Beide Nummern sind der redendste Beweis, daß ich mich weder bisher in Politik gemischt hatte, noch auch künftig mich hineinzumischen willens war.

9. Ein Verzeichnis der Bücher, die ich meiner Frau vorgelesen habe, und noch einige andre dergleichen unbedeutende Dinge.


Ich frage den Leser: wenn ihm ein solches Buch von einem völlig unbekannten Manne in die Hände fiele, wenn er es durchblättert, gelesen, geprüft und verglichen hätte: welches Urteil würde er von dem Manne fällen?

Ob es mir gleich nie in den Sinn gekommen war, daß jenes Buch vor meinem Tode jemals in fremde Hände fallen würde, so glaube ich doch jetzt, da es nun einmal in fremden Händen befindlich ist, mich voll Vertrauen darauf berufen zu dürfen. Jeder Menschenkenner wird mir zugestehen, daß der Mann, der ein solches Buch hielt, unmöglich ein schlechter oder gefährlicher Mensch sein könne.

Und das waren nun meine Papiere alle, so gut ich sie aus meinem ziemlich schwachen Gedächtnis aufzeichnen kann. Hab' ich etwas vergessen, so ist es gewiß etwas Unbedeutendes, das weder auf mein Schicksal, noch auf die Beurteilung meiner Denkungsart Einfluß haben[32] kann. Es ist folglich dem Leser nunmehr klar, worauf meine Gemütsruhe sich gründete: nicht bloß auf meine Unschuld, sondern auf die Beweise meiner Unschuld, die, ohne mein weiteres Zutun, auch bei der oberflächlichsten Untersuchung in die Augen fallen mußten.

Es wäre mir auf der Reise nach Mitau mehr als einmal sehr leicht gewesen, mich durch die Flucht zu retten. Wir brachten die zweite Nacht in einem Posthause zu; der Hauptmann schlief in einem entfernten Zimmer; ich stand sehr früh auf und ging hinaus auf den Hof. Im Vorsaale lag der Kosak auf einer Streu zwischen meinen beiden Bedienten in tiefem Schlafe. Die Grenze war noch nicht weit, und mit Hilfe eines Bauernpferdes konnte ich nach wenigen Stunden in Sicherheit sein: aber der Gedanke an Flucht blieb fern von mir.

Am 26sten April (alten Stils) früh um zwei Uhr kamen wir in Mitau an und traten in eben dem Wirtshause, in eben den Zimmern ab, die wir vor drei Jahren bei unserer Ausreise, freilich mit ganz andern Empfindungen, betreten hatten. Wir begaben uns auf einige Stunden zur Ruhe. Der Hauptmann schlief abermals in einem von dem unsrigen völlig abgesonderten Zimmer, und ich hatte keine Wache.

Nach einigen Stunden eines ziemlich unruhigen Schlafs kleidete ich mich an, um in Gesellschaft meines Begleiters dem Herrn Gouverneur von Driesen meine Aufwartung zu machen. Ich hatte diesen wackern Mann vormals in Petersburg kennengelernt und liebgewonnen; ich freute mich, daß gerade er es war, vor dessen Augen mein Charakter und Lebenswandel jetzt geprüft werden sollte; ich war insgeheim sogar ein wenig stolz auf den Ausgang, den, nach meinem Bedünken, die Sache nehmen[33] mußte, und betrat sein Haus mit frohem Mute. Meiner guten, ängstlichen Frau hatte ich versprochen, ihr sogleich einen Boten zu schicken, wenn die Sache entschieden sei. Wir hielten das alles für so leicht, so kurz, so unbedenklich. Zu welchen Selbsttäuschungen verleitet nicht das Bewußtsein der Unschuld!

Im ersten Vorzimmer des Gouverneurs erinnerten mich die Bedienten, daß ich in meinem Frack mit einem liegenden Kragen nicht vor ihrem Herrn erscheinen könne. Als sie indes hörten, daß ich ein Fremder sei und daß alle meine Kleider in versiegelten Koffern lägen, machten sie weiter keine Einwendung.

Im zweiten Vorzimmer mußten wir eine Zeitlang warten, und ich hatte daher Muße, die auffallend sonderbare Auszierung dieses Zimmers zu bemerken. An Möbeln enthielt es nur einige Stühle und ein Sofa; aber an den Wänden hingen Gemälde, die fast absichtlich gewählt zu sein schienen. Ein Wolf, der ein Reh zerriß; ein Geier, der seine Klauen in einen Hasen schlug; ein Bär, der nach Raub brüllte; ein Fuchs, der sich in einem sogenannten Berliner Schwanenhals gefangen hatte. Das Auffallendste von allem aber war eine große Tafel, auf welcher vier Verse geschrieben standen. Sie sind mir nicht mehr ganz erinnerlich, enthielten aber ungefähr folgendes: »der Mensch kann Löwen und Tiger zähmen usw. Er kann zügeln den wildesten Gaul, nur nicht sein eignes Maul.« Dies war, nach einer vor alten Zeiten beliebten Mode, zum Teil in Bildern vorgestellt; zum Exempel anstatt ›der Mensch‹ sah man einen gemalten Mann, anstatt ›Gaul‹ ein gemaltes Pferd und anstatt ›Maul‹ einen großen Mund mit einem Vorhängeschloß. Man muß gestehen, daß diese Bilder eben nicht[34] dazu gemacht waren, Vertrauen einzuflößen; auch gaben sie mir wirklich eine von der vorigen ganz verschiedene Stimmung: es ward düster in meiner Seele.

Jetzt wurde mein Begleiter zu dem Gouverneur hinein gerufen, und ich blieb allein. Nach einigen Minuten traten beide heraus. Der Gouverneur bewillkommte mich mit sichtbarer Verlegenheit; doch erinnerte er sich sehr gütig unserer alten Bekanntschaft und sagte, er habe alle meine Werke gelesen und gern gelesen; sie wären zwar hin und wieder ein wenig spitzig geschrieben, allein sie hätten ihm jederzeit viel Vergnügen gemacht.

Das war es nicht, was mir jetzt am Herzen lag. Ich versicherte ihm, daß ich mich glücklich schätze, unter seinen Augen meine Unschuld darlegen zu können, und bat ihn, die Untersuchung meiner Papiere so bald als möglich vorzunehmen.

»Diese Untersuchung,« versetzte er, »ist mir keineswegs aufgetragen. Ich habe bloß Befehl, Ihre Papiere wohlversiegelt nach Petersburg zu schicken, und Sie selbst müssen augenblicklich dahin folgen.«

Ich ward bestürzt, faßte mich aber bald und bat nur um Erlaubnis, meine Frau mit mir nehmen zu dürfen, da wir noch nie voneinander getrennt gewesen wären und ohne einander nicht leben könnten. Er schien anfangs geneigt, darein zu willigen; auf einige Erinnerungen aber, die ihm sein Sekretär insgeheim machte, verweigerte er es schlechterdings. Als ich ihm sagte, daß ich nicht dafür stehen könne, ob nicht meine weinende Frau selbst zu ihm hereinstürzen und nicht eher ablassen werde, bis er diese Bitte bewilligt habe, antwortete er mit Herzlichkeit: »Verschonen Sie mich mit einer solchen Szene! Ich bin selbst Vater und Gatte, ich fühle ganz das[35] Schreckliche Ihrer Lage; aber ich kann nicht helfen, ich muß meine Pflicht auf das strengste erfüllen. Reisen Sie nach Petersburg, rechtfertigen Sie sich; und in vierzehn Tagen aufs längste sind Sie wieder in den Armen Ihrer Familie. Ihre Frau ist indessen hier gut aufgehoben; wir werden alles für sie tun, was die Menschenliebe und unser eigenes Herz uns gebieten.«

Mit diesen Worten bat er mich, in sein Wohnzimmer zu treten, und verließ mich, um Befehle zu erteilen, die mich, leider, nur allzu nahe angingen.

In seinem Wohnzimmer fand ich niemand als ein junges Frauenzimmer von sanfter Gesichtsbildung, vermutlich seine Tochter. Sie war mit einer weiblichen Arbeit beschäftigt, grüßte mich freundlich, sprach aber nicht, sondern blickte nur bisweilen von ihrer Arbeit zu mir auf. Ich las in ihren sanften Blicken keine Neubegier, sondern bloß Mitleid, und dann und wann entschlüpfte ihr ein Seufzer. Wie wenig alles dies fähig war, mich zu beruhigen, ist sehr begreiflich.

Der Gouverneur kehrte bald zurück. Er versicherte mir: es sei jetzt nicht mehr in Rußland wie vormals, sondern die Gerechtigkeit werde streng gehandhabt. – »Dann darf ich sehr ruhig sein,« war meine Antwort. Er wunderte sich, daß ich so aus freien Stücken zurückgekommen wäre; auch schien es ihm unerwartet, daß ich meine ganze Familie mitgebracht hatte. Freilich pflegt ein Mensch, der mit gefährlichen Anschlägen auf Reisen geht, sich nicht mit einer Frau, drei kleinen Kindern, einer siebzigjährigen Kinderwärterin, einer Kammerjungfer und zwei Bedienten zu beladen. Daß ich aus freien Stücken kam, geschah im Vertrauen auf mein Gewissen und im Vertrauen auf den kaiserlichen Paß.[36]

Jetzt trat ein Mann in petersburgischer Ziviluniform herein. »Das ist der Herr Hofrat Schtschekatichin,« sagte der Gouverneur: »ein gar wackerer Mann, der mit Ihnen reisen wird und bei dem Sie sehr wohl aufgehoben sind.«

»Versteht er Deutsch oder Französisch?«

»Keins von beiden.«

»Das ist schlimm, denn mein Russisch hab ich fast ganz vergessen.«

Der Gouverneur stellte uns einander vor; ich half mir mit dem Russischen so gut ich konnte, und was mir an Worten fehlte, suchte ich durch Gebärden zu ersetzen: ich ergriff des Hofrats Hand, drückte sie mit Herzlichkeit und bat ihn um seine Freundschaft. Er erwiderte meine Bitte durch ein freundliches Grinsen.

Ehe ich weiter gehe, wird ein Gemälde dieses Mannes hier an seinem rechten Platze stehen. Der Herr Hofrat Schtschekatichin – man erlaube mir, seinen barbarischen Namen hier zum letzten Male zu schreiben und ihn in Zukunft immer nur durch seinen Titel zu bezeichnen – der Herr Hofrat war ein schwarzbrauner Mann von etwa vierzig Jahren, mit einer vollkommenen Faunsphysiognomie. Wenn er freundlich sein wollte, so zogen sich zu beiden Seiten der Nase zwei Falten schräg nach den Augenwinkeln und gaben seinem Gesicht den Ausdruck des bittern Hohns. Sein steifer Anstand verriet, daß er im Militär gedient, so wie die mancherlei Verstöße gegen die feine Lebensart, daß er keine Erziehung genossen hatte und wenig mit Leuten von Stande umgegangen war. Er bediente sich z.B. höchst selten eines Schnupftuchs; er trank gern aus der Flasche, wenn auch ein Glas daneben stand usw. Die höchste Ignoranz in[37] den allergemeinsten Kenntnissen verband er mit einer exemplarischen Frömmigkeit. Wie eine Sonnenfinsternis entstehe, was es mit Blitz und Donner für eine Beschaffenheit habe und dergleichen mehr, davon hatte er keinen Begriff. Literatur war ihm völlig fremd; die Namen Homer, Cicero, Voltaire, Shakespeare, Kant hatte er nie nennen hören, bezeigte auch nicht die geringste Begierde, etwas von ihnen zu erfahren. Hingegen hatte er eine große Fertigkeit im Kreuzschlagen auf Brust und Stirn. So oft er des Morgens erwachte, so oft er einen Kirchturm oder ein Heiligenbild, war es auch in der weitesten Entfernung, erblickte, so oft er essen und trinken wollte (und das geschah sehr fleißig), so oft es am Himmel donnerte, so oft wir bei einem Kirchhof verbeifuhren: nie versäumte er, mit abgenommener Mütze sich herüber und hinüber zu bekreuzigen. In Ansehung der Kirchen schien er aber eine gewisse Rangordnung zu beobachten. Wenn sie bloß von Holz und unansehnlich waren, so unterließ er zuweilen, ihnen seine Ehrerbietung zu bezeigen; eine steinerne Kirche hingegen war seiner Ehrfurcht gewiß. Besonders stark wurden die Ausbrüche seiner Frömmigkeit, wenn wir eine ansehnliche Stadt mit vielen Türmen zum ersten Male von fern erblickten, entweder wegen der vielen Türme oder auch, wie ich fast vermute, aus Dankbarkeit, daß er sein Schlachtopfer abermals glücklich bis dahin gebracht hatte. Übrigens habe ich ihn nie beten sehen, weder mit den Lippen noch mit den Augen, sondern er begnügte sich mit dem bloßen Bekreuzen. Trotz der Beschränktheit seiner Kenntnisse hatte er eine sehr große Meinung von sich selbst und nahm nie eine Belehrung an, auch nicht über die geringfügigsten Kleinigkeiten. Auf Gründe ließ er sich nicht[38] ein, sondern er zog bloß seine Nasenfalten lächelnd in die Höhe und blieb bei seiner Meinung. Wenn Pfennige austeilen Wohltätigkeit genannt zu werden verdient, so war der Herr Hof rat ein sehr wohltätiger Mann; denn kein Armer bat ihn vergebens. Auch da noch, als seine Börse schon sehr zusammengeschrumpft war, unterließ er nie die Erfüllung dieser Pflicht, denn daß er es für Pflicht hielt, sah man an der Art und Weise, wie er sich derselben entledigte. Oft warf er eine Kopeke aus dem Wagen, wenn dieser schon längst an dem Armen vorüber gerollt war; es galt ihm völlig gleich, ob der Blinde oder Lahme es finden würde oder nicht: genug, er hatte gegeben. Jede Art von feinem moralischen Gefühl war ihm gänzlich fremd. Das Mitleid kannte er nicht; die Unschuld war ihm gleichgültig. Ich werde in der Folge leider noch oft genug Gelegenheit haben, sein Bild in kleinen Zügen auszumalen; fürs erste genüge dem Leser der scharfe Umriß.

Das war also der sogenannte ›wackere Mann‹, dessen Gewalt ich übergeben wurde. Ich gestehe, es wunderte mich im ersten Augenblick, daß ein Menschenfreund wie Driesen gerade diesen Hofrat zu meinem Begleiter hatte wählen können. Meine Verwunderung verschwand aber, als ich nachher erfuhr, daß der Kaiser in eben dem Augenblicke, als er seinem Minister in Berlin erlaubte, mir einen Paß zu geben, um ungehindert nach Rußland zu kommen, auch den Befehl erteilte, mir einen Hofrat mit einem Senatskurier entgegenzuschicken, um mich als Arrestanten in Empfang zu nehmen. Da ich nun schon in den letzten Tagen des Januar um den Paß angehalten, so war auch der Herr Hofrat schon seit dem Anfange des März in Mitau, hatte bereits sieben Wochen[39] auf mich gewartet und klagte mir nachher oft, wie viel Geld er dort habe verzehren müssen und wie viele Langeweile er ausgestanden. Das letztere glaubte ich ihm nie; denn ein Mann wie er hat den Vorzug mit dem Weisesten gemein, nie Langeweile zu empfinden. Daß die Wahl eines Begleiters für mich gerade auf seine Person gefallen, war gewiß nicht die Schuld des Kaisers, der ihn schwerlich kannte; denn ich denke, dieser gebildete Monarch würde aus mancher Rücksicht mich mit einem solchen Manne nicht gepaart haben.

»Suchen Sie,« sagte der Gouverneur, »so schnell als möglich ein bequemes Fuhrwerk zu bekommen; denn Sie müssen sogleich abreisen.« Ich bat um Aufschub wenigstens bis morgen, da ich in den letzten drei Nächten gar nicht geschlafen hatte, seit vier Wochen immer auf der Reise und seit drei Tagen in starker Gemütsbewegung gewesen war; meine Bitte mußte mir aber abgeschlagen werden. Der Gouverneur ersuchte mich, den Mittag bei ihm zu essen, dann aber mit meiner Abreise so viel als möglich zu eilen. Ich lehnte die Einladung ab und ging nunmehr, von dem Regierungssekretär begleitet, nach meinem Wirtshause zurück. Dieser junge Mann (er hieß Weitbrecht) schien, trotz seiner kalten Physiognomie, einigen Teil an meinem Schicksal zu nehmen. Er beklagte mich und versicherte, der Gouverneur könne mit dem besten Willen nicht mehr für mich tun; »denn,« sagte er mit Achselzucken, »wir alle sind jetzt bloße Maschinen«. Ich erschrak über dieses Bekenntnis und glaube gewiß, daß sowohl er als auch so manche andere, die nachher eben dieselbe Sprache führten, dem Kaiser Unrecht tun. Wahrlich, es kann ihm keine Freude machen, sich von bloßen Maschinen bedienen[40] zu lassen; denn der Mensch, der sich zur Maschine herabwürdigen läßt, ist nie zuverlässig.

Wir betraten mein Zimmer. Meine gute, geliebte Frau, die eine fürchterliche Stunde zugebracht hatte, kam mir mit der bängsten Erwartung im Blicke entgegen. Ich zwang mich, unbefangen und heiter zu scheinen. Mit aller nur möglichen Schonung sagte ich ihr, daß ich nach Petersburg reisen müsse, und zwar ohne sie. Ich fügte dieser Nachricht zugleich so viel Trost- und Hoffnungsgründe bei, als meine zerrüttete Seele nur immer aufzutreiben vermochte; auch versicherte der Sekretär, die ganze Sache könne kaum vierzehn Tage dauern. Alles vergebens! Meine Christel warf sich schluchzend auf das Bett und überließ sich einem grenzenlosen Schmerze. Sie wollte mich durchaus begleiten, wollte ihre so geliebten Kinder ohne Bedenken zurücklassen, wollte wenigstens bis auf mein unweit von Narwa gelegenes Landhaus Friedenthal mit mir fahren, von wo Petersburg nur noch einige dreißig Meilen entfernt ist. Umsonst! Jede dieser Bitten wurde ihr, aus nachher sehr begreiflichen Ursachen, abgeschlagen. Auch ihretwegen mußte erst nach Petersburg geschrieben und rapportiert werden: denn man hatte ihretwegen keine Verhaltungsbefehle. Man mußte erst anfragen, ob es einer freien, edel gebornen Frau erlaubt sei, nach Hause zu ihren Verwandten zu reisen. Bis die Antwort, hieß es, zurückkomme (also wenigstens vierzehn Tage), müsse sie an diesem (ihr gänzlich fremden) Orte – in einem teuren Wirtshause, von ihrem Manne verlassen, mit ihrem Gram allein – verweilen; doch zweifle man nicht, daß es nach Ablauf dieser Zeit ihr freistehen werde, zu gehen, wohin sie wolle.[41]

O, daß ich mich schon des traurigen Geschäfts entledigt hätte, die fürchterlichen Stunden bis zu meiner Abreise zu schildern! Meine arme Frau hing bald mit heißen Tränen an meinem Halse, bald lag sie halb ohnmächtig und weinend auf dem Bette. Meine älteste Tochter, ein Mädchen von fünf Jahren, meine gute Emmy, die sehr an mir hängt, kam jeden Augenblick zu mir und schlug ihre kleinen Hände um meinen Nacken. Meine zweite dreijährige Tochter wußte nicht was vorging und weinte darüber, daß man nicht wie sonst auf sie acht gab. Mein jüngster Sohn (von elf Monaten) lächelte unbefangen auf dem Arm seiner Wärterin. Meine Leute liefen bestürzt durcheinander. Im Zimmer war viel Rumor. Der Hofrat fand sich ein; der Senatskurier postierte sich in einen Winkel; der Sekretär entsiegelte meine Koffer, durchsuchte alles noch einmal und empfing meine Papiere. Ich war in einer dumpfen Betäubung, aus der ich mich nur ruckweise mit Gewalt aufraffte. Ich bekümmerte mich um nichts, was im Zimmer vorging, sondern setzte mich auf das Bett zu meiner wimmernden Frau, schloß sie mit dem Feuer der innigsten Liebe in meine Arme und beschwor sie, sich zu fassen, auf meine Unschuld und des Kaisers Gerechtigkeit zu vertrauen. »Wir haben,« sagte ich, »so viele glückliche Tage miteinander verlebt; laß uns jetzt auch das Unglück mutig tragen. Es wird und muß von kurzer Dauer sein. Rechtfertigen Sie sich, sagte ja der Gouverneur; und in vierzehn Tagen kehren Sie zurück in die Arme Ihrer Familie. Jetzt, meine Beste, beweise, daß du kein gewöhnliches Weib bist. Klagen und Wimmern hilft zu nichts. Standhaft dulden und allenfalls die Rettungsmittel anwenden, die in deiner Gewalt sind: das ziemt der treuen, liebenden Gattin.«[42]

Ich nannte ihr darauf einige Personen in Petersburg, an welche sie schreiben sollte, und empfahl ihr, meiner alten Mutter so schonend als möglich die Schreckensnachricht beizubringen. Auch der Sekretär Weitbrecht hatte mir schon vorher versprochen, meine Mutter von meinem Schicksal zu benachrichtigen; er hat es nicht getan. Mir selbst war auch hier nicht erlaubt, die Pflicht des Sohnes zu erfüllen.

Ich hatte es endlich durch mein sanftes, liebevolles Zureden so weit gebracht, daß meine Frau wieder einige Fassung gewann. Sie stand auf, bewillkommte den Hofrat, reichte ihm ihre Hand und bat ihn sanft weinend, doch ja unterwegs Sorge für ihren kränklichen Mann zu tragen. (Sie hatte schon gehört, daß ich nicht einmal einen von meinen Bedienten mit mir nehmen dürfe.) O, hätten Tausende das vortreffliche Weib in diesem Augenblicke gesehen, wie hold-bittend sie da stand, wie schön in ihrem Schmerze, wie rührend in ihren Tränen: wahrlich, kein Herz wäre unbewegt, kein Auge trocken geblieben. Der Herr Hofrat lächelte höflich, die Falten seiner Nase zogen sich hoch zu den Augenwinkeln hinauf, und er versprach alles, was die Bittende begehrte.

Schon einige Mal hatte mich der Sekretär sehr dringend befragt, ob ich auch viel Geld bei mir hätte? Ich hatte noch etwas über hundert Friedrichsdor, etwa fünfzig Dukaten und ein paar hundert Taler kursächsische Zweigroschenstücke, die ich mir in Leipzig hatte geben lassen, weil sie in Kurland gelten. Er ermahnte mich, alles in russische Banknoten umzusetzen und mit mir zu nehmen. Ich hielt das für unnötig; wie viel konnte ich zwischen Mitau und Petersburg brauchen? Auch mußte ich ja Friedenthal passieren, wo ich im Notfalle Geld zu finden[43] gewiß war. In Petersburg selbst hatte ich Freunde, auf deren Unterstützung ich mich verlassen konnte. Meine Frau hingegen brauchte viel Geld; ihr wollte ich alles zurücklassen. Das sagte ich dem Sekretär. Er aber drang dennoch mit so besondern Gebärden in mich, seinen Rat zu befolgen, daß ich endlich, wenigstens zum Teil, nachgab. Er selbst war so gütig, das Umwechseln zu besorgen und mir einen für die Eile, mit der alles geschehen mußte, sehr leidlichen Preis für mein Gold zu verschaffen.

Von den großen, schweren Koffern meines Wagens konnte ich keinen mit mir nehmen. Ich hatte daher befohlen, daß meine Bedienten mir ihren halbzerrissenen Mantelsack hergeben sollten, und die Kammerjungfer meiner Frau war beschäftigt, mir Wäsche auf einige Wochen hineinzupacken. Der Senatskurier stand dabei. Und ebenso dringend wie der Sekretär mich ermahnt hatte, recht viel Geld mitzunehmen, ermahnte er die Kammerjungfer, recht viel Wäsche in den Mantelsack zu legen. Sie hielt das für sehr überflüssig und tat das Gegenteil. Da es ihm mit der Wäsche nicht gelang, so bestand er darauf, es müßten wenigstens Betten mitgenommen werden. Das hielt ich für noch überflüssiger, und er zuckte endlich die Achseln.

Wenn ich jetzt, bei kaltem Blute, alle diese Um stände zusammennehme, begreife ich nicht, wie es möglich war, daß kein Funke von Argwohn in meine Seele kam, es könne wohl auf eine weitere Reise mit mir abgesehen sein. Aber ich war in einer dumpfen Betäubung und hatte keinen klaren Gedanken. In betreff des Geldes erinnere ich mich bloß der dunklen Vorstellung, daß es mir doch wohl in Petersburg nützlich sein könne, da ich[44] vielleicht in den ersten Tagen mit keinem meiner Freunde würde sprechen dürfen. Auf das Einpacken der Wäsche gab ich wenig acht und hörte das, was darüber gesagt wurde, nur mit halbem Ohr. Ach, meine ganze Seele war mit Frau und Kindern beschäftigt! Ich ging von diesen zu jener, von jener zu diesen und drückte sie wechselweise an meine Brust: ich tröstete hier und liebkoste dort.

Dem Kurier, der die Innigkeit gewahr wurde, mit welcher ich an meiner Familie hing, traten die Tränen in die Augen. Nun bemerkte ich ihn erst und sah ihn freundlich an; er gab mir den freundlichen Blick zurück. »Bist du verheiratet?« fragte ich ihn. Er nickte, mit nassen Augen.

»Ich habe auch drei kleine Kinder!« antwortete er.

»Nun so verstehst du mich.« Er nickte und seufzte.

Da dieser Mensch einen großen Einfluß auf mein damaliges Schicksal gehabt hat, so erlaube man mir, sein Bild neben dem Bilde des Herrn Hofrats zu zeichnen. Alexander Schülkins mochte ungefähr etwas über dreißig Jahre alt sein. Ein gänzlich roher Mensch, zuweilen eine wahre Bestie, aber eine gutmütige. Seine Physiognomie hatte etwas Kalmückisches: ein breites rundes Gesicht, aufgestutzte Nase, hohe Backenknochen, kleine lang gezogene Augen, eine sehr niedrige Stirn; schwarzes Haar, von mehr kleiner als großer Statur, mit breiter Brust und breiten Schultern. Auf der linken Seite trug er das weiße, runde Schild der Senatskuriere und um den Leib die Kuriertasche mit einem ähnlichen Schilde. Im Essen und Trinken fand er seinen höchsten Genuß; aber lecker war er nicht: er aß und trank alles, was ihm vor den Mund kam, und an der Art und Weise, wie er es tat, konnte[45] man augenblicklich sehen, daß es das Hauptgeschäft seines Lebens war. Wenn er z.B. Suppe aß, so lehnte er den Kopf ein wenig zurück, schob den Löffel bis an den Stiel in den Mund, goß die Suppe, anstatt in den Mund, sogleich in die Gurgel, sah dabei an die Decke und zog die kurze Stirn in hundert horizontalen Falten aufwärts, so daß jedes Haar auf seinem Kopfe sich bewegte. Ebenso machte er es mit dem Fleische. Er steckte es nicht in den Mund; er warf es hinunter. Ich ließ einige Mal die großen Knochen eines Kalbsbratens übrig; er bemächtigte sich ihrer sogleich und biß, trotz dem größten Bullenbeißer, alles herunter, was nur einigermaßen markig oder sehnig daran war. Ein Glas Branntwein mußte sehr groß sein, wenn er es nicht auf einen Schluck in die Gurgel stürzte. Er konnte außerordentlich viel Branntwein zu sich nehmen, ohne betrunken zu werden; auch konnte er, ohne daß es ihm schadete, die heterogensten Getränke untereinander mischen. So hab' ich ihn oft des Morgens Tee mit Milch trinken sehn; dann ein großes Glas Branntwein; darauf den Kaffee, den ich übrig gelassen hatte; darauf ein paar Gläser Punsch und zum Beschluß ein paar Nößel Kwaß; alles in derselben Viertelstunde. Mit eben der Leichtigkeit, mit welcher er zu jeder Tages- oder Nachtzeit essen und trinken konnte, konnte er auch schlafen, wann und so oft es ihm beliebte; doch wurde er in dieser beneidenswerten Kunst von dem Herrn Hofrat beinahe noch übertroffen, der übrigens im Branntweintrinken ihm wenig nachgab.

Hingegen war Alexander Schülkins bei aller seiner Rohheit ihm in Hinsicht moralischer Kultur weit überlegen. Er hatte Gefühl, zwar kein tiefes, aber ein schnelles und starkes, das ihn zuweilen gleichsam schüttelte und dann[46] schnell wieder losließ. Er wußte auch dies und jenes; der Herr Hofrat wußte gar nichts. So erinnere ich mich, daß er einst beim Anblick eines Kuckucks dem Herrn Hofrat erzählte: dieser Vogel lege seine Eier in fremde Nester und brüte sie nie selber aus. Der Herr Hofrat lachte ihm ins Gesicht, daß er so dumm sei, ein solches Märchen zu glauben. Alexander berief sich auf mich, und ich bekräftigte seine Versicherung; der Herr Hofrat zog aber seine Nasenfalten hoch in die Höhe und warf einen vornehm verachtenden Blick auf uns beide.

Was sonst noch von Alexander Schülkins zu sagen wäre, wird in der Folge der Erzählung vorkommen. Ich füge, um den Leser mit seinem Stande genauer bekannt zu machen, nur noch hinzu, daß der Senat zu Petersburg achtzig dergleichen Kuriere hat, die jederzeit bereit sein müssen, seine Befehle in die entfernten Provinzen zu überbringen. Sie haben, wenn ich nicht irre, Unteroffiziersrang, sind gleichförmig (ungefähr wie die Postbedienten) gekleidet und tragen auch dergleichen Schilder, nur mit einer andern Umschrift.

Ich kehre zurück auf den Schauplatz meiner Leiden. Seit den letzten paar Stunden waren mehrere Wagen auf den Hof des Wirtshauses gefahren worden, daß ich mir einen davon aussuchen und kaufen sollte. Ob ich gleich das letztere für mein eigenes Geld tun mußte, so war es doch immer eine große Begünstigung, daß ich mir einen bequemen Wagen anschaffen durfte, da die Gefangenen sonst gewöhnlich in ein Kibitken oder auf ein noch schlechteres unbedecktes Fuhrwerk geworfen und ohne alle Rücksicht auf Stand, Alter oder Gesundheit bei jeder Witterung fortgeschleppt werden.

In der Überzeugung, daß Petersburg das Ziel mei ner[47] Reise sei, kaufte ich bloß einen leichten, fein gearbeiteten halben Wagen, der zwar in Federn hing und in dem es sich ganz bequem eine Spazierreise machen ließ, der aber sonst mit gar keinen Bequemlichkeiten versehen war. Dennoch mußte ich 500 Rubel dafür bezahlen.

Es gereichte doch auch meiner Frau zu einigem Trost, daß ich nicht wie ein Verbrecher fortgeschleppt werden sollte. Sie fragte den Hofrat, ob ich ihr unterwegs auch schreiben dürfe. Er sowohl als der Sekretär versicherten beide, daß dies ohne Schwierigkeit geschehen könne.

Abends etwa um sieben Uhr war alles zur Abreise bereit. Meine Hand zittert – mein Herz klopft – meine Augen füllen sich mit Tränen. Noch jetzt kann ich nicht ohne die heftigste Wehmut an jenen fürchterlichen Augenblick denken. Man verschone mich mit der Beschreibung desselben. Tränen hatte ich nicht und meine Frau ebenso wenig; unsre Herzen waren krampfhaft zusammengeschnürt. Nur meine Emmy und die Kammerjungfer weinten. Ich drückte meine Kinder wechselsweise an die Brust und segnete sie mit Inbrunst. Meine Gattin fiel ohnmächtig auf das Bett. Ich beugte mich über sie hin und bedeckte sie mit meinen letzten Küssen. Der Sekretär Weitbrecht hatte bis dahin ein kalter Zuschauer geschienen; ja, ich hätte über seine schalen Trostgründe: »man müsse sich darein ergeben; die Betrübnis könne doch nichts ändern usw.« schon einige Male beinahe meinen Unwillen geäußert. Jetzt aber brach auch er, nicht in Tränen, sondern in eine Art von Geheul aus. O, wäre der Kaiser, der gewiß gefühlvolle Kaiser selbst gegenwärtig gewesen: wie eilig würde er durch ein Wort allen diesen Jammer geendigt haben!

Meine arme Frau war nicht imstande, meine Liebkosungen[48] zu erwidern; sie wimmerte leise mit geschlossenen Augen. Ich drückte noch einen Kuß – ach, vielleicht den letzten! – auf ihre blassen Lippen und stürzte zur Tür hinaus. Meine Leute halfen mir in den Wagen und nahmen gerührt von mir Abschied. Ich hörte und sah nicht mehr. Viele Neugierige hatten sich im Vorhause versammelt; der Sekretär zerstreute sie. Der Wagen war auf den Hof gebracht worden, um auf der Straße kein Aufsehen zu erregen. Ich taumelte hinein – und wir rollten fort!


So hat man einen ehrlichen Mann und ruhigen Staatsbürger durch einen kaiserlichen Paß nach Rußland gelockt und ihn dann aus den Armen seiner Familie gerissen, ohne es auch nur einmal der Mühe wert zu halten, ihm zu sagen, wessen man ihn beschuldige. Nein, das kann der gerechte Kaiser nicht wissen, nein, das weiß er gewiß nicht! Irgend ein hämischer Verleumder hat das kaiserliche Ansehn, den kaiserlichen Namen mißbraucht. Es geht nun in die neunte Woche, daß ich nicht weiß, ob die Meinigen leben oder tot sind. Ach, vielleicht werde ich nie wieder etwas von ihnen erfahren! Meine gute Frau und ich, die wir seit so vielen Jahren nur zweimal, vierzehn Tage, voneinander getrennt waren und diese kurze Zeit kaum überleben zu können glaubten, wir müssen nun, auf ewig auseinander gerissen, unsere Tage hoffnungslos vertrauern! Wird sie es überleben, hat sie es überlebt? O Gott!

Quelle:
Kotzebue, August: Das merkwürdigste Jahr meines Lebens. München 1965, S. 10-49.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Das merkwürdigste Jahr meines Lebens
Das merkwürdigste Jahr meines Lebens. Als Verbannter in Sibirien

Buchempfehlung

Lohenstein, Daniel Casper von

Agrippina. Trauerspiel

Agrippina. Trauerspiel

Im Kampf um die Macht in Rom ist jedes Mittel recht: Intrige, Betrug und Inzest. Schließlich läßt Nero seine Mutter Agrippina erschlagen und ihren zuckenden Körper mit Messern durchbohren. Neben Epicharis ist Agrippina das zweite Nero-Drama Daniel Casper von Lohensteins.

142 Seiten, 7.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon