Frau Harke und Frau Gode.

[371] In der Mittelmark, besonders im Havellande, in der Ukermark und auch[371] in der Altmark heißt es, daß in den Zwölfen Frau Harke durch das Land ziehe, und daß deshalb die Mägde bis zum Tage der heiligen drei Könige ihren Rocken müssen abgesponnen haben, sonst zerkratzt Frau Harke entweder dieselben oder besudelt ihnen den Rocken. In der Prignitz hat man dieselbe Meinung von der Frau Gode, und diese theilt denn auch wohl solche Ohrfeigen aus, daß die Streifen der Finger das ganze Leben hindurch sichtbar bleiben. – Die alten Sachsen glaubten: das in derselben Zeit Frau Here durchs Land fliege und sagten dann »Browe Here (seu corrupto nomine) Vro Here de vlughet«; sie glaubten, daß sie Ueberfluß an irdischen Gütern verleihe.

Mündlich.

Meibom Scriptores Rer. Germ. T. I. p. 235. Gobellinus Persona Cosmodrom. aet. VI.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 371-372.
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