114. Der Name von Köpenick.
Mündlich.

[118] Vor alten Zeiten war einmal ein alter Fischer, der in der Nähe von Köpenick seinem Gewerbe nachging,[118] und namentlich am Müggelsee seine Netze auszuwerfen pflegte. Da geschah es einst, daß er auch dort war, und ein großer Krebs vom See ans Ufer geschwommen kam, ihn anredete und sagte, er wolle ihm vieles Glück bringen und ihn zum reichen Manne machen, wenn er ihn aus dem Wasser nähme und nach dem ersten Orte jenseit der Spree brächte. Darauf nahm der Fischer den Krebs und ging mit ihm nach Köpenick zu, wo er uneingedenk dessen, was derselbe gesagt, ihn auf den Markt brachte, um ihn zu verkaufen. Da das Thier so groß war, fand sich auch bald ein Käufer; aber da begann der Krebs auf einmal zu rufen: »Kööp nich! Kööp nich!« Nun gedachte der Fischer wieder an die Bedingung, nahm seinen Krebs und ging weiter. Darauf setzte er über die Spree und kam nach Stralow, wo er den Krebs um vieles Geld verkaufte. Zum Andenken aber der Worte, die der Krebs dort vor allen Leuten auf dem Markt gesprochen, wurde die Stadt Köpenick genannt, und die Stralower zeigen noch alljährlich am Tage des großen Fischzugs, am 24sten August, den großen Krebs, der von Köpnick dahin gebracht wurde.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 118-119.
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