84. Der Kobold in Schwina.
Mündlich.

[84] In Schwina ist ein Bauer gewesen, der hat lange Jahre einen Kobold in seinem Hause gehabt und ist durch ihn ein reicher Mann geworden. Oftmals hat ihn das Gesinde gesehen, wie er als Rothbart in der Stube umhergeflogen, oder als Kalb mit feurigen Augen in der Küche gelegen, oder als Katze auf dem Boden umhergesprungen ist. Zuweilen hat er sogar als schieres Feuer früh Morgens im Ofen gelegen, so daß die Magd jählings erschrocken ist und schnell zur Hausfrau lief, ihr zu sagen, daß dort ein feuriges Unthier sei. Dann[84] ist die Frau hinausgegangen und hat die Magd nach einer Weile gerufen und gesagt, was sie doch schreie, es sei ja nichts da. Aber die wußte das besser, denn die Frau hat den Kobold dann immer fortgelockt, so daß dann natürlich nichts mehr zu sehen gewesen. Die Frau hat nämlich mit dem Kobold sehr gut gestanden, so daß er ihr allerlei Liebes und wohl nicht immer ganz in Ehren erwiesen. Darum mag denn auch wohl der Bauer, als er überdies Geld genug hatte, des Kobolds überdrüssig geworden sein, denn er hat ihn in einen Kober gepackt und ihn weit weit fortgetragen, so daß er nicht hat wieder zurück finden können.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 84-85.
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