4.

Ein alter Bauer in Kirchdorf erzählte:

[3] Ein Mädchen muß einmal in den Zwölften einen großen Keßel von Campen nach Sieden tragen, da hört sie von weitem den Herodis kommen und sieht auch schon die Hunde, welche auf sie zustürzen. Vor Angst kriecht sie schnell unter den Keßel, den umschnuppern und umbölken die wilden Hunde; nun ist Herodis selber da, der fragt: »Wer bist du?« Sie antwortet, daß sie eine arme Dienstmagd sei und den Keßel von Campen nach Sieden trage; er fragt weiter, ob sie es thun müßen oder ob sie es thun wollen; sie antwortet, daß sie es thun müßen; da sagt er: »Hast du es thun müßen, so sollst du für diesmal ungeschädigt von dannen ziehen«, und fort geht's wieder mit der wilden Meute.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 1, Leipzig 1859, S. 3.
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