1.

[279] Einst kam Pumpfût auf ein Dorf, wo unlängst dem Amtmann Haus und Scheune abgebrannt waren; als nun Pumpfût im Kruge saß und auch ihm dieser Unglücksfall erzählt wurde, sprach er: »Ei, das wäre für ein Billiges wieder herzustellen, und das könnte ich.« Diese Rede ward dem Amtmann hinterbracht, und da man glaubte, er sei ein Baumeister, so ließ ihn der[279] Amtmann rufen. Pumpfût kam, der Amtmann redete mit ihm wegen seiner Gebäude, und beide kamen endlich überein, daß Pumpfût alles für 200 Thlr. wieder herstellen solle. Dieser ließ sich darauf 100 Thlr. Vorschuß geben, unter dem Vorwande, Holz dafür zu kaufen und Arbeiter zu dingen. Als er aber das Geld in der Tasche hatte, ging er hin in das Wirthshaus und ließ sich alles Köstliche, was es in der Umgegend gab, auftragen und lud auch mehrere junge Leute zu sich ein, mit ihm zu trinken und zu spielen. So trieb er es, bis das Geld verbracht war, dann aber ging er hin zu dem Amtmann und begehrte einen neuen Vorschuß. Doch der Amtmann war ungehalten und sprach: »Ihr habt nun das Geld verbracht und wollt mich, der ich doch schon Unglück genug gehabt, zum armen Mann machen; all das Geld, was ich euch als Vorschuß gab, habt ihr vergeudet, statt, wie ihr sagtet, Holz dafür zu kaufen, und nun fordert ihr noch mehr, um das Gleiche zu thun.« Allein Pumpfût erwiderte: »Tragt keine Sorge, ich habe euch versprochen, alles wieder aufzubauen für den Preis, über welchen wir uns geeinigt, ich halte auch redlich mein Wort.« Da er nun nicht abließ zu versichern und der Amtmann doch sonst die hundert Thaler auch hätte darangeben müßen, so gab ihm derselbe noch funfzig, aber Pumpfût mußte ihm sogleich den Tag bestimmen, an welchem er die Gebäude fertig haben wolle.

Mit diesen funfzig Thalern ging nun Pumpfût abermals hin ins Wirthshaus und verprasste sie gleichfalls; als aber die Zeit herankam, zu welcher er sein Versprechen erfüllt haben sollte, da war weder Holz noch Stein da und kein Arbeiter zu sehen. Der Amtmann schickte deshalb zu ihm und ließ ihm sagen, daß er doch an die Erfüllung seines Versprechens denken solle, sonst[280] werde er ihn belangen; allein Pumpfût ließ sich nicht stören und schwelgte noch ruhig fort. Endlich als er des Dinges müde war, machte er sich auf und ging zum Amtmann und sagte ihm: »Morgen ist alles fertig, haltet nur ja den Richtschmaus bereit.« Der Amtmann aber schlug halb im Aerger halb im Hohn eine Lache auf, schloß sich in sein Zimmer ein und dachte darüber nach, wie er den Betrüger belangen könne. In der Nacht aber wurde er durch ein Geräusch geweckt; er ging ans Fenster und sah, wie die Bauplätze von Arbeitern wimmelten; da legten Maurer den Grund und hier fügten Zimmerleute die Balken ein, und in all der geschäftigen Thätigkeit sah man Pumpfût mitten inne; von Zeit zu Zeit flogen auch noch mehr Arbeiter aus der Luft herbei und brachten Balken und Steine und Mörtel gleich mit sich. Als der Amtmann das alles sah, weckte er schnell seine Frau, damit sie den Richtschmaus zum folgenden Tage besorge, denn bis jetzt war noch gar nichts vorbereitet, weil er nicht an die Erfüllung von Pumpfût's Versprechen geglaubt hatte. Als nun der Morgen kam, da waren die Bauleute alle verschwunden, aber Haus, Ställe und Scheunen waren allesammt fertig, und nur die Dächer waren noch nicht gedeckt. Nicht lange darauf trat auch Pumpfût herein, fragte, ob er nun nicht sein Versprechen gehalten und begehrte den Richtschmaus. Der Amtmann ließ nun eine große Tafel aufschlagen, und als der Mittag herangenaht war, kam Pumpfût allein und setzte sich obenan. Das wunderte den Amtmann, obwol er nun ahnte, daß dieser Baumeister die Gebäude nicht auf natürliche Weise errichtet habe. Nichtsdestoweniger wurden die Schüßeln leer, und des Amtmanns ganze Dienerschaft hatte Mühe, immer schnell genug das herbeizuschaffen, was fehlte, und obwol sie keinen sahen, hörten sie doch[281] die Löffel und Teller klingen und Meßer und Gabeln raßeln. Endlich stand Pumpfût auf, ließ sich von dem Amtmann die andern funfzig Thaler auszahlen, versprach ihm, daß in der folgenden Nacht seine Gebäude gedeckt werden würden, was dann auch geschah, ging wieder ins Wirthshaus, wo er alles, was er erhalten hatte, verprasste und empfahl sich dann.


Vgl. Menzel, Odhin, S. 168; Bechstein, Sagenbuch, Nr. 566, 567.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 2, Leipzig 1859, S. 279-282.
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