487.

[176] Wer da wißen will, ob er ein Mädchen, das er gern möchte, bekommen wird, pflanzt am Johannistag zwei Pflanzen Johanniskraut (sedum telephium) nebeneinander; wachsen sie dann mit den Kronen gegeneinander, so wird er sie bekommen, weichen sie voneinander, so bekommt er sie nicht. Auf gleiche Weise erforschen dasselbe auch andere, indem sie jeder von den beiden Pflanzen den Namen dessen geben, von dem sie es wißen wollen. Bollwerk im Volmethal.


Vgl. den ähnlichen Gebrauch am Martinsabend in der Goldenen Aue bei Pröhle, Harzbilder, S. 30: Liebster und Liebste gehen im Dunkeln in den Garten und brechen von einem Obstbaume je ein Reis, das sie in der warmen Stube ins Wasser setzen. Wenn dann beide Reiser zusammen zu Weihnachten aufblühen, so ist das eine gute Vorbedeutung. Eine schlimme Vorbedeutung aber ist es, wenn man einen trockenen Zweig erfaßt hat oder der Zweig im Wasser vertrocknet. – »They set the orpine (Knabenkraut, Rosenwurz, Wundkraut) in clay upon pieces of slate or potsherd in their houses, calling it a Midsummer man. As the stalk was found next morning to incline to the right or left, the anxious maiden, knew whether her lover would prove true to her or not. Young women likewise sought for what they called pieces of coal, but in reality, certain hard, bleak, dead roots, often found under the living mugwort (Beifuß), de signing to place these under their pillows, that they might dream of their lovers.« Chambers, Edinburgh Journal, 2. Juli 1842, wo noch andere an diesem Abend übliche Arten der Erforschung der Zukunft in Bezug auf Liebende angeführt werden. Zu den unter dem Beifuß gefundenen Kohlen vgl. man die Notiz aus Delrio disquisitiones magicae bei Wolf, Beiträge, I, 235, Nr. 407: [176] »Superstitiosum est, quod quidam Artemisiam herbam certis diebus et horis effodiunt, subter eam carbones quaesitum, quos contra febres de collo suspendant.«

Quelle:
Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 2, Leipzig 1859, S. 176-177.
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