459.

[163] In Nörten findet zu Pfingsten gleichfalls ein Kranzstechen statt; der Sieger erhält ein seidenes Tuch von den Mädchen und muß dafür mit allen, die etwas dazugegeben, tanzen. Nachdem der Kranz heruntergestochen ist, welches gewöhnlich am Nachmittage des ersten Pfingsttags geschieht, zieht man am zweiten Tage umher und sammelt Gaben ein, mit folgendem Spruch:


»Hier tret' ich auf den Hof,

Der Kaiser und der Bischof,

Der Kaiser und der König,

Das Land das liegt im Plönich,[163]

Die armen Herrn,

Die geben gern,

Die Reichen noch viel mehr.«


Darauf knallen sie mit den Peitschen; der schlechteste Reiter muß beim Einsammeln der Gaben den Korb tragen, der beste führt den Namen König. – In Merxhausen zwischen Holzminden und Daßel werden zu Pfingsten nur Maibüsche aufgesteckt.


Vgl. Panzer, Beiträge, II, 200, Nr. 345. Ueber das Knallen mit Peitschen vgl. zur folgenden Nummer. Auch diese herabgestochenen Kränze waren wol ursprünglich Opferkränze.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 2, Leipzig 1859, S. 163-164.
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