140.

[50] Der Wickvogel wird auch Sterbevogel genannt; wenn er schreit, sagte man: »Nun wird jemand sterben«, flog er nahe an ein Fenster, sagte man: »Der Todtenvogel ist bei N.N. gewesen, nun ist's aus mit ihm.« Kuhn in Hemschlar.


Der Wickvogel ist eine Rabenart; über den Glauben vgl. Nordd. Gebräuche, Nr. 391; Grimm, Mythologie, S. 1087 fg. Der Todtenvogel auch unten Nr. 172. Krähen, krächzend über dem Haupte wegfliegend, verkünden nach französischem Aberglauben Tod, Wolf, Beiträge, I, 250, Nr. 599. Wenn die Elstern sich bei einem Hause versammeln und ihren Quak machen, so stirbt jemand, Woeste, Volksüberlieferungen, S. 54; Vonbun, S. 63. Wenn die Elster (der Todtenvogel) nachts schreit oder wenn die Eule »Eweck! eweck!« schreit, so gibt es einen Sterbefall, Hocker in Wolf, Zeitschrift, I, 240. Ist die Benennung Glücksvogel bei Wolf, Beiträge, I, 213, Nr. 117, wol anderweitig belegt? Auch wenn er nachts schreit, stirbt bald jemand; man möchte fast an Misverständniß von Glücksvogel statt Wickvogel glauben.

[50] Setzt sich eine Elster, die auch Nagelhetze, Nagelhexe und Gagelhetze heißt, auf ein Haus, so muß binnen drei Tagen jemand darin sterben, Meier, Gebräuche, Nr. 289. – Elstern sind meist Hexen und Unglücksvögel. Einst schoß jemand nach einer Elster; da fiel eine halbe weibliche Brust herab, Meier, Gebräuche, Nr. 447. Auch bei den Mongolen weissagt man aus dem Geschrei der Elster; die Eule gilt auch ihnen seit alter Zeit für einen Unglücksvogel, und das Heulen des Hundes bedeutet Unglück, Schiefner in der Mél. Asiat., II, 655.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 2, Leipzig 1859, S. 50-51.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen
Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche: aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen.