Erste Scene.

[3] Emma mit weiblicher Handarbeit beschäftigt. Jungfrauen spinnend.

Nr. 1. Introduktion.


CHOR.

Der zarte Silberfaden rinnt emsig durch die Hand;

Erst glänzt er im Gewebe, und dann im Festgewand.

(SOLO.)

Sobald der Säugling grüßet das Licht, das ihn belebt,

Die Hülle ihn umfließet, von Spinnerhand gewebt.

Am Tag der höchsten Freude, am frohen Hochzeitstag,

Formt sich zum Feierkleide, was Spinnerhand vermag.

ALLE.

Der zarte Silberfaden etc.


Emma ist während des Liedes in trübes Nachsinnen versunken.


EMMA.

Ihr hört schon auf?

EINE SPINNERIN.

Der Schluß ist gar zu traurig.

EMMA.

Drum grade lieb' ich ihn.

EINE SPINNERIN.

Wohlan, so singt ihn selbst.

EMMA.

Die Thränen birgt das Linnen um heil'ger Treue Bruch;

Ruft dich der Tod von hinnen, birgt dich das Leichentuch.


Emma steht auf und geht langsam zum Fenster, wo sie gedankenvoll stehen bleibt. Die Mädchen packen während des Folgenden ihre Arbeit zusammen und gehen links ab.
[3]

ALLE.

Der zarte Silberfaden rinnt emsig durch die Hand,

Wer weiß, ob er nicht dienet dereinst zum Trauerpfand.


Die Mädchen ab. Eginhard tritt ein. Sobald er sieht, daß die Mädchen weggegangen sind, geht er zu

Emma, die ihn nicht bemerkt und faßt ihre Hand.


Quelle:
Franz Schubert: Fierrabras. Text von Josef Kugelwieser, Leipzig [o.J.], S. 3-4.
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