Sommernacht

[174] Die Nacht ist stumm und düster,

Der Mond gibt geizigen Schein,

Des Rohres leises Geflüster

Rauscht in den Park hinein.


In meinem Herzen ist's dunkel,

Kein karger, geiziger Schein,

Des Mondes kaltes Gefunkel

Dringt nicht in das Herz hinein.
[174]

Viel duftende Blumen blühen –

Es jubelt die Nachtigall,

Ich möchte dem Jubel entfliehen –

Doch hör' ich ihn überall.


Hör' auf mit deinem Balzen –

Mich schmerzt der jubelnde Schall –

Das Sprudeln, Kollern und Balzen,

Du dumme Nachtigall!

Quelle:
Hermann Löns: Sämtliche Werke, Band 1, Leipzig 1924, S. 174-175.
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