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[226] Auf Beckeln bei Harpstedt ist Erntefest;
Der Ritter sich nicht lumpen läßt.
Herr Simon von Beckeln liebt Scherz und Spaß;
Er geht umher mit dem vollen Glas.
Er stößt mit Bauern und Knechten an;
»Ein jeder trink', so viel er kann!
Der Hase der ist zart und jung;
Nun eßt man zu, es gibt genung!
Der Hase der ist jung und zart;
Nicht war, das schmeckt nach Herrenart?«
Der Ritter spendiert ein Fäßchen Wein,
Eine neue Schüssel kommt herein.
Und als man den Deckel herunterhebt,
Den Bauern der Wein im Halse klebt.
»Verdonner noch mal, was ist denn das?
Ein Katerkopp? Vermuckter Spaß!
Der Satan soll den Ritter hol'n;
Wir wollen ihm das Fell versohl'n!
Wo ist er hin, der schlechte Hund?
Stopft ihm den Katerkopf in den Schlund!
Für Schweiß und Mühe Schimpf und Schand?«
In die Scheune fliegt der Feuerbrand
Und fliegt von da ins Herrenhaus;
Simon von Beckeln schlüpft hinten hinaus.
Die Mühle und der Speicher brennt;
Simon von Beckeln von dannen rennt,
Ins Wildeshäusener Stift er kriecht;
Der Spaß ihm allzu brenzlig riecht.
Er schickt den Pater Abraham;
Üble Antwort der mitbekam:
»Meldet dem Herrn unser Gebot:
Wir schlagen ihn lebendig tot!«
[227]
Der Ritter kratzt sich hinter dem Ohr,
Und wagt sich nicht aus dem Stift hervor.
Er lebte dort noch manches Jahr,
Bis daß es mit ihm zu Ende war.
Die Klosterglocke schwingt hin und her:
Von Beckeln nun und nimmermehr!
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