Wahl

[33] Aus ihrer Nacht verlangen wohl die Seelen

Im Licht der Welt einander zu begegnen.

Und suchend wagen sie sich zu entlegnen

Pfadlosen Wolkenhöhn hinan und wählen.


Aber verwirrt und sonnentrunken fehlen

Und straucheln sie auf den unsichern Steigen

Und müssen sich verhüllt hinunterstehlen

Und müssen ihre bange Flucht verschweigen.


Nur wenn ein Stern sich annimmt der Verwegnen,

Dann dürfen sie dort oben sich vermählen,

Und sich von ihrem Sehnsuchtsflug erzählen

Und ihren Stern mit stummen Zeichen segnen.

Quelle:
Hedwig Lachmann: Gesammelte Gedichte. Potsdam 1919, S. 33-34.
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