6. Auftritt

[44] Kißling. Dann Amalie. Klapproth.


KISSLING durch die Mitte, für sich. Jetzt weiß ich aber wirklich bald nicht mehr, wo ich mich vor dieser Frau Pfeiffer hinflüchten soll. Die verfolgt mich ja geradezu mit ihren sogenannten mütterlichen Ermahnungen und wohlgemeinten freundschaftlichen Ratschlägen und spricht von nichts als vom Hafen der Ehe, den Freuden[44] der Ehe, dem Glück der Ehe, daß mir der Kopf brennt. Wie entgehe ich ihr nur? Sieht Klapproth. Der Onkel Klapproth. Ich bin gerettet!

AMALIE durch die Mitte. Ah, da sind Sie ja, Herr Kißling. Sie wollen mir wohl durchbrennen, und wir haben doch so hübsch zusammen geplaudert!

KISSLING. Ich habe mich auch nur auf einen Moment Ihrer liebenswürdigen Unterhaltung entzogen, um schnell einmal nach Herrn Klapproth zu sehen.

AMALIE. Den habe ich ja noch gar nicht begrüßt.

KISSLING. Darf ich ihn Ihnen vorstellen?

AMALIE. Ich bitte Sie dringend darum!

KISSLING vorkommend. Herr Klapproth – Frau Pfeiffer. Für sich. So, jetzt kann Onkel Klapproth sich etwas vom Heiraten erzählen lassen, ich konzentriere mich rückwärts. Schnell Mitte ab.

AMALIE außerordentlich liebenswürdig. Bitte, behalten Sie Platz. –

KLAPPROTH setzt sich, für sich. Jetzt möchte ich nur wissen, hat die auch einen kleinen Vogel oder nicht?

AMALIE. Sie fühlen sich doch hoffentlich wohl und behaglich bei uns?

KLAPPROTH. O, ich amüsiere mich ausgezeichnet.[45]

AMALIE. Das wird meinen Schwager Schöller sehr freuen.

KLAPPROTH für sich. Herrjeh, 's ist die Schwägerin des Direktors. Sollte die auch –

AMALIE. Sie müssen jetzt aber auch öfters zu uns kommen. Wie mir mein Schwager erzählte, sind Sie Junggeselle, da müssen Sie sich gewiß manchmal recht einsam fühlen.

KLAPPROTH. Ich danke, es macht sich.

AMALIE. Haben Sie denn nie daran gedacht, sich zu verheiraten?

KLAPPROTH. Das wohl, aber ich bin nie dazu gekommen. Verlobt war ich sogar verschiedene Male, aber meine Bräute hatten alle merkwürdiges Glück, sie fanden immer einen, der ihnen noch besser gefiel. Na und da bekam ich denn die Sache schließlich dick.

AMALIE. Unbegreiflich, ein so schöner ansehnlicher Mann wie Sie, braucht doch nur die Finger auszustrecken, wenn er wirklich heiraten will.

KLAPPROTH geschmeichelt, beiseite. Die Frau spricht recht vernünftig, wie mir scheint.

AMALIE für sich. Der könnte mir für Friederike passen.


Quelle:
Carl Laufs: Pension Schöller. Berlin 11[o.J.], S. 44-46.
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