96. Die berühmtesten Berge in der Welt.

[342] Das Gebürge ist eben so wol im Anfange von GOtt erschaffen / als das ebene Feld / wie solches zu ersehen aus der Historie der Sünd-Fluth / in welcher vermeldet wird / daß das Wasser sey gestanden über die Spitzen der höhesten Berge 15. Ellen hoch. Nun seynd auf dem Erdkreise unterschiedliche Berge hin und wieder / derer etliche / und zwar die fürnehmsten hernach folgen.

Das Gebürge / welches man auf Teutsch nennet den Ronzeval / zu Latein Pyrene oder Pyrenæi montes, seynd unterschiedliche hohe Berge / nahe an einander gelegen zwischen Spanien und Franckreich / und scheiden diese zwey Königreiche von einander.[342]

Das Alp-Gebürge oder Schneeberg / weil eben die Spitzen allezeit mit Schnee bedecket seyn / Lateinisch hæc Alpis, oder hæ Alpes, lieget zwischen Italien /Schweitzerland und Franckreich / in die Länge bey 100000. Schritt / oder 25. Teutsche Meilen. Uber diese Alpes ist Hannibal mit seinem Kriegs-Heer gezogen / und müssen noch heute hinüber / die so aus Teutschland oder Franckreich nach Italien wollen.

Apenninus ist auch ein Gebürge / so sich mitten durch Italien erstrecket.

Atlas ist gelegen in Numidia, einer Landschafft Africæ, so hoch / daß die Wolcken schon mitten am Berge anfahen / und der Berg auch im heissen Sommer nimmer vom Schnee befreyet wird. Die Bewohner nennen ihn Columnam Cœli, zweiffels ohne hat daher ihren Ursprung die Fabel vom Mann Atlante, der den Himmel auf seinen Schultern trug.

Caucasus vom Aristotele gerühmt / ist gelegen in Indien nach dem Norden hin / und sondert Indien von Seythenland ab. Er strecket sich so weit in die Lufft hinauf / daß die Spitze den dritten Theil der Nacht /Morgens und Abends von der Sonnen beschienen wird.

Athos ist auch einer von den höhesten / in Macedonien gelegen / davon der Schatten so ferne gehet / daß er auch reicht biß in die Insul Lemnus über 86. Meilweges. Diesen Berg Athos hat König Xerxes durchstechen lassen / auf daß das Meer auf beyden Seiten zusammen flösse. Daher die Poeten ihn genennet den besegelten Berg. (Velificatus Athos.)

Es sind etliche Berge / welche nicht allein viel Meilen in die Lufft erhaben / sondern daneben auch allezeit brennen: Der fürnehmste unter solchen ist Ætna, in[343] der Insul Sicilia, im Mittel-Meer / der immerdar Flammen auswirfft. Die Ursache dieses Feuers ist / dieweil der Berg inwendig voll Schwefels / Pech und feister / zum anzünden bequemer Materie / welche vom Winde durch enge Löcher und Gänge wird aufgeblasen / und in stets währender Glut erhalten.

Solcher Berge seynd drey auch in Yßland / derer Spitze allezeit mit Schnee bedecket / derer unterster Fuß von Flammen und Feuer glüet: Nemlich der Creutz-Berg / der Hecla und Helga, bey welchen Schwefel ausgegraben wird / und in dieser Oerter gebracht / offtmals wirfft dieser Schwefel-Berg grosse Steine und Stücke Schwefel von sich mit schrecklichem Knalle / daß auf viel Meilen kein Mensch hinzu gehen kan oder darff / und das Krachen über 80. Meilen gehöret wird.


GOtt hat allenthalben seine Wunder. Berge seynd von GOtt erschaffen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 342-344.
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