95. Römisches Historien-Register.

[340] Nach Verstörung der Stadt Troja ist Æneas ein Trojanischer Fürst / flüchtig mit seinen Gefehrten ins Land Latium (jetzund Italia) kommen /[340] damal regierte der König Latinus, dessen Tochter Laviniam Æneas gefreyet / und nach Latino König worden. Diese zween haben hinterlassen einen Sohn / genannt Sylvius. Dem hernach 12. andere Könige Sylvii, in Latio gefolget seynd / unter welchen der letzte Amulius Sylvius, und dessen Bruder Numitor. Von des Numitoris Tochter Rhea Sylvia, seynd gebohren Romulus und Remus, der die Stadt Rom erbauet / und ist Romulus der erste König zu Rom gewesen / dessen Leben und Thaten wir für diesem erzehlet. Romulo seynd gefolget 6. andere Römische Könige / als nemlich: Numa Pompilius, Tullus Hostilius, Ancus Martius, Tarquinius Priscus, Servius Tullius, Tarquinius der Hoffärtige. Von welchen in unterschiedlichen Satzungen schon vorhin geredet.

Diesen 7. Königen seynd gefolget erstlich die Bürgermeister / unter welchen der erste Lucius Brutus, der andere Valerius Publicola. Bald nach diesen ist erwehlet ein Dictator, welchem zwey Beile oder Aexte seynd zugegeben zum Schrecken / und darüber noch ein Magister Equitum. Darauf seynd vom Pöbel aufgeworffen und bestellet die Tribuni Plebis, welche dem Rath und Dictatoren entgegen gesetzet. Aus sich diese nicht wol haben vertragen können wegen der Gesetze und Ordnungen / hat man nach Athen gesandt / und von des Solonis und anderer Griechen Gesetzen etliche nach Rom geholet. Seynd also erwehlet die 10. Männer / und die Leges 12. Tabularum aufkommen /die doch nur zwey Jahr gewähret. Diese Regierung hat gewähret / biß vom Rath zu Rom zum einigen obersten Haupt erwehlet worden der Käyser Cajus Julius, dem Octavius Augustus gefolget / unter welchem Christus gebohren.[341]

Also hat ein Käyser nach dem andern regieret / biß auf 400. Jahr nach Christi Geburt / da das Römische Reicht getheilet / und etliche Käyser im Orient in Griechenland / etliche im Occident zu Rom und in Italia regieret. Unter diesen und den vorigen Käysern /seynd die Päbste herfür getreten / und des geistlichen Regiments / ja auch des weltlichen sich angemassen. Hernacher haben die Griechischen Käyser auch den Orient verlohren / und ist der Türcke Herrscher darüber worden.

Zuletzt hat man den Sitz des Römischen Käysers /aus Italien nach Teutschland gebracht Anno 800. und ist Italien den Päbsten geblieben; Teutschland aber dem Römischen Käyser biß auf den heutigen Tag.


Es finden sich allezeit neue Regenten und Veränderungen der Regimenter.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 340-342.
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