94. Jüdisches Historien-Register.

[338] Vom Anfang der Welt / biß zur Sünd-Fluth / oder für den Sünd-Fluth seynd gewesen 5. Patriarchen / Adam, Seth, Henoch, Mathusalem, Noah. Adam der erste Mensch (προτοπλαςης) ist gebohren nicht von Vater und Mutter / sondern von GOtt gemacht aus einem Erdenkloß. Seth, Adams Sohn / ist der Mann / davon alle Menschen auf Erden kommen seynd: Dann Adams andere Kinder und ihre Nachkommen / sind alle in der Sünd-Fluth ersaufft worden. Henoch ist zwar gebohren / aber nicht gestorben / sondern weil er ein gottsfürchtiger Mann / von GOtt lebendig hinweg genommen / da er so viel Jahr alt gewesen / als das Jahr Tage hat / nemlich 365. Mathusalem ist der älteste gewesen / so jemahls gelebt hat erreichet 969. Jahr. Noah ist mitten in der Sünd-Fluth erhalten in einem Kasten / hat 3. Söhne gehabt. Vom ältesten / Japhet, seynd wir in Europa herkommen. Vom mittelsten / Sem, haben ihren Ursprung die Kinder Israel /alle Juden / und Christus selber. Vom[338] jüngsten / Cham, seynd kommen die Africaner und Fürsten der ersten Monarchie.

Nach der Sünd-Fluth haben gelebet 3. Patriarchen /Abraham ein Vater aller Gläubigen / der erstlich von GOtt empfangen den Bund der Beschneidung / Isaac, Abrahams Sohn / und Jacob oder Israel / Isaacs Sohn / der 12. Kinder gehabt / von welchen hernach herkommen die 12. Geschlechte Israel. Unter den Söhnen Jacobs ist auch gewesen Joseph / so in Egypten verkaufft / und allda beym Könige Pharao in grosser Würde gehalten / und seinen Vater und Brüder in der Theurung mit Nothdurfft versorget.

Diesen dreyen Patriarchen seynd gefolget zween Führer oder Hertzogen / Moses und Josua. Moses hat die Kinder Israel durchs rothe Meer geführet nach dem gelobten Lande Canaan / aus der Hand des Tyrannen Pharao. In der Wüsten auf dem Berge Sinai hat ihm GOtt das Gesetz oder die zehen Gebot gegeben. Moses ist nicht kommen ins verheissene Land /sondern in den Wüsten gestorben. Josua hat das Volck recht hinein geführet in Canaan / durch den Jordan.

Hierauf seynd gefolget 14. Richter / die lange Israel regieret / unter denselben ist auch gewesen Gideon, welcher mit 300. Mann / bey 120000. Feinde geschlagen. Auch der Jephta, der seine eigene Tochter geopffert. Auch der Simson, der stärckeste unter allen Menschen.

Nach den 14. Richtern seynd kommen / 3. Könige /Saul, David, Salomon. Saul erstlich fromm / darnach gottloß / hat durch eine Teuffels-Beschwererin des todten Samuelis Leib aus dem Grabe herfür gebracht. David ist erstlich ein Schaaf-Hirte und Harffenschläger[339] gewesen / hernach ein Prophet GOttes und König worden: Dessen Sohn gewesen Absalon / der schönste unter allen Männer. Salomon, Davids Sohn / der allerweiseste und reicheste / so jemahls gelebt / hat GOtt dem HErr einen köstlichen Tempel gebauet auf den Berg Moriah / da Abraham vormals seinen Sohn Isaac hat opffern wollen. Nach Salomonis Tode haben sich die 12. Stämme Israel von einander getrennet und getheilet in zwey Hauffen / ein jeglicher Hauffe hat einen besondern König erwehlet. Also seynd zweyerley Könige zugleich gewesen / die Könige Juda / und die Könige Israel. Der Könige Juda seynd gewesen nach einander 20. der Könige Israel 29. welche das Volck viel Jahre regieret / zu welcher Zeiten die meisten Propheten gelebet / deren Bücher in der Bibel zu finden. Die Könige haben geherrschet biß auf den Monarchen Nebucadnezar, dem der Prophet Daniel einen Traum vom grossen Bild ausgedeutet. Hernach ist der Tempel zu Jerusalem verstöret / und die Jüden gefänglich nach Babel geführet / auch in dem Gefängniß geblieben 70. Jahr. Nach welcher Verlauff zwar unterschiedliche Könige und Hohepriester unter ihnen gelebet / biß ins Neue Testament / aber ihre Policey ist gar schlecht bestellt gewesen / welche auch / nachdem Christus gebohren / gantz zerstöret worden.


Höret die Nahmen und Geschicht der Alten und mercket sie.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 338-340.
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