93. Vielfrässe.

[337] Unter viel-fräßigen Leuten mag billich vor den ersten gehalten / und an die Spitze gesetzet werden der starcke Milo von Crotona, von welchem gemeldet wird /daß er in einem mal aufgefressen 20. Pfund Brodt /und 20. Pfund Fleisch. Einmal wie die Griechischen Spiele Olympia gehalten wurden / hat der Milo einen vieljährigen Stier oder Ochsen auf seine Achsel genommen / solchen ohne Athemholen getragen 125. Schritt / hernacher mit seiner Faust denselben zu todte geschlagen / und ihn gantz aufgefressen. Diesem war nicht ungleich einer von des Käysers Aureolani Hof-Leuten / der auf einmal aufgefressen ein gantzes grosses wildes Schwein / 100. haußbackene Brod / einen Hammel und ein Ferckel. Dabeneben sich mit einem Trichter in den Mund füllen lassen ohngefehr zwey Eymer Weins. Der Aristodamus fraß gewöhnlich allein so viel / als 9. starcke hungerige Bauern. Diese alle hat übertroffen / wo nicht im Essen / dannoch im Trincken / ein berühmter Zech-Bruder / von dem folgendes beym Plinio gelesen wird: In Egypten werden die Eyer nicht von Hünern ausgebrütet /[337] sondern man hat sonderlich darzu bereitete Ofen / darein leget man etliche tausend Eyer / und lässet sie durch mittelmäßige Wärme von sich selber auskommen. So ist nun gewesen ein tapfferer Säuffer / welcher ihm ein Rohr lassen in den Halß stecken / und immerdar ohne Aufhören so lange Wein gesoffen / biß ein Satz Eyer ausgebrütet / und Küchlein daraus kommen seyn.


Mancher hält seinen Bauch für einen GOtt. Solche Leute sind ärger als das Vieh / das mit wenigem zu frieden ist / und sich nicht überladet.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 337-338.
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