74. Ent-Vögel wachsen auf Bäumen.

[477] Es fällt mir ein Wunderding nach dem andern ein /und ist die Natur so reich und überflüßig / daß man immer was neues findet. Es wird nicht allein in Schottland und den Orcanischen Insulen / sondern auch in Engelland an der Temse / ist ein[477] Fluß / welcher die Stadt Londen anstösset /) eine sonderliche Art kleiner Muscheln gefunden / welche / (wie Pena Löbel und viele andere bezeugen / die solches augenscheinlich erfahren /) gantz rund und auswendig weiß / wachsen und hängen an die Schiffe / an alte Breter /insonderheit an die Bäume / so am Ufer mit den Aesten ins Wasser reichen Die Muscheln / wann sie ins Wasser fallen (geschicht / wann sie ihre Vollkommenheit erreichet /) so kriechen daraus junge Vögel welche hernacher den Enten gleich werden an Grösse / Art und Federn / und aufm Wasser schwimmen /sich von Fischen ernehren / und offtmahls bey hundert / ja tausend sich zusammen rotten / und weit hinfliegen. Die Engeländer nennen sie Bernacles: Die Schotten Kläckisch: Haben zwar die Art wie Enten-Fleisch: Doch der Geschmack ist sehr Fischhafftig: Villeicht seynd diese eben dieselbe / welche man Winterszeit bey uns aufm Eise fänget / und Clagshun nennet. Also schreibet Löbel / daß sie in Schottland auf den Seen /wanns hart gefroren / häuffig gefangen werden.


Ein jedes Land hat seine sonderliche Arten von Gewächs / Thieren / Fischen / auch Vögeln.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 477-478.
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