91. [498] Lycurgus.

Dieser ist ein edler Spartaner gewesen / dessen Bruder war Eunomus der Lacedämonier König. Nach Absterben des Eunomi unterwund sich Lycurgus des Reichs / welches sehr unrichtig und mit guten Satzungen übel versehen; Derowegen sich Lycurgus unternahm / solches wieder in gute Ordnung zu bringen: Machte darauf heilsame Gesetze / und zog nach Delphos den Abgott zu fragen / ob auch dieselbe / von ihm aufgezeichnete Gesetze / löblich / gut und unsträfflich wären? Der Abgott Apollo hat sie nicht allein bekräfftiget / sondern auch gesprochen / sie wären mehr Göttlich / als menschlich. Darauf Lycurgus diese Gesetze seinen Spartanern fürgetragen / und so viel zuwege gebracht / daß sie sie haben angenommen für ihr Stadt-Recht / darnach sie hinführo wolten ihr Thun und Leben führen. Die Bürger befunden sich sehr wohl hierbey / und florirte die Stadt trefflich. Damit nun Lycurgus seine Bürger möchte bey Observantz seiner nützlichen Gesetze erhalten / hat er fürgegeben / er müste nothwendig eine Reise thun nach Delphos /und gebeten / die Bürger wolten unterdessen die angenommenen Gesetze nicht abschaffen / sondern so lang in Würden halten / und im Gebrauch bleiben lassen /biß er wieder käme: Welches ihm dann die gantze Bürgerschafft mit einem theuren Eyde bewähret und versprochen. Lycurgus reiset weg. Auf daß aber dieser Eyd gehalten / und die Gesetze erhalten würden /hat Lycurgus erwehlet nicht wieder Lacedämon zu kommen / auf daß die Bürger ihres Eydes nicht loß würden / sondern immerfort bey den Gesetzen blieben.[499] Also ist er nach Cirra gereiset / und hat allda ihm mit eigenen Händen den Tod angethan. Die Spartaner haben ihm eine Kirche zum Gedächtniß aufgerichtet /und hernach als einen Abgott geehret.


O wie findet man heut zu Tage so wenig Lycurgos /die ums gemeine Beste / und des Vaterlandes Wolstand zu erhalten / sich so sehr bemühen / und sauer werden lassen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 498-500.
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