92. Der Ubelthäter Straffe bey den alten Römern.

[500] Bey den Römern waren leibeigene Knechte und freye Menschen. Die Knechte / wann sie es gröblich verschuldet / wurden auf zweyerley Art gestraffet. Entweder brachte man sie an grausame wilde Thiere auf den Schauplatz / mit welchen sie streiten mussten / oder sie wurden zu den Schwerdtfechtern geführet / welche starcke / unbarmherzige Leute waren. Die aber / so frey und keine Knechte / wann sie mißgehandelt / hat man pflegen aus der Stadt ins Elend an andere Oerter zu verweisen. Dann anfänglich ist kein Römischer Bürger geschlagen oder getödtet worden / wie grob er auch gesündiget / sondern nur die Fremdlinge: Syllaist der erste / welcher am Leben zu strafen angefangen. Also seynd unterschiedliche Arten zu strafen gebräuchlich worden. Unter welchen das Creutz oder die Furca nicht die geringste gewesen / daran man die Menschen gantz nacket gehangen / und sie mit Ruthen zu Tode gegeisselt. Im gleichen hat man die Ubelthäter auch mit einem Strick erwürget / welche Straffe fü die allerverachteste / schändlichste und uneherlichste gehalten / dahero auch von den Scribenten schandbar genennet wird. Und Plinius im 2. Buch /25. Cap. heisset sie[500] verkehrte / weil durch dieselbe der Athem wird eingeschnüret / oder sonst solte heraus gehen. Auf solche Weise hat GOtt befohlen, die Abgöttischen Priester mit dem Stricke zu würgen /Num. 25. Cap. Auch der Josua / ein Fürst unter den Juden / viel Heydnische Könige würgen lassen / Jos. 7. und 10. Die allerehrlichste Straffe war das Beil oder das Schwerdt / damit denen / so es verdienet /der Kopff ward abgehauen / wie solches Xenophon bezeuget / und beym Cicerone in Pisone zu lesen.


Die Ubelthäter straffen / ist ein gottseliges Werck / und kan ohne solches das Regiment nicht bestehen. Auf grobe Sünden gehören grobe und grosse Straffen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 500-501.
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