[508] Es wird gefraget / ob es Christlich und wol vergönnet sey / ein Ehren- und Lust-Trincklein zu thun auf grosser Herren oder sonsten guter Freunde Gesundheit? Wann kein Uberfluß und Mißbrauch dabey / so könte sich solches wol behaupten lassen / so wol aus Heil. Schrifft / als Profan-Historien. Jerem. Cap. 16. v. 5. 7. lesen wir / daß die Jüden nach vollendeter Leich-Bestattung / ins Trauer-Haus gegangen / sich allda untereinander getröstet / und aus einem besondern Trost-Becher getruncken.
Da ist warlich zu vermuthen / daß sie den überbliebenen Freunden im Trincken Gesundhiet und das Leben gewünschet.
Der Nehemias war Schencke des Königs Artaxerxis / Nehem. c. 1. v. 11. und Cap. 2. v. 13. So offt er[508] eingeschenckt / und den Becher credentzen wolte /sprach er / GOtt gebe dir König ein langes Leben. Was ist das anders / als Gesundheit trincken? Der Prophet und König David trinckt ihm selber einen geistlichen Gesund-Becher zu / im 116. Ps. Welches GOtt der HErr auch thut allen seinen Lieben im 75. Psalm. Endlich hat unser Heyland Christus selber seinen Jüngern den Valets-Becher zugebracht am vorigen Abend seiner Passion / Matth. 25. Luc. 22.
Dafern man sich auch in weltlichen Historien umsiehet / wird man befinden / daß dem Rath zu Rom der Käyser Augustus unter andern die Ehre vergönnet und zugeeignet / daß in den Gastereyen zum unterthänigsten Wolgefallen / auf Gesundheit seiner Majestät ein Freuden-Trunck gebracht werde. Da wird manches schöner Becherlein seyn ausgeleeret worden.
Mäßige Lust und Fröhlichkeit kan GOTT wohl leyden: Insonderheit wann sie geschicht ohn Schaden des Nechsten und unser selbst.