42. Des Königs [67] Cyri unglückseliger Untergang.

Jene merckliche Historia ist uns vom Herodoto beschrieben / von dem mächtigen Könige Cyro, der Perser und Meder ersten Monarchen / wie derselbe so jämmerlich sein Leben geendet. Dann als der Cyrus mit der Tomyride der Massageten Koniginne kriegete / gebrauchete er sich erstlich dieser List: Er hinterließ etliche Fässer mit Wein gefüllet in seinem Lager / und wiche mit seinem Volck etwas von dannen: Da kamen die Barbaren / welche niemals Wein getruncken / und soffen sich voll / und unter denselben auch der Tomyridis Sohn. Wie nun die Massageten gantz voll und truncken / und theils nicht stehen konten / zum Theil mit Schlaff überfallen waren / da hat sie Cyrus alle erleget / und der Tomyridis Sohn gefangen genommen / welcher / wie er den Rausch ausgeschlaffen / ihm selber das Gewehr in Leib gestossen und sich getödtet. Solches ist der Tomyridi zu Ohren kommen. Diese hat sich mit ihrem Volcke gestärcket und in einer grausamen Schlacht den Cyrum mit aller seiner Macht erleget und getödtet: Folgends auch unter den erschlagenen Cörpern den Cyrum herfür suchen /ihme den Kopff abhauen und einen ledern Sack mit Blut füllen lassen / in welchen sie des Cyri Haupt gestossen / darauf mit Füssen getreten / und gesagt Du / Cyre, hast meinen Sohn und mein Volck nicht mit Redlichkeit / sondern mit List überwunden und getödtet: Dich hat allezeit sehr gedürstet nach Blut. Siehe da / ich erfülle dich mit Blute: Sauff jetzum des Blutes so viel du kanst. Also hat Cyrus ein jämmerliches[68] Ende genommen / und ist nach ihm König worden sein Sohn Cambyses.


Siehe / so seynd die Weiber nicht weniger grausam und tyrannisch als Männer.

Man soll redlich fechten und handeln / so wird einem redlich gelohnet. Tyrannen sterben selten eines guten Todes.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 67-69.
Lizenz:
Kategorien: