98. Vom Sprichwort: [168] Omnem lapidem movere.

Als der König Xerxes die Griechen mit Krieges-Macht überzogen / ist er bey dem Fluß Salamine überwunden worden / und also von dannen weggezogen: Hat aber den Krieg zu vollführen den Mardonium hinter sich gelassen. Dieser Mardonius hat auch unglücklich gestritten / also / daß er davon ziehen /und seine Gezelte verlassen müssen. Da ist ein Geschrey erschollen / Mardonius hätte in seinen Gezelten eine mächtige Summa Goldes und Silbers vergraben. Diesen Schatz nun hätte der Polycrates Thebanus gerne gehabt / hat derowegen den gantzen Acker /darauf die Zelten waren / gekaufft. Als er aber nach dem Schatze zu graben begunte / fand er nichts. Da ist er nach Delphos zum Oraculo gereiset / und hat den Gott Apollinem um Rath gefraget / wie er den Schatz überkommen[168] möchte? Das Oraculum hat geantwortet: πάντα λἰϑον κίνει, omnem move lapidem. Solches hat Polycrates gethan / nicht allein gegraben / sondern auch einen jeglichen Stein umgekehret / und endlich auf diese Weise den Schatz gefunden. Von der Zeit an hat man behalten das Sprichwort: Omnem lapidem movere, allen Fleiß anwenden / und nichts unterwegen lassen.


Im guten muß man fleißig seyn / und keine Mühe sparen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 168-169.
Lizenz:
Kategorien: