10. [663] Cyndia Meineyd wunderlich an den Tag kommen.

J. Stobæus Serm 28. vom Meineyd erzehlet / daß Archetimus aus Ionia in die Insul Tenedum gezogen / ist da beym Cyndia zur Herberge eingekehret / welchen er für einen ehrlichen Mann angesehen / dem habe er etzlich Geld vertrauet; wie er solches wieder gefordert / läugnet es Cyndias, darum Archetimus für Gericht läuffet und es so weit bringet / daß es der Wirth mit einem Eyde läugnen soll. Als er nun über drey Tage den Eyd ablegen soll / lässet er ihn unterdessen einen ausgehöleten Stab machen / verspündet das Geld darein / und stellet sich als wann er übel zu passe wäre /daß er an einen Stabe gehen müste. Wie er nun den Eyd thun soll / bittet er den Arhetimum, er wolle ihm mitlerweile den Stab halten / darein er das vertraute Geld verborgen hatte. Schweret also / er hätte zwar etzliche Gelder bekommen / hätte es ihm aber wieder in seine Hände zugestellet. Darüber er zürnet Archetimus, und wirfft den Stab mit Ungestümme zur Erden /da springt der Stab auf und fällt das Geld heraus / daß also der Betrug offenbar wird.


1. Wie ist so gar keine Treue in der Welt.

2. GOtt hat Greuel an den falschen Hertzen.

3. Meineydige müssen mit Schanden bestehen.

4. Plato ein kluger Heyde sagte recht: Niemand / wann er GOtt anrufft / soll ein Lügner seyn oder betriegen / es sey denn / daß er wolle / daß ihm GOtt soll gram seyn.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 663.
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