9. Wie es dreyen falschen Zeugen auff ihren Kopff gekommen / was sie ihnen gewünschet.

[662] Eusebius in seiner Kirchen Historia lib. 6. cap. 7. schreibet / wie böse Leute wider den eifferigen Prediger Narcissum eine grosse Ubelthat erdacht / und ihn dessen öffentlich bezüchtiget / auch drey Zeugen auffgestellet / die es bey ihrem Eyde auff ihn ausgesaget /und sich selbst darüber verfluchet. Der eine sagte: Wo es nicht wahr wäre / was er gesagt / so solte GOtt helffen / daß er verbrennen müste: Der ander sagte: Wäre es nicht wahr / so solte ihn der Schlag rühren. Der dritte sagte: Er wolte verblinden. Was geschicht? Ob schon niemand diesen Leuten glaubete / weil ihnen des frommen Narcissi Leben und Wandel bekant war / so that ihm doch der Spott wehe / und begab sich ins Elend. Aber GOtt / der alles siehet / wuste recht in den Handel zu schaffen. Es währet nicht lange / so kömmt durch ein geringes Füncklein ein groß Feuer in des ersten Hauß aus / dadurch er und alle die Seinen verbrennen. Der ander wird vom Slage von der Fußsohlen biß auff die Scheitel gerühret und getödtet. Der dritte / als er höret / wie es den beyden gegangen / gehet für jederman / und beklagts mit Thränen: Es sey dem frommen Pfarrherrn Unrecht geschehen. Weinet auch so lange / biß er darüber erblindet. Das hatten sie ihnen an ihren eigenen Halß gewünschet und gefluchet.


[662] 1. Wer ihm selbst Ubel wünschet / der kan wol dazu kommen.

2. GOtt ist ein gerechter Richter und Rächer.

3. Glaube nicht alles was du hörest / man leugt auff die Frommen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 662-663.
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