16. Von Sprichwort: [669] Lupus in Fabula.

Es ist ein gemeines und sehr bekanntes Sprichwort: Lupus in fabula, dessen sich unterschiedliche Scribenten in ihren Schrifften gebraucht haben / als die Comœdien-Schreiber / Terentius und Plautus, wie auch der fürtreffliche Redner Cicero. Die Teutschen geben es in ihrer Sprache also: Wann man vom Wolffe redet / ist er nicht weit.[669] Und pflegt man selbiges zu gebrauchen / so offt der / da von man mit einander redet / unversehens darüber zukommt. Der Scholiast und Ausleger des Terentii, Donatus vermeynet / es habe seinen Ursprung daher / daß man schreibet / als solte der Wolff / den er am ersten ansichtig wird / die Sprach und die Stimme benehmen / dessen natürliche Ursachen einige ergründen und geben wollen / nemlich: Es sey der Wolff von Natur des Menschen Feind / daher etzliche gifftige Dünste und Strahlen aus seinen Augen zuschiessen auff den / welchen er zu erst ansichtig / die solcher Krafft / daß sie dem Menschen die Sprache benehmen. Insgemein aber geschicht es /daß wann uns überkommt der / davon man redet / wir erstummen und einhalten; entweder so er gelobet worden / man nicht will das Lob in seiner Gegenwart vollenziehen: oder so man etwas böses geredet / man selbigen nicht will erbittern noch erzürnen.


1. Viel ist in der Natur verborgen.

2. Man rede nicht mehr hinter dem Rücken einem nach / als man ihm unters Gesicht beweisen kan.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 669-670.
Lizenz:
Kategorien: