23. Gedicht oder Beyspiel von des Teuffels Vermehlung.

[677] Man lieset in einem alten Griechischen Büchlein Patricon, insgemein Vitæ Patrum genannt / daß der Satan dermaleins sich bedacht und bey sich beschlossen habe / auch ein Weib zunehmen / mit derselbigen Kinder zu zeugen / welche er in der Welt ausstatten /auch desto grösser Menge Menschen[677] zu sich in sein Satanisches Reich ziehen möchte. Sey ihm derowegen vorkommen eine Braut / die habe geheissen Impietas, gottloß Wesen / als er sich mit derselben ehlich vergattet und beygelegen / habe er von ihr sieben Töchter gezeuget / die er zu Hause aufferzogen / und endlich in die Welt ausgeführet / und mit den Menschen-Kindern verehlicht habe. Die erste und älteste Tochter hat geheissen Arrogantia, Jungfrau Ehrsucht / dieselbe hat er denen von Adel / und was von hohem Stand gewesen / zugefreuet. Die andere habe geheissen Avaritia, Jungfrau Geitz und Finanz, diese habe er den Kauffleuten / Handthieren / Parthierern und Gewerbern in den Städten verehliget. Die dritte habe geheissen Falsitas, Jungfrau Betrug und Falschheit / diese habe er den Bauren und gemeinen Landvolck vermählet. Die vierdte habe geheissen Invidia, Jungfrau Neid und Mißgunst / die habe er den Handwercksleuten ausgesteuret. Die Fünffte habe er geheissen Hypocrisis, Jungfrau Heucheley und Gleißnerey / die habe er den Geistlichen zugegattet. Die sechste habe geheissen Superbia, Jungfrau Stoltz und Pracht / die habe er dem weiblichen Geschlechte zugeordnet. Die siebende und jüngste Tochter habe geheissen Scortatio, Jungfrau Unzucht und Hurerey / diese / als das liebste Kind / hat der Teuffel nicht wollen ausstatten / sondern bey sich zu Hause behalten / und doch deren Art alle Welt wollen gebrauchen lassen / damit der Teuffel desto mehr zu Hauß und Hoff ziehen möchte.


1. Durch des Teuffels Neid ist die Sünde in die Welt kommen.

2. Wer Sünde thut / der ist vom Teuffel.

3. Hüte dich / O Mensch! für Ehrsucht / Geitz / Falschheit / Neid / Heucheley / Stoltz und Hurerey.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 677-678.
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