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[676] Als im Jahr Christi 1130. Käyser Friedrich den Landgraffen in Thüringen Fridericum mit dem Zunahmen Ferreum oder den Eisernē besuchte / und er Ihrer Majestät auff Begehren das Schloß zu Naumburg zeigete / gefiel solches dem Käyser wol / allein / sagt er / es fehlete ihm nichts / dann eine Mauer. Der Landgraff antwortet: Er fragte darnach so viel nicht / dann wann er eine Mauer drum haben wolte / so solte es ihm daran nicht fehlen / er wolte sie gar eilends und geschwind zu wege bringen. Der Käyser fragete /[676] wie bald er dann meynete / daß ers zu Werck richten wolte. Ey / sprach der Landgraff / ich hoffe es in dreyen Tagen zu wege zu bringen. Darüber lächelte der Käyser und sagte: Wann er gleich alle Steinhauer und Mäurer beysammen hätte / so wäre ihnen doch / solche zu verfertigen unmöglich. Was geschicht? Der Landgraff lässet alsobald seine Ritterschafft / Graffen und Herren / samt ihren Unterthanen auffgebieten /stellet sie des Nachts um das Schloß herum / in solcher schönen Ordnung / daß an dem Ort / da ein Thurm stehen solte / ein Graff oder sonst ein tapfferer Cavallier seinen Stand halten muste. Da nun diese Ordnung angestellet / gieng er zum Käyser ins Gemach / und berichtete Ihre Majestät / die Mauer wäre fertig / wann es derselben beliebig / könte sie unbeschwert zum Fenster hinaus sehen. Der Käyser thats /und siehe / da war um das Schloß herum eine Mauer /nicht von Kalck und Steinen / sondern von tapffern und wolbewehrten Männern / verwunderte sich darüber zum höchsten / und sprach / daß er die Zeit seines Lebens keine schönere Mauer gesehen hätte.
1. Treue der Unterthanen ist der Fürsten beste Mauer.
2. Wer GOtt zum Schutz hat / ist wol vermauret.
3. Die Engel lagern sich um die her / so GOtt fürchten.