25. Einen Eltern-Mörder verrathen seine Schuhe.

[679] Ich will noch ein Exempel bringen / daß man sehe /wie GOtt so wunderbar unschuldige Mordthaten offenbahre / das erzehlet D. Joh. Quistorpius in seinen so genanten Perpetuo Mobili oder Gewissens-Predigten / Conc. 10. p.m. 85. folgender Gestalt. Von einem Nagelschmidt in Königsberg lesen wir in der Preußischen Chronica / daß er mit einer grossen eisernen Mörser-Keulen seinen Vater und Mutter habe zu tode geschlagen / nimmt das Geld / welches er in seiner Eltern Hauß findet / hinweg / kaufft ihm vom Schuster darauff ein paar neue Schuh / lässet die alten Schuh stehen / welche wurden hinter die Banck geworffen. Unterdessen ist viel Redens von dem erschlagenen Nagelschmidt in der Stad / niemand gedencket darauff / daß der Sohn solte seine eigene Eltern erschlagen haben. Wie aber nach etlichen Tagen des Schusters Junge die Werckstatt rein machet / findet er unter andern alten Schuhen einen Schuh / der mit Blut bespritzet / zeiget es dem Meister: der erinnert sich / daß des Nagelschmids Sohn neulich von ihm habe ein paar Schuh gekaufft / und die alten hätte stehen lassen. Der Schuster kömmt auff die Gedancken / ob vielleicht der Sohn möchte Vater und Mutter erschlagen haben /gehet hin zum Richter / erzehlet ihm den Handel. Der Richter lässet den Nagelschmied zu sich fordern / sagt ihm / daß man Blut auf seinen Schuhen finde / die er beym Schuster / bald nach seines Vaters Tod / gelassen / welches keine geringe Anzeigung wäre / daß er seine Eltern ermordet habe. Der Junge erschrickt / bekennet die That / und ist darauff durch den Scharffrichter mit Zangen gezogen und gerädert worden. Die Keule soll noch biß auff[680] den heutigen Tag an den Kniephofer Rath-Hause hangen / und / wie man sagt /nimmer stille hängen / sondern sich stets bewegen /etc.


1. Auch die todten und leblosen Creaturen müssen die sündlichen Wercke entdecken.

2. Auch die Steine in den Mauren schreyen / und die Balcken am Gesperr werden ihnen antworten.

3. Hüte dich auch für heimlichen Sünden.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 679-681.
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