30. Fabel vom Zwerch / der grösser begehrete zu seyn.

[685] Man erzehlet eine Fabel von einem Zwerch / der etwa aus Fürwitz von dem Gott Jupiter begehret / daß er ihn doch grösser machen wolte. Da nun der Gott Jupiter dem kleinen Närrlein zu willen war / und aus ihm einen grossen Riesen machte / gefiels ihm zwar anfangs gar wol / und dauchte ihn gut seyn / daß er auch / wie andere Leute / groß und breit herein treten konte. Aber es stund nicht lange an / so gereuet es ihn / daß er groß zu werden iemahls begehret hatte. Dann in seinem vorigen Gemach konte er nicht wohnen /das war ihm zu niedrig; seine vorigen Kleider konte er nicht tragen / die waren ihm zu klein;[685] Er konte auch nicht genug essen / dann er hatte einen grössern Bauch / so wolte ihn auch niemand mehr zu Gaste bitten / denn er war nicht zu füllen. Summa: Jedermann hielt ihn für einen grossen Oelgötzen. Da mercket er erst / wie er so thöricht gehandelt / und wäre gern mit Ehren wieder klein gewest / wann es hätte geschehen können.


1. Niemand ist mit seinem Stande zufrieden.

2. Stultus und der grobe Stoltz wachsen gern auff einem Holtz.

3. GOtt muß sich offt meistern lassen von seinem Ge schöpff.

4. Mancher weiß nicht was er bittet.

5. Durch Schaden wird man klug.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 685-686.
Lizenz:
Kategorien: