39. Von der Mohren Sonnen-Tisch.

[694] Bey dem Cœlio Rhodigino, Herodoto, Solino ũd Pomponio Mela, wie auch bey dem Kirchen-Lehrer Hieronymo wird gedacht eines weitbeschriehenen und die gantze Welt in hohe Verwunderung ziehenden Sonnen-Tisches bey den Mohren. Daraus kan man folgende Beschreibung fassen.[694]

Die Mohren / (bey denen die Sonne am kräfftigsten ist / wie aus der schwartzen eingebrannten Farbe zu ersehen stehet /) welche gleich andern Völckern mehr die Sonne / als den höchsten und mächtigsten GOtt angebetet / haben derselbigen einen Tisch gesetzt und zubereitet mit solcher sinnreichen Kunst / daß es das Ansehen gewonnen / als hätten nicht Menschen / sondern ihr vermeynter GOtt / die Sonne selbst / denselbigen ihn zubereitet und dargestellet. Denn da sahe man keine auffwartende Diener / es funden sich keine aufftragende Hände / man wurde nicht gewahr einiger kochenden und zurichtenden Köche: Sondern auff eine gewisse Zeit ward man auff einem sandichten Platz gewahr eines Tisches / befüllet mit den allerniedlichsten und nur erdencklichen wolschmeckenden Speisen / da giengen hin / welche nur lüstet und beliebte ohne Unterscheid / und assen / so viel sie wolten. Hiemit wolten sie die grosse Macht und Krafft der Sonnen erweisen / als welche solche Speisen ihnen zurichtete / wolten auch die Geniesser derer desto mehr verbinden / die Sonne / als ihren Gott und alles Guten Geber / anzubeten / welche ihnen auch in der Wüsten / da nichts als Sand und dürre Erde / eine solche Lust machte. In Warheit / die Fürsten und Vornehmsten des Morgenlandes haben dieses prächtige Mahl dermassen künstlich und verborgen angerichtet /daß sie fast die gantze Welt beredeten / die Sonne wäre selbst Anrichterin desselbigen prächtigen und von niedlichkeit überflüssenden Speise-Tisches. Der König Cambyses, wie es ihm zu Ohren gekommen /hat ers in so hohe Verwunderung gezogen / daß er seine Gesandten dahin geschicket / sich zu erkundigen / ob es in Warheit[695] also sey. Der H. Hieronymus gedencket / daß der wegen seiner Zauberey weit und breit beschrieene Schwartzkünstler Apollonius Thyaneus, um solchen Weltberuffenen Sonnen-Tisch zu sehen / noch eine fernere Reise durch unterschiedene Provincien und Länder / als durch Persien / Scythien /Babylonien und Chaldäa etc. dahin gezogen.


1. Die Welt ist voller Aberglauben.

2. Die Heyden haben GOttes Warheit verwandelt in die Lügen / und haben geehret und gedienet dem Geschöpffe mehr / denn dem Schöpffer.

3. Die wahre Sonne der Gerechtigkeit / Christus JEsus / hat mit GOtt dem Vater und H. Geist dem Adam und allen Creaturen in der Ersten Schöpffung einen wunderbaren Tisch bereitet / der erhält uns auch alle Tage.

4. Der hat die Israeliten in der Wüsten 40. Jahr mit Himmel-Brodt gespeiset: Wie auch so viel tausend Menschen im N. Testament.

5. Er bereitet uns einen wunderbaren Tisch im H. Abendmahl / darzu lasset uns mit Verwunderung und mit Lust treten.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 694-696.
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