45. Exempel der Brüder-Mörder und derer Straffe.

[701] Ich wil nicht anführen die Exempel der Schrifft / die ihre leibliche Brüder ermordet haben / sondern nur dißmal verbleiben bey den Profan-Historien / da man viele solcher auffgezeichnet findet.

Vom Cambyse, Königs Cyri Sohn / lieset man /[701] daß er seinen eigenen Bruder durchs Schwerdt erwürgen lassen / und darauff seine eigene Schwester zur Ehe genommen. Als er sie aber hernach / wegen ihres Bruders Tod von ungefehr weinen siehet / wird er über sie ergrimmet / sticht sie todt / da sie schweres Leibes gewesen. Aber er ist der Straffe nicht entgangen / denn wie er von seinem Pferd sich schwingen wollen / ist ihm sein Schwerdt ausgeschlossen / und hat sich damit selbst erstochen.

Der König Xerxes erstach seinen eigenen Bruder Masisten, daß er mit dessen Tochter Blut-Schande treiben möchte / aber er ist wieder erstochen worden.

Typho hat seinen Bruder Osirin, der ältesten Könige in Egypten einen / nicht allein erwürget / sondern noch in 26. Theil zerhauen / und einem ieden / der diesen Mord beschlossen / ein Theil zugeschickt. Aber er ward wieder von der Iside, Königs Osoris seines Bruders Gemahl / mit allen seinen Consorten umgebracht / das war sein verdienter Lohn.

Antonius Bassianus Caracalla. der 19. Römische Käyser / Käysers Severi Sohn / erstach seinen Bruder den Getam, seiner Mutter in dem Schooß / begehrte von dem vornehmsten Juristen Papiniano, er solte diesen seinen Bruder-Mord entschuldigen: Als er aber solches nicht thun wolte / sondern vorgab: Es sey leichter einen Bruder-Mord zu begehen / als zu entschuldigen / ließ er ihn gleich darauff erstechen / ward aber wieder elend erstochen.

Lecho erwürget seinen Bruder Cracum, einen König in Polen auff der Jagt / zerriß ihn jämmerlich in Stücken / und gab für er wäre also von wilden Thieren zerrissen; Aber er ward wieder ins Elend verjaget / und muste darinn für Leid sterben.

[702] Alphonsus bracht seinen Bruder Johannem Diatium schändlich um sein Leben / darum / daß er die Evangelische Religion hatte angenommen / aber er hatte sich auff dem Concilio zu Trient in seinem Stalle an seines Pferdes Hals selbst erhencket.


1. Der leidige Cainische Mord-Teuffel ist noch ausgelassen.

2. Ach GOtt! ein Bruder ist des andern Teuffel.

3. Mordthaten bleiben nicht ungestraffet.

4. Halt deine Hände rein von Blut-Schulden.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 701-703.
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