54. Bild der Ewigkeit.

[712] Nach dem Gezeugniß Drexelii im Büchlein de Æternitate haben die lieben Alten die Ewigkeit unter andern in einem feinem Gemählde vorgestellet / also: Es war gemahlet eine grosse schreckliche Höle / umgeben mit einer Schlangen / die sich in die Runde geleget / daß sie mit ihrem Kopff den Schwantz erreichen und abbeissen konte. Auff der[712] rechten Seiten der Höle stund ein Jüngling mit einem schönen Angesicht / der hielt in seiner rechten Hand einen Bogen mit Pfeilen /in der lincken aber eine Harffe. Gegen ihm über / und gleich in dem Antritt der Höle saß ein alter Mann /der wendet sein Angesicht auff eine Taffel / zu schreiben / was ihm der Jüngling würde angeben. Zur lincken der Höle sitzet eine alte Matron / mit runtzlichtem Angesicht und grauem Haupte. Zum Eingang der Höle waren vier Staffeln / immer eine höher als die andere / die erste war eisern / die andere war ehern /die dritte silbern / die vierdte gülden. Auff den Staffeln waren kleine Kinder / die ihre Kurtzweil in guter Sicherheit trieben. Die Erklärung ist folgende. Die Höle bedeutet die unbegreifliche Ewigkeit. Die runde Schlang bedeutet die Zeit / die kein Ende hat. Der Jüngling bildet ab unsern GOTT / der allezeit bleibet und an Kräfften nicht abnimmt. Die Pfeile bedeuten GOttes zeitliche und ewige Straffen. Die Harffe zeuget an die Freude der Auserwehlten. Der alte Mann mit der Taffel bedeutet die ewige Erwehl- und Fürsehung / nach welcher alle für Gott seyn auf einen Denck-Zettel geschrieben. Die Matron mit den grauen Kopff bildet ab die gantze Natur / die freylich alt und kalt / und weiset / daß sie bald fallen will. Die vier Staffeln bedeuten die vier Monarchien / die vier Zeiten des Jahrs / und die vier Alter des Menschen / da er immer von einer Staffel zu der andern schreitet. Die Kinder / so auff der Staffel hie und da lauffen und spielen / bedeuten die Weltkinder / die sicher dahin leben.


1. Die Ewigkeit kan uns nicht gnug vorgemahlet werden.

2. Die Ewigkeit hat kein Ende.

[713] 3. GOtt ist zwar barmhertzig / aber er ist auch gerecht und straffet schröcklich.

4. O Mensch bedencke die ewige Hölle.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 712-714.
Lizenz:
Kategorien: