71. Von etlichen fürwitzigen Grübelrn der Zeit des Jüngsten Tages.

[729] Es haben sich unterschiedliche spitz-kluge Leute gefunden / welche sich unterstanden / dem HErrn Christo in die Cantzeley zu steigen / und mit ihrer Vernunfft auszuspeculiren / in welcher Zeit / Jahr / Tag und Stunden der Jüngste Tag kommen werde. Nur etlicher zu gedencken.

Elias / ein Jüdischer Rabbi / hat also geweissaget: Weil GOtt in 6. Tagen Himmel und Erden erschaffen / so werde auch nach verflossenen 6000. Jahren am 7. Tage er alles in einen Hauffen werffen. Eusebius l. 5. c. 16. schreibet / daß A.C. 174. eine Prophetin Nahmens Maximilla auffgestanden / welche fürgegeben: Nach mir wird keine Prophetin mehr seyn / sondern der Welt Ende.

Arnoldus de Nova Villa hat den periodum und das Ende der Welt bestimmet / auff 1345. Jahr.

Melchior Hoffmann hat gesetzet das 1527.

Zu Lutheri Zeiten ist einer gewesen / mit Nahmen Stifelius, Pfarrher in Lochau / der schrie aus / daß nach Christi Geburt die Welt stehen werde 1533. Jahr / 10. Monat / 2. Wochen / und werde untergehen am Lucas-Tag / Montags um 8. Uhr / beredet seine Bauren / daß sie alles auffzehreten: Und als sie auff den bestimmten Tag in der Kirchen des Jüngsten Tages erwarteten / derselbe aber nicht kommen wolte / wird er zu Schanden / etc.

Johannes Regiomontanus Mathematicus hat für gegeben / der Jüngste Tag werde Anno 1598. kommen / von welchem Jahr ein grosses Geschrey gemacht worden.


Wann man wird zehlen achtzig acht /

Das ist das Jahr / das wohl betracht.[730]

Geht die Welt alsdann nicht unter /

So geschehn gewißlich grosse Wunder.


Etliche haben gesetzt das 1613. Jahr weil das Wort JVDICIVM die Jahr-Zahl in sich begreifft / etc.


1. Uns gebühret nicht zuwissen Tag oder Stunde.

Machet / daß ihr bereit seyd / denn ihr wisset nicht /wenn des Menschen Sohn kommen wird.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 729-731.
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