84. Von einem Bischoff / der mit ein Küriß müssen im Gefängniß sitzen.

[743] Daß offtermals / insonderheit vor unsern Zeiten / die geistlichen Bischöffe eine Zeitlang den geistlichen Habit an Nagel gehangen / die Bibel unter die Banck gestecket / das Gebetbuch in den Winckel geworffen /und an deren Stelle das Schwerdt angegürtet / und den Harnisch und die[743] Sturm-Hauben angezogen und aufgesetzt haben / solches ist zu ersehen aus folgender Historien.

Als der König in Engelland Richardus Krieg führete mit dem König von Franckreich im Jahr 1195. und jener wider diesen obsiegete in der Schlacht / da hat er unter andern auch bekommen einen Bischoff gefangen / der in einem gantzen Küraß daher ritt. Der König ließ ihn fragen / wer er wäre / und als er verstanden / daß er ein geistlicher Bischoff wäre / hat er ihn mit seinem gantzen Küraß in einen Thurm setzen lassen / und Leute und Wächter dazu bestellet / die darnach sehen solten / daß er seinen eisernen Chor-Rock Tag und Nacht anbehalten muste. Denn weil er /wider seinen Beruff / zu solchem Meßgewand Lust gehabt hatte / so sprach der König / solt ers auch behalten. Da nun der Bischoff mit dem Küraß eine geraume Zeit geplaget ward / liessen seine Freunde die Sache an den Pabst Cœlestinum gelangen / der schrieb an den König von Engelland / und vermahnet ihn / er wolte seinen Sohn den Bischoff nicht so übel tractiren / sondern ihn wieder auf freyen Füssen stellen. Aber der König Richard ließ sichs nicht viel angehen / doch nahm er dem Bischoff seinen Harnisch ab / schickt ihn dem Pabst zu / und schrieb dabey keine andere Worte / denn die / welche Jacobs Söhne zu ihrem Vater sagten / als sie ihm das blutige Gewand ihres Bruders Josephs brachten: Diesen haben wir funden / besiehe / obs deines Sohns Rock sey oder nicht. Darüber der Pabst nicht wenig schamroth werden müssen.


1. Was deines Amts nicht ist / da laß deinen Fürwitz.

2. Wer GOttes Wort lehren soll / der kan keiner andern Arbeit warten.

3. Wer Gefahr liebet / der kommt drinn um.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 743-744.
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